• 08.01.2015 09:37

  • von Stuart Codling (Haymarket)

Die kürzesten Karrieren in der Formel 1

Stuart Codling hat sich mit den Formel-1-Piloten beschäftigt, die es kaum oder gar nicht auf eine ganze Renndistanz gebracht haben

(Motorsport-Total.com) - Die meisten Rennfahrer träumen von einer Karriere in der Formel 1, nur die wenigstens können sich diesen Wunsch erfüllen, und auch von denen verschwinden viele so schnell wieder von der Bildfläche, dass man kaum richtig Notiz von ihnen nehmen kann.

Titel-Bild zur News: Andre Lotterer

Kurzeinsatz: Andre Lotterers Formel-1-Karriere dauerte nur eine Runde Zoom

Einige dieser kurzen Formel-1-Karrieren dauerten nicht einmal eine Einführungsrunde lang. Ein paar dieser Eintagsfliegen, wie Josef Peters (1952, Deutschland- Grand-Prix, eine Runde), Bob Said (1959 US-Grand-Prix, eine halbe Runde), oder Graham McRae (1973 Großbritannien- Grand-Prix, eine halbe Runde) hatten wenigsten Erfolg in anderen Serien. Marco Apicella fuhr beispielsweise an der Spitze der Super Formula und der Super GT.

Marco Apicella, Jordan, Italien-Grand-Prix 1993, Monza

Apicella hatte bereits eine Karriere über fünf Saisons in der europäischen Formel 3000 hinter sich und war mit Dome in Japan auf Siegkurs, als er das Angebot bekam für Jordan den Grand Prix von Italien in Monza zu fahren. Ivan Capelli und Thierry Boutsen hatten das Cockpit bereits abgelehnt und Eddie Jordan verlangte nicht viel Geld. Apicella bekam einen halben Tag zum Testen in Imola und reiste dann direkt nach Monza. Dort qualifizierte er sich als 23., obwohl er sich in der Lesmos von der Strecke gedreht hatte.

"Ich kann mich leider gut an diese Erfahrung erinnern", sagt er. "Ich war sehr aufgeregt. Gegen viele der anderen Fahrer war ich schon in der Formel 3000 gefahren und irgendwie fühlte es sich an, als hätten sie nur auf mich gewartet. Es war ein großartiger Tag."

"Ich wusste aber auch bereits, dass ich nur dieses eine Rennen fahren würde, dementsprechend hoch war der Druck. Es war dennoch in Ordnung für mich, bis auf das Ergebnis! Ich kam vielleicht 200 Meter weit, bis mich jemand touchierte und die Lenkung brach. Ich musste schon vor der ersten Kurve anhalten. Ich weiß bis heute nicht, wer da in mich reingefahren ist. Ich will mir auch die Aufnahmen nicht noch einmal ansehen. Es ist immer noch schmerzhaft, wenn ich daran zurückdenke, obwohl ich in meiner Karriere sonst Glück hatte und woanders gute Ergebnisse erzielen konnte."


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Stephane Sarrazin, Minardi, Brasilien-Grand-Prix 1999, Interlagos

Der Formel-3000-Spitzenreiter Sarrazin testete gerade für Prost in Barcelona als er den Anruf bekam, er könne den verletzten Luca Badoer für den Grand Prix von Brasilien ersetzen. "Ich erinnere mich, als sei es gestern gewesen", berichtet er. "Als ich ankam trug das Ersatzauto noch Marc Genes Namen. Im freien Training war es nass und ich wurde 14. Dann haben sie den Namen auf dem Auto geändert und es fühlte sich schon ganz anders an."

"Im Rennen lief es nicht schlecht. Ich war vor Panis, der Sechster wurde. Ich lag vor einem Benetton und hatte das Gefühl, einen guten Job zu machen. Dann brach der Frontflügel, was ich erst gar nicht merkte. Ich kam zur Kurve 14 und hatte plötzlich keinen Abtrieb mehr, also fuhr ich geradeaus in die Mauer. Das war heftig. Sie hatten zu der Zeit viele Probleme mit den Flügeln."

Stephane Sarrazin, Venturi

Elektrisierend: Stephane Sarrazin tritt seit 2014 in der neuen Formel E an Zoom

Da er dachte, er hätte einen Sitz bei Prost für das Jahr 2000 sicher, schlug Sarrazin das Angebot aus, bei Minardi zu bleiben. Ein Fehler, denn Prost holte Nick Heidfeld in die Formel 1 und Sarrazin musste in die Formel 3000 zurückkehren. "Es war meine Entscheidung", sagt er. "Ich war noch jung, gerade einmal 22, 23, und hatte keinen Manager. Ich hätte in der Formel 1 bleiben und mir einen Anwalt besorgen sollen!"

Sarrazins zurückgelegte Formel-1-Distanz: ca. 137 km

Hans Heyer, ATS, Deutschland- Grand-Prix 1977, Hockenheim

Der Tourenwagen-Fahrer und einmalige Formel-1-Teilnehmer Hans Heyer hatte sich für den Grand Prix von Deutschland 1977 nicht einmal qualifiziert, parkte seinen ATS-Penske aber am Sonntagnachmittag am Boxengassenausgang für den Fall, dass einer der Wettbewerber es nicht auf die Startaufstellung schaffen würde. Als erster Ersatzfahrer war ihm das erlaubt.

Als Clay Regazzoni und Alan Jones dann in der ersten Runde kollidierten, nutze Heyer seine Chance und stürzte sich in das Gefecht. Die Zuschauer waren begeistert, die Rennleitung weniger. Da sich Heyers Schaltgestänge jedoch schon nach neun Runden verabschiedete, wurde ihnen die Entscheidung abgenommen, wie sie mit ihm umgehen sollten. Sie strichen ihn jedoch aus den Aufzeichnungen.

Heyers zurückgelegte Formel-1- Distanz: ca. 61 km

Tiff Needell, Ensign, Belgien-Grand-Prix 1980, Zolder

Damals war er ein Gelegenheits-Rennfahrer mit einer guten Formel-3-Ausbildung, heute ist er ein anerkannter Fernseh-Moderator: Tiff Needell erschlich sich einen Sitz bei Ensign, der nach Clay Regazzoni Unfall in Long Beach frei geworden war.


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Nach einem kurzen Test in Donington Park, fuhr er sein Debüt in Zolder, wo er sich als Vorletzter aber noch vor Emerson Fittipaldi qualifizierte. "Ich erinnere mich, wie ich in der Startaufstellung saß und die Grand-Prix-Titelmusik summte", sagt er. "Und ich konnte es mit Emerson aufnehmen, meinem Kindheits-Idol!"

Needells Motor ging nach zwölf Runden hoch und er versäumte es, am nächsten Rennen in Monaco teilzunehmen, nachdem er dort im Qualifying einen Unfall baute. Jan Lammers übernahm daraufhin seinen Platz, obwohl auch er sich im Qualifying schwer tat.

Needells zurückgelegte Formel-1- Distanz: ca. 51 km

Jonathan Williams, Ferrari, Mexico-Grand-Prix 1967, Mexico City

Einen Platz bei Ferrari zu bekommen bedeutet für einen Fahrer nicht selten eine Extremsituation. Jonathan Williams, der im August 2014 verstarb, regierte auf seine Berufung für den Grand Prix von Mexiko 1967 dennoch vergleichsweise ungewöhnlich. "Ich habe mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt", sagt er.

Ferrari hatte nach Lorenzo Bandinis tödlichen Unfall den Großteil der Saison nur mit einem Auto bestritten. Monate später wurde dem 24-Jährigen Williams, der für die Scuderia bereits in der Formel 2 und in Sportwagen-Rennen gefahren war, mitgeteilt, er solle nach Mexico City eilen und "nur für den Fall" ein paar Rennoveralls mitbringen.


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Nach seiner Ankunft war er während des Freitagstrainings lediglich zum Zuschauen verdonnert, aus unbestimmten Gründen sollte er sich aber dann am Samstag für seinen Einsatz bereithalten. "Ich habe vorher noch nie in diesem Auto gesessen", berichtet er. "Vor dem Rennen hatte ich vielleicht 15 bis 20 Runden."

Er konnte sich dennoch als 16. von 19 Piloten qualifizieren, wenn auch 7,24 Sekunden hinter der Pole-Position-Zeit von Jim Clark. Das Rennen beendete er als Achter. Drei der Autos, die hinter ihm ankamen, waren allerdings beschädigt. "Ich habe mich danach unglaublich geschämt und habe mich hinter Sonnenbrillen versteckt, damit mich keiner erkannte", so Williams. In der Formel 1 bekam er keinen weiteren Einsatz, erzielte jedoch ordentliche Erfolge in der Formel 2 und der Sportwagen-Serie, bevor er seinen Helm 1972 an den Nagel hing.

Williams' zurückgelegte Formel-1- Distanz: ca. 315 km

Gerard Larrousse, Bretscher Brabham, Belgien-Grand-Prix 1974

"Ich denke, ich wollte einfach von mir behaupten können, dass ich einmal einen Grand Prix gefahren bin", sagte Gerard Larrousse vor zehn Jahren einmal in einem Interview mit 'Motor Sport'. Der Rallye- und Sportwagen-Fahrer ergatterte daher einen Platz bei dem Schweizer Team Bretscher Brabham für den Grand Prix von Belgien 1974 auf der unbeliebten Strecke von Nivelles. Zuvor hatte er lediglich an vier Monoposto-Rennen teilgenommen.

"Den Boliden sah ich das erste Mal auf einem Anhänger, der von einem kleinen Laster gezogen wurde, als in Nivelles ankam", so Larrousse. "Da waren nur zwei Mechaniker." Er qualifizierte sich als 28. und schaffte es bis zur Runde 53, bevor seine Reifen aufgaben. Das Team hatte keinen Ersatz. "Ich habe immer vermutet, dass Leo (Mehl, Goodyear-Chef; Anm. d. Red.) mir Qualifying-Reifen gegeben hat", sagt Larrousse.

"Ich wollte einfach von mir behaupten können, dass ich einmal einen Grand Prix gefahren bin." Gerard Larrousse

Larrousses zurückgelegte Formel-1- Distanz: ca. 197 km

Markus Winkelhock, Spyker, Europa -Grand-Prix 2007, Nürburgring

Als einziger unter den Formel-1-Solisten konnte Markus Winkelhock den einen Grand Prix, an dem er teilnahm, auch anführen. Der 27-Jährige wurde von Spyker zum Grand Prix von Europa 2007 auf dem Nürburgring berufen um Christijan Albers zu ersetzen, der rausgeschmissen wurde, weil sein Sponsorenvertrag ausgelaufen war.

Dank eines Strategie-Pokers war Winkelhock der einzige auf Regenreifen, als in der Einführungsrunde plötzlich ein Sturzregen einsetzte. Nachdem die anderen an die Box eilten, um sich mit Intermediates-Reifen zu versorgen, oder bei dem Versuch dorthin zu kommen schon abflogen, konnte er die Führung übernehmen.

Markus Winkelhock

Markus Winkelhock bekam nur einmal die Chance, in Führung zu gehen Zoom

Auch nach dem Neustart konnte er noch kurz führen, bevor in Runde 15 seine Hydraulik aufgab und er niemals wieder in der Formel 1 fuhr. Sakon Yamamoto und seine gefüllte Brieftasche übernahmen seinen Platz für den Rest der Saison. "Ein Formel-1-Rennen anzuführen kann dir niemand nehmen", so Winkelhock. "Das bleibt dir ein Leben lang."

Winkelhocks zurückgelegte Formel-1- Distanz: ca. 77 km

Miguel Angel Guerra, Osella, San-Marino-Grand-Prix 1981, Imola

Der Argentinische Formel-2-Fahrer Guerra kam bereits nach Long Beach, zum ersten Rennen der Saison 1981. Bis dahin hatte er, bis auf einen Geraden-Test auf einem Flugplatz-Gelände, noch keine Formel-1-Erfahrunge sammeln können. Der FA1B von Qrsella war allerdings heillos unterlegen und Guerra einer von fünf Fahrern, die sich nicht qualifizieren konnten.

Beim vierten Rennen in Imola gelang ihm dann schließlich die Qualifikation. Sein einziger Formel-1-Grand-Prix sollte jedoch nicht lange dauern. Das Feld hatte die Tamburello gerade zum ersten Mal passiert, die Strecke war noch nass, als Eliseo Salazar das Heck von Guerra touchierte, woraufhin er beinahe Kopfüber in die Mauer krachte.

Er musste aus dem Auto befreit werden und brach sich seinen Knöchel doppelt. "So ist das Leben", sagt Guerra. "Ich habe keine weitere Chance in der Formel 1 bekommen. Anfang 1982 gab es eine große Finanzkrise in Argentinien und es war nicht mehr möglich, einen passenden Sponsor zu finden."

Guerras zurückgelegte Formel-1- Distanz: ca. 0,5 km

Andre Lotterer, Caterham, Belgian GP 2014, Spa

Als Gewinner der 24 Stunden von Le Mans und regelmäßiger Spitzenreiter in der Super Formula hatte Andre Lotterer in der Königsklasse wenig zu beweisen. Nachdem er aber schon früh in seiner Karriere (2002) Formel-1-Erfahrungen als Jaguar-Testfahrer gesammelt hatte, konnte er dem Angebot, beim Grand Prix von Belgien 2014 für Caterham zu fahren, nicht widerstehen.

Der unterlegene Formel-1-Bolide stellte sich in Sachen Kurvenfahrverhalten im Vergleich zu seinem LMP1-Audi als Enttäuschung heraus. Er konnte jedoch seinen Teamkollegen Marcus Ericsson auf Anhieb in Training und Qualifying schlagen. Sein Rennen dauerte dann nur eine Runde, bevor sein Motor an Power verlor und er das Auto in der Blanchimont abstellen musste. "Es ist schade, dass ich das Rennen nicht beenden konnte", so Lotterer. "Aber ich konnte glücklich nach Hause gehen, auch wenn es nicht so endete, wie ich es gerne gehabt hätte."

Andre Lotterer

Andre Lotterer übernahm einmalig den Caterham von Kamui Kobayashi Zoom

Lotterers zurückgelegte Formel-1- Distanz: ca. 13,4 km

Jean-Louis Schlesser, Williams, Italien-Grand-Prix 1988, Monza

Schlesser wurde von Williams berufen, um den an Windpocken erkrankten Nigel Mansell zu ersetzen, und machte damit sein Formel-1-Debüt einen Tag vor seinem 41. Geburtstag. "Ich war nicht überrascht, als der Anruf kam", so Schlesser. "Ich hatte bis dahin schon viele Tests absolviert. Ich hatte das Auto allerdings etwa ein Jahr lang nicht gefahren."

Williams erlebte gerade eine furchtbare Saison, die sich nicht gerade dadurch verbessern konnte, dass der FW12 wieder auf die passive Aufhängung zurückgreifen musste. Schlesser hatte Glück sich zu qualifizieren, nachdem er in der zweiten Samstagssession einen Unfall baute. Nur eine Runde vor Ende des Rennens war er Elfter, als der führende Ayrton Senna kam, um ihn zwei Runden zurückzuwerfen... der Rest ist Geschichte.

Jean-Louis Schlesser

Jean-Louis Schlesser brach die McLaren-Serie 1988 Zoom

Als Senna in der Rettifilo vorbeiziehen wollte, ging Schlesser der Platz aus. Er lenkte ein und stieß den McLaren von der Strecke, für den daraufhin das Rennen zu Ende war. Gerhard Berger und Michele Alboreto übernahmen die Führung und schafften den Ferrari-Doppelerfolg. Es war das einzige Rennen 1988, dass nicht von einem McLaren gewonnen wurde.

"Ich war überrascht, dass er mich dort überholten wollte", so Schlesser. "Ich bremste, und bremste, und bremst, und dachte dann: 'Warum hat er noch nicht überholt?'. Ich musste dann irgendwann einlenken und dann krachte es. Ayrton war nach dem Rennen aber gnädig mit mir. Er sagte: 'Es ist okay, keine Angst. Es war ein Rennunfall'."

Schlessers zurückgelegte Formel-1-Distanz: ca. 284 km

Ernst Loof, Veritas, Deutschland- Grand-Prix 1953, Nürburgring

Nach dem Krieg gründete Ernst Loof, ein ehemaliger BMW-Ingenieur und Motorradchampion, die Marke Veritas. Die finanzielle Situation war schwierig, aber Loof konnte in einer kleinen Werkstadt in der Nähe des Nürburgrings ein konkurrenzfähiges Formel-2-Chassis entwickeln, dass er auf den Namen "Meteor" taufte. In einen von diesem konnte er sich 1953 im Alter von 46 Jahren als 31. für den Grand Prix von Deutschland qualifizieren.

Juan Manuel Fangio übernahm gleich am Start die Führung, nachdem er den Polesetter Alberto Ascari überholt hatte. Und während das Feld davon zog, blieb ein Auto auf der Startaufstellung zurück. Die Benzinpumpe von Loof hatte den Geist aufgeben.

Clemente Biondetti, Italien-Grand-Prix 1950, Monza

Biondetti hatte für Maserati bereits vor dem Krieg an Rennen teilgenommen und die Mille Miglia viermal gewonnen. Sein seltsamstes Abenteuer erlebte er jedoch beim Grand Prix von Italien 1950, an dem er in einem Jaguar-betriebenen Ferrari teilnahm.

"Sein Starrsinn und seine Hartnäckigkeit, Charakteristiken des alten Viareggio-Stamms, sind bei Straßenrennen mehr zum Ausdruck gekommen, als auf der Rennstrecke", schrieb Enzo Ferrari in seinem Buch " Piloti, che gente". Vielleicht konnte sich Biondetti deshalb nicht in einem Formel-1-Auto durchsetzen, obwohl er sowohl die Mille Miglia als auch die Targa Florio jeweils in Maschinen von Enzo gewinnen konnte.

"Sein Starrsinn und seine Hartnäckigkeit sind bei Straßenrennen mehr zum Ausdruck gekommen, als auf der Rennstrecke." Enzo Ferrari über Clemente Biondetti

Er konnte Jaguar weder davon überzeugen, ihm ein Formel-1-Auto zu bauen oder wenigstens einen neuen Motor zu liefern, noch zog man ihn als Jaguar-Werksfahrer in der Sportwagen-Serie in Betracht. Stattdessen nahm er einen gebrauchten XK120-Motor, der bei der Targa Florio einen Pleuelstangen-Defekt hatte, und setzte ihn zusammen mit dem Antrieb in eine Verkleidung eines Ferrari 166. Es wird angenommen, dass das Chassis hauptsächlich von Maserati stammte.

Mit seinem zusammengesetzten Auto qualifizierte sich Biondetti als 25. von 27 Fahrern, allerdings 32 Sekunden hinter der Pole-Position-Zeit von Fangio. Er kam bis zur Position 18 vor, bis sein Motor in der 17. Runde den Geist aufgab.

Krankheitsbedingt musste Biondetti das Rennfahren 1954 aufgeben. Im darauffolgenden Februar erlag er im Alter von 56 Jahren dem Krebs.

Biondettis zurückgelegte Formel-1-Distanz: ca. 107 km

Arthur Owen, Italien-Grand-Prix 1960, Monza

Der Grand Prix von Italien wurde 1960 von den bedeutenden Teams Lotus, Cooper und BRM boykottiert, da sie die Sicherheit wegen der Nutzung der Steilkurve in Monza gefährdet sahen. Arthur Owen, ein erfahrener Bergrennfahrer, konnte der Versuchung jedoch nicht widerstehen.

Lediglich 17 Autos traten an und nur 16 gingen an den Start, da sich Jack Fairman in letzter Sekunde entschied, dem Boykott beizuwohnen. Owen qualifizierte sich in einem zwei Jahre alten Cooper-Climax T45 als Elfter und war damit der Langsamste der neun Formel-1-Autos und lag hinter den Formel-2-Wagen von Wolfgang Von Trips (Ferrari) und Hans Herrmann (Porsche).

Wolfgang Von Trips

Wolfgang Von Trips 1960 in der Steilkurve von Monza Zoom

Es gelang ihm, an Herrmann vorbeizuziehen, die Steilkurve erreichte er aber nicht. Bereits in der Parabolica blockierten seine Reifen und er kam aufs Gras, was seine Aufhängung beschädigte.

Owen kehrte daraufhin zu den Bergrennen zurück und gewann 1962 die Britische Meisterschaft.

Owens zurückgelegte Formel-1- Distanz: ca. 3,2 km

Lance Reventlow, Belgien-Grand-Prix 1960, Spa-Francorchamps

Als Sohn der Woolworth-Erbin Barbara Hutton und mit einer Reihe von Stiefväter, unter die auch Cary Grant fiel, brachte Reventlow während seiner letztendlich vergeblichen Versuche, mit seinem in den USA entwickelten Scarab-Autos anzutreten, etwas Hollywood-Glamour in das Formel-1-Fahrerlager.

Nachdem er im Sportwagen-Bereich bereits Erfolge feiern konnte, kam er mit seinen schicken aber schwerfälligen Boliden vielleicht zwei Jahre zu spät in die Formel eins. Denn die frontbetriebenen Autos, die ihm und Chuck Daigh zur Verfügen standen, kamen zu einer Zeit, in der diese Konfiguration gerade von den Rennstrecken verschwand.

Spa-Francorchamps 1960

Lance Reventlow nahm am Belgien-Grand-Prix 1960 teil Zoom

Reventlow hatte es verpasst, sich in Monaco zu qualifizieren und zog seine Autos vom Grand Prix der Niederlande zurück, nachdem die Organisatoren ausgaben, dass nur die ersten 15 in der Startaufstellung ein Startgeld erhielten. In Belgien schaffte er es jedoch an den Start, 19,7 Sekunden hinter der Pole-Position-Zeit von Jack Brabham.

Ihm gelang eine volle Runde, bevor sein Motor aufgab, als er gerade bergauf in der Eau Rouge beschleunigen wollte. Die Technik musste überdacht werden. Scarab entwickelte daraufhin Autos mit den Motoren im Heck, kehrte aber nie in die Formel 1 zurück. Mit zunehmendem Alter verlor Reventlow das Interesse am Rennfahren.

Reventlows zurückgelegte Formel-1- Distanz: ca. 14,5 km

Fred Gamble, Camoradi Porsche, Italien-Grand-Prix 1960, Monza

Der amerikanische Amateur-Rennfahrer Fred Gamble hatte als Funker im Krieg gedient und arbeitete als Journalist, bevor er bei einer Veranstaltung des SCCA (Sports Car Club of America; Anm. d. Red.) auf den Unternehmer Lloyd 'Lucky' Casner traf. Dabei entstand ein neues Team, das Casner finanziete. Gamble fungierte sowohl als Presseagent, als auch als Gelegenheitsfahrer, neben einer Reihe von anderen Piloten.

Ihr Verhandlungsgeschick ermöglichte dem Camoradi-International-Team den F2 Porsche zu ergattern, den Jean Behra vor seinem plötzlichen Tod entwickelt hatte. Hinzu kam die reduzierte Starterliste beim Grand Prix von Italien 1960, nachdem die Organisatoren in Monza beschlossen hatten, die volle Distanz der Strecke fahren zu lassen. Der Automobile Club of Milan soll deswegen kleinen Teams wie Camoradi eine Summe von 1000 US-Dollar als Startgeld angeboten haben - ein Angebot, dass Casner nicht ablehnen konnte.

Gamble qualifizierte sich als 14. der lediglich 17 angetretenen Fahrer. Er fuhr bis auf den achten Platz vor, bis er einen Boxenstopp zum Öl-Nachfüllen benötigte. Später ging ihm das Benzin aus und er musste zu Fuß zur Boxengasse zurück, um Nachschub zu holen. Das ermöglichte ihm, weiterzumachen und zwar mit neun Runden Rückstand auf den Gewinner Phil Hill, aber immerhin als Zehnter das Rennen zu beenden.

Gambles zurückgelegte Formel-1- Distanz: ca. 410 km

Chris Craft, US-Grand-Prix 1971, Watkins Glen

Auch wenn es möglich war, mit einem gewissen Budget an der Formel 1 teilzunehmen, so gab es doch Granzen, wie der versierte Sportwagen-Pilot Chris Craft herausfinden musste, als er 1971 den Secondhand- Brabham von Alain de Cadenet fuhr.

"Mir war nicht klar, dass das Budget so knapp war, dass wir nur ein Set Bremspedale hatten", so Craft. "Alain hatte Jack Brabhams 1970 BT33, dessen Querlenker noch immer von Jacks Unfall in Monaco verbeult war, von Ron Tauranac abgekauft."

"Mir war nicht klar, dass das Budget so knapp war, dass wir nur ein Set Bremspedale hatten." Chris Craft

Beim Oulton Park Gold Cup wurde Craft Fünfter und für den Kanada-Grand-Prix qualifizierte er sich am Ende des Feldes, doch sein Motor gab schon in der Einführungsrunde auf. Beim finalen Grand Prix des Jahres startete er in Watkins Glen als 27., doch seine hintere Aufhängung brach schon in der 30. von 59 Runden.

Das war's für Craft, aber das Auto, oder zumindest Teile davon, fuhr er noch einmal. De Cadenet baute den BT33zu seinem gleichnamigen Le-Mans-Prototypen um.

Crafts zurückgelegte Formel-1- Distanz: ca. 163 km