• 09.06.2014 16:46

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Der Schwächste fliegt: McLaren verinnerlicht Prinzip Dennis

Button glaubt, dass Teamangestellte mit dem Druck, ihren Job zu verlieren, leben sollten - Boullier erkennt Seelenverwandtschaft mit McLaren-Boss Dennis

(Motorsport-Total.com) - Ron Dennis eilt nicht der Ruf voraus, ein Chef zum Verlieben zu sein. Der als pedantisch und unnachgiebig geltende Brite scheut sich nicht, die Leistung von Mitarbeitern in der Öffentlichkeit zu bewerten und zu kritisieren. Davon können nicht nur Ex-Teamchef Martin Whitmarsh - obwohl ein persönlicher Freund - und mit krümeligen Brötchen aus dem Büro verbannte Angestellte ein Lied singen. Eric Boullier und Jenson Button loben aber die Arbeit mit dem zurückgekehrten McLaren-Patron.

Titel-Bild zur News: Eric Boullier, Ron Dennis

Eric Boullier und Ron Dennis: Beide verstehen sich gut, Erfolge bleiben aus Zoom

Der Franzose scherzt: "Erstaunlicherweise ist es nicht so schlimm, wie man es sich vorstellt. Umso mehr wir zusammenarbeiten, desto besser klappt es." Der Chefpilot ist sogar froh, wenn Dennis persönlich am Rennplatz erscheint, was eigentlich nicht zu seinem Aufgabenkatalog als Geschäftsführer der Unternehmensgruppe gehört. "Ich mag es, wenn Ron mit an der Strecke ist. Das hat einen positiven Einfluss auf das Team. Sein Job spielt sich aber mehrheitlich in der Fabrik ab", so Button.

Laut dem Briten ist auch Boullier ein Vorgesetzter, der viel Druck ausübt, dabei aber frischen Wind nach Woking bringt. "Er spricht mit uns Jungs sehr viel mehr, als ich es gewohnt bin. Seit Jahren war es bei McLaren immer das Gleiche, aber die Dinge haben sich gewandelt", analysiert Button. Für den angesprochenen Ex-Lotus-Verantwortlichen war der Wechsel kein Kulturschock, aber eine einschneidende Veränderung: "Ich musste meine Arbeitsweise nicht umstellen, mich aber anpassen. Man muss das bestehende Protokoll teilweise akzeptieren."

Weil bei McLaren mehr Leute am Werk sind, seien manche Prozesse "schwerfälliger", das Potenzial des Teams aber auch viel größer. Die Probleme will Boullier bereits erkannt haben: "Wahrscheinlich - so hat Ron es gesagt - hat sich das Team zulange auf seine Konstrukteurstätigkeit konzentriert und zu wenig auf den Rennsport. Wir haben an Flexibilität und Reaktionszeit verloren." Mit seinem Boss versteht er sich gut, schließlich sind beide nach sportlichen Niederlagen keine Sonnenscheine.


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"Wir haben beide Benzin im Blut", weiß Boullier. "Nach einer schlechten Session spricht man am besten weder mit ihm noch mit mir." Button scheint einen Teil der Dennis-Philosophie schon verinnerlicht zu haben und übt Druck auf die Truppe aus: "Niemand in einem Formel-1-Team sollte sich seiner Sache sicher sein. Wenn sie nicht gut arbeiten, sollten sie nicht dabei sein", kokettiert der 34-Jährige mit dem Grundsatz Hire-or-Fire, schließlich ergeht es ihm nicht anders: "Für einen Rennfahrer ist es immer das Gleiche: Wenn man keine Leistung abliefert, dann bekommt man keinen Vertrag für das kommende Jahr."