• 27.03.2011 15:49

  • von Dieter Rencken

Domenicali: "Wir schauen nicht auf die anderen"

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali ist davon überzeugt, dass Fernando Alonso ohne das Pech in der ersten Kurve am Ende weiter vorne gelandet wäre

(Motorsport-Total.com) - Nach den Wintertests galt Ferrari noch als Red-Bull-Verfolger Nummer eins. Kein anderes Team spulte so zuverlässig und schnell seine Runden ab. Vor allem in Longruns schienen die Roten besonders konkurrenzfähig zu sein. Im Rennen von Melbourne hatte Ferrari allerdings keine realistische Chance auf den Sieg. Teamchef Stefano Domenicali gibt im Interview zu, die Gründe für das schwache Abschneiden noch nicht zu kennen.

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali (Teamchef)

Stefano Domenicali weiß auch nicht, warum Ferrari in Melbourne hinterher fuhr

Frage: "Stefano, Ihr hattet ein fantastisches Winterprogramm: sehr schnell, zuverlässig, guter Reifenverschleiß. Allerdings schien sich das nicht auf dieses Wochenende zu übertragen. Habt ihr schon irgendwelche Anhaltspunkte dafür, woran es gelegen haben könnte?"
Stefano Domenicali: "Das ist richtig. Wir müssen verstehen, warum wir an diesem Wochenende nicht die Leistung gezeigt haben, die wir von uns selbst erwarten. Wir schauen nicht auf die anderen. Dies ist die Hauptsache, die wir zuhause analysieren müssen, um sicherzustellen, dass es in Malaysia nicht wieder passiert. Dieses Wochenende ist im Hinblick auf die Performance ganz sicher nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten."

"Zum Rennen muss ich in Bezug auf Fernando sagen, dass er als Neunter nach der ersten Runde in einer wirklich schwierigen Lage war. Er ist ein fantastisches Rennen gefahren und hätte sicherlich um einen Platz auf den Siegertreppchen kämpfen können, schließlich wurde die Strecke schneller und schneller. Es war einfach ein unglückliche Situation, denn in der ersten Kurve gab es eine Menge Verkehr und er war außen festgeklemmt. Ansonsten wäre das Rennen ganz sicher total anders verlaufen."

Frage: "Wir sahen heute das erste Rennen seit der Wiedereinführung von KERS. Was hälst du davon? Und wie ist deine Meinung über die Flügel von Red Bull? Weißt du, ob irgendwelche Teams deswegen bei der FIA vorstellig werden?"
Domenicali: "KERS ist eine Frage der Balance. An unserem Auto hat KERS beispielsweise recht gut funktioniert. Als am Anfang Button hinter Felipe lag, konnten wir es kompensieren, dass Jenson seinen Heckflügel in Verbindung mit KERS benutzte. Insofern war es für uns sehr nützlich. Wie die Balance mit KERS bei den anderen aussah, kann nicht beantworten."

"Was die Frontflügel von Red Bull angeht, so lautet mein Ansatz im Sport grundsätzlich so: So lange mir keiner sagt oder der FIA zeigt, dass etwas nicht korrekt ist, muss ich denjenigen gratulieren, die einen guten Job gemacht haben. Das ist mein Ansatz und sollte sich etwas ändern, wäre es anders, aber so muss ich ihnen gratulieren. Zumindest mit Sebastian waren sie sehr schnell und hatten ein sehr gutes Auto. Wir wissen zwar nicht, was mit Mark war, aber wir waren vor ihm. Wie ich vorhin schon gesagt habe: Hätte Fernando nicht diese Situation in der ersten Runde gehabt, wäre das Rennen etwas anders verlaufen."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Australien


Frage: "Es gab mit KERS, den verstellbaren Heckflügeln und den neuen Reifen drei große Veränderungen gegenüber dem Vorjahr. Trotzdem scheint sich in Sachen Überholvorgänge nicht viel verändert zu haben. Lag das deiner Meinung nach an der Strecke und wird es sich verbessern oder haben wir die selbe Situation wie in der Vergangenheit?"
Domenicali: "Das ist eine gute Frage, ich weiß es nicht. Wir müssen es abwarten. Wir hatten schon erwartet, dass er Effekt des Heckflügels nicht so offensichtlich sein würde, denn die Länge [der Start-Ziel-Geraden; Anm. d. Red.] ist nicht so groß. Und dann muss man das bedenken, was du zuvor erwähnt hast: man benutzt KERS, um sich in bestimmten Situation zu verteidigen. Wir müssen also abwarten. Darüber hinaus müssen wir auch in Sachen Reifenverschleiß dazulernen, denn das hat einen Effekt auf die Strategie."

Frage: "Was denkst du über das Überholmanöver von Button gegen Massa und der folgenden Bestrafung? Ihr hattet mit Fernando im vergangenen Jahr in Silverstone eine ähnliche Situation. Sollten die Bestrafungen klarer sein, benötigt ihr von der Rennleitung eine Leitlinie oder ähnliches?"
Domenicali: "Um ehrlich zu sein, ich finde, dass diese Situation ziemlich eindeutig war. Ich denke, dass das Verhalten der Kommissare korrekt war. Als ich danach gesehen hatte, dass Jenson in der Schikane abgekürzt hatte, war es umso klarer. Denn im Reglement steht ganz klar, dass man die Streckenführung respektieren muss. Die Stewards hätten sicherlich anders gehandelt, wenn Jenson Fernando vorbeigelassen hätte."