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  • 04.11.2012 19:29

  • von Dieter Rencken

Domenicali: "Haben das Maximum herausgeholt"

Teamchef Stefano Domenicali ist mit der Ferrari-Performance in Abu Dhabi zufrieden - Bis zum Finale will die Scuderia um den WM-Titel kämpfen

(Motorsport-Total.com) - Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali sah beim Grand Prix in Abu Dhabi eine weitere starke Leistung seines Spitzenfahrers Fernando Alonso. Von Startplatz sechs arbeitete sich der zweifache Weltmeister nach vorne und setzte in den letzten Runden noch den späteren Sieger Kimi Räikkönen (Lotus) unter Druck. Platz zwei war das Maximum in der vorhandenen Situation. WM-Konkurrent Sebastian Vettel (Red Bull) belegte allerdings Rang drei, weshalb Alonso nur drei Punkte gutmachen konnte. Vor den letzten beiden Rennen beträgt sein Rückstand zehn Zähler. Im Gespräch macht Teamchef Domenicali klar, dass man bis zum Ende um den Titel kämpfen wird.

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali (Ferrari-Teamchef)

Die Hoffnung stirbt zuletzt: Stefano Domenicali glaubt an den WM-Titel Zoom

Frage: "Ist die Tatsache, dass euer Titelrivale aus der Box gestartet ist und hinter Fernando Dritter geworden ist, ein Weckruf für eure Performance?"
Stefano Domenicali: "Ich brauche ehrlich gesagt keinen Weckruf, weil uns das nicht hilft. Wir wissen, dass wir unser Auto verbessern müssen, egal ob er von vorne oder von hinten startet. Direkt nach dem Qualifying war unser Resultat sehr gut, denn wir haben den Rückstand reduziert. Dadurch dass Vettel dann als Letzter losfahren musste, hatten wir natürlich auf mehr Punkte gehofft. Er ist ein tolles Rennen gefahren, aber er konnte die beiden Safety-Car-Phasen perfekt nutzen."

"Das können wir nicht kontrollieren. Wir müssen uns auf unseren Job konzentrieren und wir müssen unser Tempo im Qualifying verbessern. Das ist derzeit unser größter Schwachpunkt. Fernando ist ein unglaubliches Rennen gefahren. Am Ende konnte er Kimi attackieren. Leider hat er Kimi nicht in der DRS-Zone erreicht, denn dann hätten es zwei interessante letzte Runden werden können. Kimi ist ein gutes Rennen gefahren und ich freue mich für ihn."

Frage: "Hat dich das Ergebnis von Sebastian überrascht, oder war es für dich normal?"
Domenicali: "Es hat mich nicht überrascht, denn er ist stark und hat im Moment das beste Auto. Er ist auf Attacke gefahren. Wie gesagt, er konnte durch die Rennsituationen mehr Boden gutmachen. Bei der ersten Safety-Car-Phase wurde sein Rückstand von 22 auf zehn Sekunden reduziert. Eine Runde vor der zweiten Safety-Car-Phase absolvierte er seinen Boxenstopp. Diese Umstände kann man nicht kontrollieren. Er konnte die Situation maximieren."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Abu Dhabi, Sonntag


Frage: "Wie bewertest du die Updates?"
Domenicali: "Ich kann nicht auf Details eingehen, aber ich möchte nur darauf hinweisen, was McLaren bei den letzten beiden Rennen gemacht hat. Vor einigen Rennen waren sie nirgendwo, aber hier war ihre Performance fantastisch. Unsere Ingenieure müssen bis zum letzten Zeitpunkt das Auto verbessern. Wir müssen perfekt sein. Wenn es am Ende dann nicht reicht, dann werden wir weitersehen, aber diese Herangehensweise müssen wir verfolgen."

Frage: "Es war das erste Rennen für die Upgrades. Wie siehst du das Potenzial, wenn ihr jetzt noch Analysen in der Fabrik vornehmt?"
Domenicali: "Es wird eine wichtige Woche um zu verstehen, was wir getan haben. Wir kommen jetzt an eine Strecke, die wir nicht kennen. Jeder hat Anhaltspunkte vom Simulator, aber ich sehe die Strecke lieber selbst, weil ich Computer nicht so gerne habe. Es ist wichtig, dass wir uns vorbereiten, weil es ein anderer Freitag als normal wird. Die Fahrer müssen viel Streckenzeit zur Verfügung haben, damit sie ihre Referenzpunkte finden. Das richtige Aerodynamikpaket wird ebenfalls wichtig sein, damit wir unsere Performance maximieren können. Die kommende Woche wird interessant für die anstehenden Analysen."

Fernando Alonso

Ferrari-Ass Fernando Alonso eroberte in Abu Dhabi den zweiten Platz Zoom

Frage: "Felipe ist Austin schon am Simulator gefahren. Die Strecke soll eine Mischung zwischen Indien und Südkorea sein. Das waren Red-Bull-Kurse. Machst du dir Sorgen vor Austin?"
Domenicali: "Der Simulator ist etwas anderes als die Realität. Zwei Rennen vor Saisonende müssen wir perfekt vorbereitet sein, weil wir bis zum Ende kämpfen wollen. Wir halten den Spirit bis zur letzten Kurve des letzten Rennens hoch. Sebastian hat beim nächsten Rennen den ersten Matchball. Für uns ist wichtig, dass wir konzentriert und ruhig bleiben. Das ist Racing und wir haben diese Möglichkeit. Wir müssen bis zum Ende kämpfen."

Ferrari will bis zum Schluss um den Titel kämpfen

Frage: "Glaubst du an den Titelgewinnen?"
Domenicali: "Warum nicht? Es ist egal, ob man daran glaubt oder nicht. Wir glauben daran, dass wir immer positiv eingestellt sind, denn wenn man negativ ist, dann hilft es nichts. Sollte eine negative Einstellung helfen, dann würde ich es versuchen. Ich versuche immer das Team in die richtige Richtung anzutreiben. Wir versuchen das Maximum zu geben und am Ende wird zusammengerechnet. Es ist normal, dass wir auf unserer Seite daran glauben müssen. Eine andere Herangehensweise gibt es bei uns nicht."

Frage: "Wie frustriert bist du eigentlich? Zu Beginn des Rennens sah es danach aus, dass es für euch ein sehr guter Tag werden könnte, und am Ende steht Sebastian mit euch auf dem Podium."
Domenicali: "Er ist ein starkes Rennen gefahren. Es gibt nicht mehr zu sagen. Er hat gepusht wie immer. Ob er Glück hatte, kommt auf die Sichtweise an. Das gehört aber zum Spiel dazu, wenn das Safety-Car für dich zum richtigen Zeitpunkt kommt. Man kann es aber nicht kritisieren. Für ihn war es ein perfektes Rennen. Aus unserer Sicht haben wir das Maximum herausgeholt und drei Punkte aufgeholt. Zehn Punkte sind viel. Es kann bis zum letzten Moment viel passieren. Sollte eine Möglichkeit bestehen, dann müssen wir zuschlagen."

Frage: "Ferrari will die WM sicherlich bis zum letzten Rennen offenhalten."
Domenicali: "Das ist unsere einzige Hoffnung, denn wir können in Austin nicht Weltmeister werden. Das ist eine mathematische Tatsache. Wir müssen den Punkterückstand beim nächsten Rennen reduzieren, damit wir beim Finale eine Chance auf den Titel haben. Die Meisterschaft und Fernando würden es sich verdienen."