• 13.03.2012 19:41

  • von Dominik Sharaf

Domenicali im Red-Bull-Zyklus: "Wir werden zurückkehren"

Hoffnungsschimmer oder Durchhalteparolen? Ferrari-Chef Stefano Domenicali glaubt an den neuen Auspuff und den Geist der "Squadra Azzurra"

(Motorsport-Total.com) - Ferrari konnte bei den Wintertests in Barcelona von allen Topteams am wenigsten überzeugen, aber Stefano Domenicali würde einen geschenkten dritten Platz trotzdem nicht annehmen: "Ich würde gar nichts unterschreiben", stellt der Chef der Scuderia kurz vor dem Auftakt in Melbourne klar. "Vielleicht passiert das Gleiche wie 1982, als Italien bei der Fußball-WM einen schlechten Start erwischte, aber dann am Ende gewann, als es drauf ankam."

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali (Teamchef), Christian Horner (Teamchef)

Stefano Domenicali (links) schreibt Kollege Christian Horner die Favoritenrolle zu

Vor 30 Jahren hatte die "Squadra Azzurra" im Vorfeld des Turniers in Spanien Freundschaftsspiele gegen Frankreich sowie die DDR verloren. Mit drei mageren Remis gegen Polen, Peru und Kamerun verlief der Start alles andere als optimal: Die Medienschelte in der Heimat fiel hart aus, der Kopf von Trainer Enzo Bearzot sollte rollen. Dann kam die Wende: Italien wurde mit einem 3:1 im Finale gegen die bundesdeutsche Auswahl nach 44 Jahren erstmals wieder Weltmeister.


Fotos: Ferrari, Testfahrten in Barcelona


Also ein Sinnbild für die Formel-1-Saison 2012? "Wir haben unsere Ingenieure beauftragt, ein extremes Auto zu bauen. Nur so würden wir in der Lage sein, die Lücke zur Spitze zu schließen", sagt Domenicali. Die erste Auspuffkonstruktion am F2012 sei vielversprechend gewesen, habe Ferrari aber überhitzte Reifen und Haltbarkeitsprobleme beschert. "Wir mussten sie also verändern, auch wenn wir damit nicht glücklich waren", erklärt der 46-Jährige, dessen Team immer noch über einer stabilen Variante des ursprünglichen Auspuffs brütet. Vor dem Mugello-Test im Mai wird es allerdings keine Ausfahrt mit dem neuen Endrohr geben.

Lehren aus der Schumacher-Ära

Stefano Domenicali (Teamchef), Michael Schumacher

Gemeinsame Leidenzeit: Domenicali und Schumacher haben es überstanden Zoom

Domenicali ordnet die Red-Bull-Dominanz als natürlichen "Sport-Zyklus" ein und verweist darauf, dass es in der jüngeren Vergangenheit viele solcher Phasen gegeben hat: die Jahre 2005 und 2006, die Renault mit Fernando Alonso prägte, oder die Brawn-Saison 2009. "McLaren hat dagegen nur einen Konstrukteurs- und einen Fahrertitel gewonnen, Mercedes lediglich zwei Podiumsplätze in drei Jahren eingefahren", bilanziert der Scuderia-Teamchef und folgert: "Im Moment sind wir im Red-Bull-Zyklus." Durchhalteparolen aus Maranello? Nicht für Domenicali. "Ich habe in der Schumacher-Ära Erfahrung gesammelt und weiß, wie sehr wir auf dem Weg dahin gelitten haben. Ferrari wird auf die Siegerstraße zurückkehren, weil die Grundlagen vorhanden sind."

Wenige Tage vor dem Saisonstart in Melbourne sieht Domenicali seine Scuderia dennoch nicht als Topfavoriten: "Red Bull liegt an der Spitze." In Maranello lassen die Verantwortlichen wenige Kandidaten aus, wenn es um die Punkteränge geht: Domenicali rechnet auch mit McLaren und Mercedes, die im Vergleich zur Vorsaison einen Schritt voran gemacht hätten. Lotus sähe stark aus, ergänzt der Teamchef, um gleich darauf die Performance von Force India und Toro Rosso zu loben. "Es könnte einige Überraschungen geben", prognostiziert Domenicali mit Blick auf das Rennen im Albert Park. "Ich rechne damit, dass das Feld wesentlich enger zusammenliegt als noch 2011."