• 31.08.2010 18:56

Die Kunst, ein Formel-1-Fahrzeug zu starten

Renault-Chefingenieur Alan Permane erklärt im Teampodcast, welche Handgriffe nötig sind und was in der Box passiert, bevor die Autos in die Startaufstellung fahren

(Motorsport-Total.com) - Startknopf drücken, Gang rein und los? So einfach wie in einem modernen Serienfahrzeug ist das Losfahren im Renault R30 nicht. Im neuesten Podcast des Renault-Teams erklärt der Leitende Renningenieur Alan Permane, welche Handgriffe zum Starten eines Formel 1-Boliden nötig sind und wie die Boxenmannschaft die Startvorbereitungen erlebt.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica, Nico Hülkenberg

Bevor es im Rennen richtig losgeht. muss das Team bereits einiges erledigen

Frage: "Alan, was passiert in der Teamgarage bei Renault, bevor die Autos in die Startaufstellung fahren?"
Alan Permane: "Der Motorentechniker prüft alle Temperaturen und Drücke im und rund um den Motor. Dann lassen die Mechaniker das Triebwerk über einen externen Startermotor an. Der Chefmechaniker geht raus in die Boxengasse, schaut, ob die Bahn frei ist und winkt dann unseren Fahrer heraus. Auf dem Weg in die Startaufstellung müssen alle Piloten eine bestimmte Mindest-Rundenzeit einhalten, damit keiner im Schleichgang herumfährt, um Sprit zu sparen. Unsere Fahrer sehen auf einem Display im Cockpit, wie sie in der Zeit liegen und welchen Speed sie anschlagen müssen. Auf dem Weg in die Startaufstellung checken wir außerdem die Funkverbindung."#w1#

Frage: "Man hört oft, dass die Fahrer beim Start eine sehr komplexe Abfolge von Tätigkeiten einhalten müssen. Worum geht es dabei?"
Permane: "Wir arbeiten zuhause im Workshop in vielerlei Hinsicht an den Starts. Aber an der Strecke konzentrieren wir uns ganz auf die Reifentemperatur und den Einsatz der Kupplung. Wir können ziemlich viel einstellen. Und weil die ersten ein oder zwei Sekunden nach dem Anrollen die größten Raumgewinne versprechen, steht diese Phase im Mittelpunkt unserer Überlegungen."

"Im Vorfeld entscheiden wir, welche Reifentemperatur wir für den Start erzielen wollen und stellen die Heizdecken entsprechend ein. Die Fahrer müssen sich darauf konzentrieren, diese Temperatur auf ihrer Aufwärmrunde zu erreichen beziehungsweise zu halten. Dazu müssen sie unter anderem genau wissen, wie viele Burnouts auf dieser Runde nötig sind. Dabei handelt es sich um das plötzliche Gasgeben, wenn die Hinterräder durchdrehen und der Gummiqualm aufsteigt. Das sieht zwar sehr wild aus, aber wir versuchen, der richtigen Reifentemperatur mit wissenschaftlichen Methoden auf den Grund zu gehen."

¿pbvin|512|3063||0|1pb¿Frage: "Wie geht ihr mit dem Greifen oder Rutschen der Kupplung um?"
Permane: "Der Schlupf der Kupplung wird von den Dateningenieuren im Truck genau beobachtet. Sie analysieren die Daten vom Startversuch in der Boxengassen-Ausfahrt und entscheiden danach, ob die Kupplung für den Start nachgestellt werden muss."

Frage: "Kann man ein Formel 1-Auto heutzutage eigentlich noch abwürgen?"
Permane: "Theoretisch nein, weil alle Autos ein Anti-Stall-System besitzen, das unterhalb einer bestimmten Drehzahl die Kupplung öffnen würde, damit der Motor nicht ausgeht. Allerdings ist es nicht wünschenswert, dass es überhaupt soweit kommt, denn dann müsste der Fahrer die ganze Prozedur von vorn beginnen und würde sehr viel Zeit verlieren."