Die Teamchefs und der Mosley-Brief

Der Vorstoß von Max Mosley, nach dem die Teams das Reglement selbst erstellen sollen, wird überwiegend positiv aufgenommen

(Motorsport-Total.com) - Max Mosley schreitet nach dem Verdauen der Affäre um sein Privatleben wieder ins Tagesgeschäft zurück und meldete sich diese Woche mit einem Brief an die Teams zu Wort. Darin schlug er - vereinfacht gesagt - vor, dass die Rennställe selbst bis 3. Oktober 2008 das Reglement für 2011 erarbeiten sollen.

Titel-Bild zur News: FIA-Pressekonferenz in Silverstone

Vier Männer, ein Ziel: In vielen Punkten sind sich die Teamchefs einig...

"Wir stehen diesem Brief aufgeschlossen gegenüber", erklärte Frank Williams im Rahmen der heutigen FIA-Pressekonferenz in Silverstone. "Das Interessante daran ist: Max sagt nicht, dass er es machen will, sondern dass wir selbst die Regeln erstellen sollen und dass er die dann unterschreiben würde." Vorausgesetzt natürlich, die Vorschläge richten sich nach den Grundvorgaben, die Mosley mit auf den Weg gegeben hat.#w1#

Gleiche Ziele, aber welcher Weg?

Diese beinhalten im Wesentlichen eine Senkung der Kosten, eine deutliche Verbesserung der Benzineffizienz sowie die Ermöglichung von mehr Überholmanövern. Dass diese Grundziele erreicht werden sollen, darüber sind sich ohnehin alle einig, doch über die Wege dorthin gibt es unterschiedliche Ansichten. Derzeit scheinen die Teams aber halbwegs an einem Strang zu ziehen, wie Martin Whitmarsh betonte.

"Die Teams haben historisch gesehen nicht immer erfolgreich zusammengearbeitet, aber ich habe das Gefühl, dass es in der Formel 1 momentan die starke Ansicht gibt, dass nicht persönliche Interessen, sondern das Interesse der Formel 1 im Vordergrund stehen sollte", so der McLaren-Geschäftsführer. "Wir müssen sicherstellen, dass der Sport gesund bleibt und sich erneuert." Auch Ross Brawn von Honda hält daher eine Kooperation der Teams für die "beste Lösung".

"Wir alle haben ein Gespür dafür, was gut für unser Geschäft ist. Wir wissen, dass wir wenn möglich die Kosten reduzieren wollen, dass wir eine bessere Show wollen und eine erhöhte Sicherheit. Wenn die Teams gemeinsame Lösungen erarbeiten können, um das zu erreichen, dann wären wir darüber sehr glücklich", sagte der Honda-Teamchef zum Mosley-Vorstoß. "Ich bin optimistisch, dass dies eine gute Chance ist, für die Zukunft gute Lösungen zu erarbeiten."

Forderung nach einer klaren Prozedur

Allerdings ist ihm auch wichtig, "dass diese Lösungen von der FIA verstanden und unterstützt" werden - und genau da liegt der Knackpunkt: Mosley gibt den Teams zwar vage die Kontrolle selbst in die Hand, noch liegen aber keine klaren Prozeduren auf dem Tisch, wie die Regeln formell gesehen eingeführt werden sollen. Wer hat beispielsweise das letzte Wort? Denn niemand hat Lust darauf, hart an den Vorschlägen zu arbeiten, nur damit diese schlussendlich im Papierkorb landen.

Toyota-Teampräsident John Howett möchte daher erst "einen Schritt zurück" gehen und eine klare Prozedur festlegen, idealerweise vor dem Hintergrund eines neuen Concorde-Agreements, das auch von der FIA ratifiziert wurde. "Dann", so der Brite, "würden wir gerne in einen Dialog über die Details eintreten." Außerdem sei entscheidend, aus der Vergangenheit zu lernen, denn seiner Meinung nach hat sich die Formel 1 mit ihren Regeländerungen schon zu oft im Kreis bewegt.

Brawn plädiert für Budgetobergrenze

Was die Kostenfrage angeht, so bleibt Brawn ein Verfechter der Budgetobergrenze, die zuletzt wieder an Unterstützung verloren hat. Die Argumente des Honda-Teamchefs sind simpel: "Wenn die Teams einen Betrag X ausgeben dürfen, dann können sie nicht mehr ausgeben. Das Problem mit anderen kostensenkenden Maßnahmen ist, dass ein Ventil geschlossen wird, aber ein anderes geht dafür auf. Das Geld, das wir mit der Motorenhomologierung gespart haben, wird einfach woanders investiert."

An Mosleys grundsätzlicher Idee, dass sich die Teams selbst an einen Tisch setzen und einen Vorschlag erarbeiten sollen, gibt es kaum Kritik. Bisher war es bekanntlich oft so, dass die FIA im Alleingang Beschlüsse gefasst hat, gegen die dann Widerstand aufkam. Dieses Tauziehen will Mosley mit seinem Vorgehen unterbinden. Und: Seinem angeschlagenen Image kann es nur helfen, wenn er die Teams wieder auf seine Seite zieht, indem er ihnen mehr Freiräume gewährt.

Gleichzeitig übt die FIA Druck auf die Teams aus, endlich zu handeln, was Whitmarsh durchaus begrüßt: "Ja, es gibt Druck, aber ich halte es für richtig, dass die Sporthoheit diesen Druck ausübt. Wir, die Teams, müssen zusammenarbeiten - auch mit der FIA -, um unsere gemeinsamen Ziele zu erreichen. Wir unterstützen daher die Initiative, aber nun liegt es an uns, sinnvolle Ideen auszuarbeiten", plädierte der McLaren-Geschäftsführer abschließend.