Di Montezemolo: "Meisterschaft liegt in unseren Händen"

Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo schwört seine Mitarbeiter auf den Kampf um die Formel-1-Weltmeisterschaft ein und erhöht den Druck auf Felipe Massa

(Motorsport-Total.com) - Vom Sorgenkind zum Hoffnungsträger. Während es nach den ernüchternden Wintertests zu Beginn der Saison nicht danach aussah, als sei Ferrari mit dem F2012 ein Kandidat für die vorderen Ränge, hat sich nach fünf Rennen das Bild gewandelt. Nachdem Fernando Alonsos Sieg beim Regenrennen in Sepang von vielen Experten noch als Zufallstreffer eingeschätzt wurde, steht spätestens seit dem Rennen in Barcelona fest, dass der Spanier im Kampf um die Weltmeisterschaft ein Wörtchen mitreden wird.

Titel-Bild zur News: Luca di Montezemolo (Präsident)

Luca di Montezemolo verliert offenbar die Geduld mit Felipe Massa

Denn in Spanien war Alonsos zweiter Platz nicht durch ungewöhnliche Wetterbedingungen begünstigt, vielmehr scheinen die Weiterentwicklungen des Teams ein wirklicher Fortschritt zu sein. Wohl kaum ein Beobachter hätte vor Saisonbeginn darauf gewettet, dass Alonso nach fünf Rennen gemeinsam mit Sebastian Vettel die WM-Wertung anführt. Die vor wenigen Wochen noch völlig unerwartete WM-Führung nimmt Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo zum Anlass, sein Team auf den Kampf um die Weltmeisterschaft einzuschwören.

"Die Meisterschaft ist völlig offen und dauert noch sehr lange." Luca di Montezemolo

"Die Meisterschaft ist völlig offen und dauert noch sehr lange, bis jetzt gibt es niemanden, der dominiert", schreibt di Montezemolo in einem Brief an die Ferrari-Mitarbeiter. "Durch besondere Umstände, die Anstrengungen zur Verbesserung des Autos und Alonsos großartige Fähigkeiten führen wir nach fünf Rennen die Weltmeisterschaft an. Daraus müssen wir Kapital schlagen", fordert der Italiener. "Jeder Einzelne, sowohl hier in der Fabrik als auch an der Rennstrecke, muss sein Bestes geben."

Im folgenden Satz wendet sich der Ferrari-Präsident sogar persönlich an einen seiner Mitarbeiter. "Das schließt auch Massa ein, der die Ergebnisse liefern muss, die wir von ihm erwarten." Diese klare Ansage, geäußert in einem offiziellen Schreiben an die gesamte Belegschaft, erhöht den Druck auf den Brasilianer und gibt Spekulationen über dessen baldige Entlassung neue Nahrung. Hinter vorgehaltener Hand wird darüber gemunkelt, dass schon das Rennen am kommenden Wochenende in Monaco, Massas letzter Einsatz für die Scuderia sein könnten.

Während sein Teamkollege die WM anführt, findet Massa nach wie vor nicht zur Form früherer Jahre zurück. Gerade einmal zwei WM-Punkte kann der 31-Jährige nach fünf Rennen vorweisen (Vergleich Massa-Alonso 2012 in der Formel-1-Datenbank) - zu wenig für die Ansprüche von Ferrari, die Massa deshalb schon bald durch einen anderen Fahrer ersetzen könnten. Als heiße Kandidaten werden derzeit Paul di Resta und Adrian Sutil gehandelt, nachdem ein kurzfristiger Wechsel von Sergio Perez von Sauber zu Ferrari offenbar vom Tisch ist.


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Spanien


Wegen der Schwäche des Brasilianers ist Alonso derzeit in der Weltmeisterschaft ein Einzelkämpfer. Dennoch traut di Montezemolo ihm und seinem Team zu, die Fahrerwertung zu gewinnen. "Ich weiß von Domenicali, mit dem ich ständig in Kontakt steht, wie hart ihr alle arbeitet. Davon bin ich überzeugt, denn die Meisterschaft zu gewinnen, liegt in unseren Händen. An unseren Fähigkeiten, unserer Kreativität, unserer Entschlossenheit und der Leidenschaft allen zu beiweisen, dass wir die besten sind."