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  • 26.03.2010 09:14

  • von Dieter Rencken

Di Resta: "Tastete mich langsam heran"

DTM-Leihgabe Paul di Resta spricht über sein erstes Formel-1-Training für Force India: "Hoffentlich wird es mit der Zeit einfacher"

(Motorsport-Total.com) - Paul di Resta feierte heute Morgen in Melbourne einen gelungenen Formel-1-Einstand: Der Force-India-Testpilot, der normalerweise für Mercedes in der DTM an den Start geht, legte 25 fehlerfreie Runden zurück und belegte nach 90 Minuten den elften Platz. Auf seinen Teamkollegen Vitantonio Liuzzi verlor er gut drei Zehntelsekunden. Ein ordentlicher Einstand, den er anschließend im Interview gemeinsam mit einigen Journalisten unter die Lupe nahm.

Titel-Bild zur News: Paul di Resta

Paul di Resta nahm heute erstmals an einem offiziellen Training teil

Frage: "Paul, wie lief dein erstes Formel-1-Training? War es einfach, sofort auf Speed zu kommen?"
Paul di Resta: "Ich würde nicht sagen, dass es einfach war, sondern es war eine Herausforderung. Ich bin mit diesem Auto noch nie im Trockenen gefahren, denn beim Superlizenz-Test in Jerez und auch an allen anderen Testtagen war es nass. Der erste Eindruck ist aber gut, auch wenn Melbourne nicht gerade die einfachste Strecke zum Lernen ist."#w1#

Von unten nach oben das Limit gesucht

"Man hat nicht viel Spielraum für Fehler, also war die Herangehensweise die, mich langsam heranzutasten. Meine letzte Runde war die schnellste. Es war ein kurzer Run, aber mit ein paar Runden mehr hätte ich mich weiter steigern können. Es gab zwei rote Flaggen, was unser Programm ein bisschen unterbrochen hat, aber beim zweiten Run konnten wir schon mit den Entwicklungsarbeiten für das Wochenende beginnen."

Frage: "Konntest du das Auto vom Anfang bis zum Ende der Session stark verbessern?"
Di Resta: "Ja. Einige Dinge fielen sofort auf, aber die größte Verbesserung war die Strecke selbst. Am Anfang war sie noch recht 'grün', aber am Ende konnte man schon eine schwarze Linie sehen - sogar auf den Geraden. Die Strecke wurde also sukzessive besser. Gleichzeitig entwickelten wir in die richtige Richtung, denn als die Strecke immer griffiger wurde, bekamen wir deswegen keinerlei Probleme. Ich muss also optimistisch sein."

Frage: "Was ist die wichtigste Lektion, die du heute gelernt hast?"
Di Resta: "Ich würde nicht sagen, dass es eine besondere Lektion gibt. Ich verstehe in diesem Business nichts als selbstverständlich. Es ist schwierig und ich weiß, dass es eine große Herausforderung ist - und dass die größten Schwierigkeiten noch vor mir liegen."

¿pbvin|512|2567||0|1pb¿"Du kommst zu einem Wochenende, fährst nur eine Session und musst das Beste daraus machen. Alle anderen kommen viel mehr zum Fahren und finden ihren Speed daher natürlich schneller. Aber wir haben unsere Ziele und richten den Blick auf das, was wir erreichen wollen. So sehe ich die Sache. Ich möchte einfach jede Runde nehmen, wie sie kommt, das Beste daraus machen und mich von Run zu Run steigern, um immer besser zu werden."

Frage: "Wirst du an jedem Rennwochenende im Auto sitzen?"
Di Resta: "In Malaysia und China schon, aber einige werde ich auch nicht bestreiten. Ich freue mich schon. Am liebsten wäre ich gleich heute nach dem Mittagessen wieder gefahren, denn wenn du ein bisschen Zeit hattest, um über alles nachzudenken, kommt es dir viel natürlicher vor, ins Auto zu steigen."

"Alles geht so schnell - es gibt einen Haufen Sachen, die du in einem Formel-1-Auto bedenken musst. Es war eine neue Strecke für mich, ein neues Auto, ein ganz neues System. Einige Dinge muss ich noch lernen. Ich weiß, dass die Strecke für mich überall neu sein wird, wo ich fahren darf, aber zumindest mit den Systemen werde ich beim nächsten Mal schon besser vertraut sein. Hoffentlich wird es mit der Zeit einfacher."

Neue Strecken die größte Herausforderung

Frage: "Musstest du deinen Fahrstil im Vergleich zur DTM stark umstellen?"
Di Resta: "So viel braucht es gar nicht, um sich umzustellen. Es geht mehr um die Strecken, weil man herausfinden muss, wo man schnell sein sollte, wo man Zeit gewinnen kann, wo die Limits liegen."

"Die andere Sache war, dass die Strecke während der Session immer schneller wurde. Daran gewöhne ich mich noch. Außerdem gibt es noch eine Menge, was ich als Fahrer machen kann, um zum Beispiel das Differenzial und das Drehmoment zu optimieren. Ich lerne das gerade erst kennen und versuche alles aufzusaugen. Gleichzeitig will ich dem Team helfen und vernünftig sein, um die Entwicklung voranzubringen."

Frage: "Hat dir die Vorbereitung im Simulator geholfen?"
Di Resta: "Du gewinnst damit einen guten Eindruck, aber es ist einfach nicht das Wahre. Du musst in der Realität ziemlich vorsichtig sein, denn speziell hier ist die Strecke sehr wellig und das Auto setzt stark auf. Da musst du die Risiken sorgfältig kalkulieren und von unten nach oben arbeiten. Wenn du einen Fehler machst, kannst du nicht einfach weiterfahren und die Runde beenden, sondern meistens hat so etwas Konsequenzen. Außerdem ist Melbourne für einen Stadtkurs ziemlich schnell."

Frage: "Hattest du irgendwelche haarsträubenden Momente?"
Di Resta: "Nein, alles lief ganz reibungslos. An so einem Punkt haarigen war ich noch nicht. Ich fühle mich noch nicht hundertprozentig wohl, muss noch alles aufbauen, mich in diesem Umfeld eingewöhnen. Es war ja auch das erste Mal, dass ich mit so vielen Autos gleichzeitig auf der Strecke war - der Verkehr ist hier ein großes Problem. Aber ich habe versucht, den Moment zu genießen."


Fotos: Paul di Resta, Großer Preis von Australien


Frage: "War es ein gutes Gefühl, schneller zu sein als einige der etablierten Fahrer?"
Di Resta: "Ja, aber wir denken nicht an die Zeiten, wenn wir die Session beginnen. Natürlich ist es schön, wenn du die Hälfte hinter dir lassen kannst. Ich war nahe an meinem Teamkollegen dran, also kann ich recht zufrieden sein. Hoffentlich ist das eine gute Basis für die nächsten Rennwochenenden."

Frage: "Konntest du die erhofften Kilometer zurücklegen?"
Di Resta: "Die Kilometer für mich sind die gleichen wie für jeden der Rennfahrer - das gleiche Programm. Daran ändert sich nichts, nur weil ich im Auto sitze, denn das Team hat bestimmte Dinge zu erledigen: Zuerst steht immer die Installationsrunde auf dem Zettel und dann kommen die Themen, die man vorher festgelegt hat, dran. Ich fuhr heute zum Beispiel das gleiche Programm wie Adrian in Bahrain."