Dr. Mario Theissen im Interview
Der BMW-Motorsportdirektor über einen Rennsonntag, den man am liebsten aus dem Saisonheft streichen würde
(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Am Samstagnachmittag sah für BMW-Williams noch alles gut aus, als man beide Autos in die erste Startreihe stellen konnte. Doch dann begann die Serie von Pleiten, Pech und Pannen. Im Rennen starb Juan-Pablo Montoya auf Pole Position stehend der Motor ab, der Kolumbianer musste von hinten starten und schied wenige Minuten später mit Motorschaden aus. Teamkollege Ralf Schumacher stand beim zweiten Start noch aufgebockt, weil sich das Team in der Zeit verschätzte und so musste auch er von ganz hinten starten. Im Rennen anschließend hatte der Kerpener keine Chance, weil man ihn in Erwartung Regens mit zu viel Heckflügel ins Rennen geschickt hatte. So fehlte der Top-Speed auf der Geraden, weswegen ihn die Gegner überholen konnten, umgekehrt jedoch nicht. Nach einem verpatzten Boxenstopp, bei dem ein Rad nicht montiert werden konnte, kam er als Siebter außerhalb der Punkte ins Ziel.

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Theissen: So viele Probleme wie in der ganzen Saison zusammen!
Frage: "Was sagt man über so einen Tag?"
Dr. Mario Theissen: "Heute hatten wir in einem Rennen so viele Probleme, wie man sie normalerweise in eine ganzen Saison hat! Juan-Pablos Motor ging in dem Moment aus, in dem er die Kupplung aktivierte und ich kenne bis jetzt noch nicht den Grund dafür. Das zweite Problem war jenes von Ralf beim zweiten Starts - das Auto war nicht zum Losfahren bereit. Er musste deshalb dem ganzen Feld hinterherfahren. Dann hatten wir den Motorschaden. Ich kenne bis jetzt den Grund noch nicht, ob der Motor Schuld war oder ob es ein Grund in der Peripherie war wie in dem Ölkreislauf oder so etwas. Wir hatten einen Boxenstopp, bei dem der Schlagschrauber nicht funktionierte und im ganzen Rennen war das Auto langsam, einfach zu langsam. Wenn man dies alles zusammenzählt, dann endet man mit null Punkten."
Frage: "Was passierte mit Ralf?"
Theissen: "Ich weiß es nicht. Zu diesem Moment war ich auf dem Weg von der Startaufstellung zur Garage und ich weiß noch nicht, was passiert ist."
Frage: "Der heutige Tag hat vielleicht gezeigt, dass es noch Probleme gibt, die ausgemerzt werden müssen. Glauben sie, dass sie während den letzten Rennen vor der nächsten Saison beseitigt werden können?"
Theissen: "Jedes Problem kann gelöst werden und nur ein Top-Team ist in der Lage, alle Probleme zu lösen. Heute war ein Spiegelbild von dem, was wir schon die ganze Saison über gesagt hatten. Wir sind noch kein Top-Team. Wir haben Tage, in denen wir wie gestern top sind. Aber ein Top-Team ist in der Lage, an jedem Tag auf jeder Strecke gut zu sein und da haben wir noch einen sehr langen Weg vor uns."
Frage: "Warum hat Ralf so viele Probleme gehabt? Er schien keinen Speed zu haben, um die Leute zu überholen?"
Theissen: "Nun, von dem was ich gesehen hatte, war das Auto auf der Geraden langsam, langsamer als erwartet und wir müssen uns über das Setup des Autos unterhalten."
Frage: "Habt ihr mehr Downforce als die anderen gefahren?"
Theissen: "Ich würde sagen, dass dies eine Frage ist, die sie Patrick fragen sollten!"
Frage: "Hat sie der Forschritt von Renault in diesem Jahr überrascht?"
Theissen: "Es war wirklich beeindruckend, was sie heute geleistet haben. Scheinbar hat das ganze Paket einen Schritt nach vorne gemacht. Ich weiß nicht, wie sehr das mit dem Auto oder dem Motor zu tun hat, aber alles in allem war das sehr beeindruckend."
Frage: "Gibt es Bedenken, dass ihr Motor mit dem großen Zylinderkopföffnungswinkel der richtige Weg ist?"
Theissen: "Nein. Ich denke, sogar hier war der Motor nicht der entscheidende Faktor. Es gab ein paar große Unterschiede zwischen den Motoren, aber wenn man sich anschaute, wo die Autos im Rennen standen, so ist es klar, dass ein einzelnes Detail des Motorenkonzepts nicht über die Konkurrenzfähigkeit des ganzen Teams und des ganzen Autos entscheiden kann."
Frage: "Wie zuversichtlich sind sie im Hinblick auf Monza?"
Theissen: "Generell bin ich natürlich sehr zuversichtlich. Wir müssen nach heute eine Menge arbeiten, um sicher zu stellen, dass dies nicht noch einmal vorkommen wird. Ich habe schon oft gesagt, dass man nur gewinnen kann, wenn alles perfekt läuft. Für mich ist es besser, wenn es einmal nicht gut läuft als vier Rennen zu haben, in denen einmal die Reifen, einmal das Auto, einmal der Motor und das andere Mal der Fahrer nicht in Ordnung ist. Also hoffe ich, dass dies alles war, was wir in dieser Saison durchmachen mussten!"

