Die Buddh-Strecke aus Sicht der Reifen
Eine neue Strecke stellt besondere Herausforderungen für die Reifen dar - Pirelli hat sich akribisch auf die Indien-Premiere vorbereitet
(Motorsport-Total.com) - Der Buddh International Circuit ist für die Formel 1 und Pirelli Neuland in einem der am schnellsten wachsenden Automobil-Märkte der Welt. Am Freitag werden die Fahrer das erste Mal auf der Strecke unterwegs sein. Im Folgenden einige der größten Herausforderungen, die die Reifen auf dem 5.137 Meter langen Kurs in der Nähe von Delhi erwarten.
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Pirelli hat sich für den Buddh-Circuit für eine konservative Reifenwahl entschieden
Eine neue Strecke bedeutet, dass der Belag anfangs schmutzig und rutschig sein wird. Das macht es den Reifen schwer, Grip zu erzeugen - insbesondere beim Training zu Beginn des Wochenendes. Doch die Strecke wird sich bis Sonntag immer weiter verbessern.
Im ersten Abschnitt wartet auf die Fahrer eine leichte Linkskurve, bevor sie abbremsen müssen, um in eine Rechtskurve einzulenken. Das destabilisiert das Auto beim Bremsen und das rechte Vorderrad bewegt sich anders als bei Bremsmanövern auf gerader Linie. Dieser innere Reifen neigt dazu, am Scheitelpunkt der Kurve zu blockieren und so ein Untersteuern zu verursachen. Folglich muss der äußere Reifen die ganze Arbeit beim Steuern übernehmen und die Front des Autos stützen.
Auf der Hauptgeraden - einer der längsten im Formel 1-Kalender - ist die das DRS aktiviert. Der Dreck auf der Strecke führt beim Beschleunigen dazu, dass die Reifen durchdrehen können. Die äußere Reifentemperatur steigt auf bis zu 100 Grad Celsius, eine große Belastung für die Lauffläche.
Die Kurve zehn ist sicherlich die anspruchsvollste der Strecke. Durch den weiten Radius und die Erhöhung des Kurses werden Höchstgeschwindigkeiten erreicht, die die Reifen an ihr Limit bei der Straßenhaftung bringen und eine Menge Energie durch die belasteten Pneus leiten.
Vorbereitungen für eine neue Strecke:
Während für Pirelli alle Strecken in diesem Jahr neu sind, ist ein Kurs, auf dem noch nie ein Rennen gefahren wurde, eine besondere Herausforderung: sowohl wegen der Beschaffenheit des neuen Asphalts, als auch wegen der fehlenden Daten. Zu Beginn der Saison hatte Pirelli von den Teams und von den Organisatoren Informationen zu allen Strecken im diesjährigen Formel 1-Kalender erhalten, auch von älteren Tests oder Rennen anderer Serien.
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Am Freitag steht ein zusätzlicher weicher Reifensatz zur Verfügung Zoom
Die gelieferten Daten betrafen die Kräfte, die auf die Reifen einwirken, in der Vergangenheit ermittelte Verschleißraten, Rückmeldungen der Fahrer und statistische Werte zu Beschleunigung, Bremsen, Wetterbedingungen und alte Rennstrategien - sowie viele weitere wichtige Parameter.
Bei einer brandneuen Strecke gibt es vorab nicht eine Information. Daher wird die Aufgabe, sich auf das Rennen vorzubereiten und Reifen zu nominieren, viel schwieriger. Deshalb hat Pirelli für den Großen Preis von Indien den harten und den soften Reifen gewählt, um für jede Eventualität gerüstet zu sein.
Zusätzlich haben zwei Ingenieure von Pirelli auf dem Weg zum Großen Preis von Singapur den Buddh-Circuit inspiziert. Sie gehörten zu den ersten, die die komplette Strecke gefahren sind. Aber ihre Arbeit bestand hauptsächlich daraus, sich den Streckenbelag detailliert anzuschauen.
Sie hatten eine hochentwickelte Ausrüstung für Lasermessungen im Gepäck, um zu prüfen, wie der Asphalt ist. Dazu untersuchten sie genau die Abstände und die Schärfe der Steine, die den Belag bilden. Mit der Maschine wurden mehrere Messungen durchgeführt, um eine genaue Darstellung zu gewährleisten. Mit Hilfe dieser Werte kann ein virtuelles Modell der Strecke am Computer entwickelt werden, bei dem man sich auf die Auswirkungen auf die Reifen konzentriert.
Mit diesem Modell und einigen Asphalt-Proben des neuen Kurses kann Pirelli die mögliche Verschleißrate und den Effekt des Belags auf die Reifen an unterschiedlichen Stellen der Strecke kalkulieren. Doch das sind theoretische Daten, die reale Werte nicht ersetzen können. So ist es unmöglich darzustellen, wie sich der Gummi auf dem Asphalt ablagert, wenn 24 Autos ein Wochenende dort fahren.
¿pbvin|512|4205||0|1pb¿Wenn sie an den Rennstrecken ankommen - aber ganz besonders in Indien - laufen die Pirelli-Ingenieure den Kurs ab, um zu prüfen, ob ihre Beobachtungen mit den erhaltenen Daten übereinstimmen. Sie klären auch, ob es potentielle Problembereiche gibt, wie scharfe Wendungen, Veränderungen der Strecke im Vergleich zum Vorjahr oder Asphaltunterbrechungen wie Gummideckel auf Straßenkursen.
Paul Hembery, Direktor Motorsport bei Pirelli, fasst zusammen: "Zweifellos ist es schwieriger, sich auf eine völlig neue Strecke vorzubereiten als auf etablierte Veranstaltungsorte. Doch durch das uns zur Verfügung stehende Wissen und die Technik konnten wir einige ziemlich genaue Voraussagen treffen, ohne vorher tatsächlich auf einem Kurs gefahren zu sein. Dennoch müssen wir bei einer Strecke, zu der niemand im Vorfeld Informationen hat, eine konservative Reifennominierung wählen, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein."