Die Hintergründe zum britischen TV-Deal

Nach zwölf Jahren bei 'ITV' kehrt die Formel 1 im britischen Fernsehen zur 'BBC' zurück - Deal mit Bernie Ecclestone nicht ohne Aufruhr

(Motorsport-Total.com) - Formula 1 is coming home: Nach einem Gastspiel von zwölf Jahren beim Privatsender 'ITV' hat sich die altehrwürdige 'BBC' ab 2009 wieder die britischen TV-Rechte an der Königsklasse des Motorsports gesichert. Aber hinter den Kulissen gibt es um den Deal auf der Insel einige heiße Diskussionen.

Titel-Bild zur News: BBC-Sport-Logo

Die 'BBC' überträgt ab der kommenden Saison wieder die Formel 1

Unmittelbar nach der Bekanntgabe durch die 'BBC' ging der sozialdemokratische Abgeordnete Andrew MacKinlay von der Labour-Partei mit der Kritik an die Öffentlichkeit, die Darstellung der 'BBC' sei "selbstverherrlichend". Außerdem beschwerte sich MacKinlay über die Tatsache, dass 200 Millionen Pfund (umgerechnet gut 250 Millionen Euro) in eine Sportart investiert werden, die ohnehin ein Wirtschaftsmotor für sich ist.#w1#

Öffentlichkeit wundert sich über Unsummen

Besonders heikel: Die 'BBC' hatte zuvor eine Investition von gerade einmal drei Millionen Pfund für die Übertragung der Fußballspiele der schottischen Nationalmannschaft abgelehnt, was im schottischen Teil der britischen Insel natürlich für Verstimmungen sorgte. Im Parlament in London wurde anschließend ein Antrag gestellt, den Inhalt der Vereinbarung zwischen der 'BBC' und dem Formula One Management (FOM) zu prüfen. Dass dabei etwas herauskommen wird, gilt als unwahrscheinlich.

Die 'BBC' muss für den 2009 in Kraft tretenden Fünfjahresvertrag insgesamt 200 Millionen Pfund auf den Tisch legen, also "um 30 Prozent mehr" als der bisherige Broadcaster 'ITV', wie man von Insidern hört. Naturgemäß herrscht auch darüber Verwunderung. Seitens der BBC begründet man diese stattliche Summe aber damit, dass man nicht nur ein Paket für das Fernsehen, sondern auch für Radio, Internet und vor allem mobile Applikationen erworben hat.

Nachforschungen haben jedoch ergeben, dass die TV-Rechte gar nicht ausgeschrieben waren und auch keiner anderen Anstalt als der 'BBC' angeboten wurden. Warum also der hohe Preis? Hinzu kommt ja auch noch, dass der 'ITV'-Vertrag eigentlich noch weitergelaufen wäre. Nur: Ecclestone selbst war es, der sich für den Wechsel eingesetzt hat - weil er mit 'ITV' nicht mehr zufrieden war. Also machte der Formel-1-Promoter eine entsprechende Ausstiegsklausel in seinem 'ITV'-Vertrag gültig.

Die 'BBC' wiederum kündigt derzeit vollmundig an, dass sie Formel-1-Übertragungen der Extraklasse liefern wird - Sportrechtechef Dominic Coles sprach gar von einem "Martini-Standard" bei den Grand-Prix-Sendungen: "Man kann die Formel 1 nun jederzeit und an jedem Ort sehen. Viele Zuseher werden sehr zufrieden sein, vor allem jene, die es verständlicherweise nicht mögen, dass die Rennen durch Werbung unterbrochen werden."

Stewart und Hill über den TV-Deal

Jackie Stewart äußerte sich gegenüber 'Motorsport-Total.com' folgendermaßen zum TV-Deal: "'ITV' hätte wohl mehr zahlen sollen, was sie aber angesichts finanzieller Einschränkungen nicht tun können. Die 'BBC' versucht nun schon seit Jahren, sich als bedeutendes Sportnetzwerk zu etablieren. Das waren sie jedoch bisher nicht. Ich denke also, dass sie eine Menge Anstrengungen unternommen haben, um diesen Vertrag zu bekommen."

Damon Hill zeigte sich "überrascht" über die jüngste Entwicklung: "Ich habe damit gerechnet, dass 'ITV' weitermachen wird. Die Berichterstattung war sehr gut, aufregend und dynamisch, aber auch ich bin natürlich kein Freund von Werbeunterbrechungen", so der BRDC-Präsident, der selbst ein Kind der 'BBC' ist: Sein WM-Gewinn in Suzuka 1996 gilt immer noch als einer der bewegendsten Sportmomente im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

Nun gehen natürlich die Gerüchte los, welches Journalistenteam die 'BBC' für ihre Übertragungen zusammenstellen wird. Red-Bull-Altstar David Coulthard, so heißt es, könnte den Platz von Martin Brundle als Boxengassenreporter einnehmen, während der Name von Kommentatorenlegende Murray Walker ebenfalls das eine oder andere Mal fällt. Walker selbst will sich das noch nicht überlegen: "Dazu muss mich erst einmal jemand kontaktieren!"

In Deutschland ist die TV-Rechtesituation übrigens sonnenklar: Der Kölner Privatsender 'RTL' wird bis auf weiteres auch ohne Michael Schumacher im Free-TV übertragen, während 'Premiere' im Vorjahr einen langfristigen Vertrag als kostenpflichtiger Anbieter abgeschlossen hat. Darüber hinaus läuft die Formel 1 in viel kleinerem Umfang auch auf Sendern wie 'DSF' oder 'n-tv'. In der Schweiz übertragt das 'SF' nach einem langen Hickhack doch live.