• 26.06.2002 14:23

Die Urteilsbegründung des FIA-Weltrats im Wortlaut

So lautete die schriftliche Begründung des Motorsport-Weltrats der FIA im Wortlaut im Fall "Ferrari-Stallorder"

(Motorsport-Total.com/dpa) - Nach Prüfung des Berichts des Rennbeobachters und der Anhörung der drei Betroffenen Parteien, Rubens Barrichello, Michael Schumacher und Ferrari, hat der Motorsport-Weltrat folgenden Beschluss gefasst.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher und Rubens Barrichello auf dem Podium

Das war der FIA ein Dorn im Auge: Barrichello steht ganz oben

Das Rennen:
Der Weltrat bedauert die Art, in der die Stallorder beim Großen Preis von Österreich angeordnet und ausgeführt wurde. Dennoch ist es für das Council unmöglich, Sanktionen gegen die Fahrer auszusprechen, weil beide vertraglich an Anweisungen ihres Teams gebunden waren.

Das Council erkennt zudem das langjährige und traditionelle Recht eines Teams an, die Rangfolge seiner Fahrer in der Weise zu bestimmen, wie es glaubt, beide Weltmeisterschafts-Wertungen am ehesten gewinnen zu können. Unter diesen Umständen hat das Council mit einigem Widerwillen entschieden, dass es gegen die Stallorder der Scuderia Ferrari beim Grand Prix von Österreich nicht aktiv werden kann.

Die Siegerehrung:
Den Vorschriften für die Siegerehrung wurde nicht entsprochen. Als Zweitplatzierter stand der Brasilianer Rubens Barrichello auf dem obersten Podestplatz, während die deutsche Nationalhymne für Michael Schumacher gespielt wurde. Michael Schumacher betrat dann die oberste Stufe und beide Fahrer - anstatt nur des Siegers - standen dort, als die italienische Nationalhymne gespielt wurde. Michael Schumacher nahm die Trophäe für den ersten Platz vom österreichischen Kanzler in Empfang, ohne ihm die Referenz zu erweisen, übergab die Trophäe an Rubens Barrichello und nahm dann die Trophäe für den zweiten Platz vom österreichischen Vize-Kanzlerin entgegen.

Es ist die Verpflichtung eines jeden Teams, dass seine vertraglich gebundenen Fahrer die Prozedur der Siegerehrung einhalten und in keiner Weise die nationalen Autoritäten des Gastgeberlandes brüskieren. Der Motorsport-Weltrat hält Rubens Barrichello, Michael Schumacher und die Scuderia Ferrari für schuldig, gegen Artikel 170 des sportlichen Reglements verstoßen zu haben.

Der Motorsport-Weltrat verhängt eine gemeinsame Strafe von einer Million US-Dollar gegen die Scuderia Ferrari, Michael Schumacher und Rubens Barrichello, die zur Hälfte sofort zu zahlen ist und zur Hälfte für ein Jahr zur Bewährung ausgesetzt wird. Die Strafe tritt sofort in Kraft, sollte ein ähnliches Vergehen innerhalb der nächsten zwölf Monate noch einmal vorkommen.