Di Grassi: Mercedes-Reifenprobleme technisch bedingt
Pirelli-Testfahrer Lucas di Grassi erklärt, worauf es beim Umgang mit den Reifen ankommt - Kombination aus Fahrzeug und Fahrer entscheidend
(Motorsport-Total.com) - Neben Jaime Alguersuari kommt Lucas di Grassi in diesem Jahr die Aufgabe zu, die Pirelli-Reifen im Zuge von Testfahrten abseits der Grands Prix weiterzuentwickeln. Als Testauto dient dem italienischen Reifenhersteller seit kurzem ein Renault R30 aus der Saison 2010. Der betagte Toyota TF109 hat endgültig ausgedient.

© Pirelli
Lucas di Grassi ist seit Juli 2011 offizieller Testfahrer für Reifenhersteller Pirelli
Di Grassi ist seit dem Sommer 2011 als offizieller Testfahrer für Pirelli tätig und kennt die italienischen Walzen genau. Im Vergleich zur Comeback-Saison des Herstellers wurden die Reifen für das aktuelle Rennjahr modifiziert. "Es ist Pirelli gelungen, die Reifen zu verbessern, ohne die Abnutzungscharakteristik zu verändern", stellt di Grassi gegenüber 'Autosport' heraus. Der Performance-Unterschied zwischen den einzelnen Mischungen sei nun nicht mehr so groß wie noch im Jahr 2011.
Zwar wurde im Winter bei jeder der vier Slick-Mischungen nachgebessert, "die grundlegenden Eigenschaften der Reifen sind aber erhalten geblieben", wie der Brasilianer betont. Ein wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass Pirelli anders als vor zwölf Monaten nun über reichlich Daten von allen Strecken im Kalender verfügt: "Das lässt eine aggressivere Herangehensweise zu", unterstreicht der 27-Jährige.
Einer der wichtigsten Faktoren hinsichtlich des Umgangs mit den Reifen ist neben der Fahrweise des Piloten die Charakteristik des Autos, wie der Pirelli-Testfahrer anmerkt. Sauber beispielsweise kommt seit Beginn der vergangenen Saison sehr gut mit den Reifen klar, besonders wenn es um das Thema Haushalten geht. "Voraussetzung dafür ist eine ganz bestimmte Kombination aus Abtriebswerten, Radaufhängungsgeometrie und Fahrstil des Piloten. All das muss auf die Konstruktion der Reifen abgestimmt sein", erklärt di Grassi.
Mercedes hingegen hat mit den Pirelli-Reifen speziell an der Hinterachse schwer zu kämpfen. "Das Problem bei Mercedes ist eher technisch denn fahrerisch bedingt", glaubt di Grassi. Der Fahrer könne das Verhalten der Reifen zwar positiv wie negativ beeinflussen, "die Probleme von Mercedes gehen aber darüber hinaus". Bei den Silberpfeilen scheint man sich im Kreis zu drehen, wie Michael Schumacher am Donnerstag in Schanghai offenbart: "Wir bekamen in Malaysia plötzlich nicht mehr genug Temperatur in die Reifen. Lustigerweise war es genau das Gegenteil zu Australien."
Di Grassi zeigt sich von derartigen Problemen nicht überrascht, ist aber überzeugt, dass die Teams "genau wie im vergangenen Jahr auch diesmal die Reifen besser verstehen, je länger die Saison andauert". Hier und da unerwartet aufgetretene Performance-Schwankungen an bei den ersten beiden Rennwochenenden schiebt der Brasilianer weniger den Reifen an sich als vielmehr "den ungünstigen äußeren Bedingungen" zu und spielt damit vor allem auf die wechselhaften Verhältnisse am Malaysia-Wochenende an.

