David Coulthard und die ersten grauen Haare...

Red-Bull-Pilot David Coulthard ist gewiss keine 20 mehr, zählt sich deshalb aber noch lange nicht zum alten Eisen in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Mit acht Punkten aus zwei Rennen und dem fünften Platz in der Fahrerwertung ist David Coulthard eine der größten Überraschungen der noch jungen Formel-1-Saison 2005. Der Schotte hat zwar nicht das Rennfahren neu gelernt, blüht nach fast einem Jahrzehnt im McLaren-Mercedes-Käfig bei Red Bull aber regelrecht auf.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

Der neue David Coulthard: Entspannt, locker und vor allem befreiter...

Auch vom äußerlichen Erscheinungsbild macht sich bemerkbar, dass Coulthard unbeschwerter ist als bisher, denn während in seinem Vertrag mit den "Silberpfeilen" ein Passus stand, der ihm das Tragen eines Barts ausdrücklich verbot, wurde ihm sein neuer Look von Red-Bull-Eigentümer Dietrich Mateschitz sogar nahe gelegt - kein Wunder, will sich der österreichische Energydrink-Hersteller doch möglichst jung, dynamisch und kantig präsentieren.#w1#

Coulthard kümmert sich nicht mehr um die grauen Haare

Kritiker freilich unken spöttisch, dass Coulthard neuerdings eher älter denn jünger aussieht, weil er seine Haare nicht mehr färbt und daher die eine oder andere graue Strähne zur Schau stellt. Aus dem letzten Gentleman der Formel 1 ist plötzlich ein struppiger Mittdreißiger geworden, der in Interviews nicht mehr darauf achten muss, was er sagen darf und was nicht. Kurzum: David Coulthard neu ist eine erfrischende Erscheinung.

Allerdings sieht er seinen Ziegenbart nicht als krampfhaften Versuch, eine längst vergangene Jugend wieder aufleben zu lassen: "Was ich in dieser Phase meiner Karriere realisiere, ist, dass ich nicht mehr so denke wie mit 20", erklärte er in Malaysia. "Das ist mein Leben. Mit 20 denkt man, 'Ich will Rennen fahren, das ist neu und aufregend, und wenn notwendig, dann schlafe ich eben in einer Pappschachtel'. Ich möchte aber nicht in einer Pappschachtel schlafen. Ich möchte nicht mehr in diese Phase zurückgehen, denn ich genieße mein derzeitiges Leben sehr."

Dieses Statement könnte man dem seit Sonntag 34-Jährigen einerseits als mangelnden Einsatzwillen vorwerfen, andererseits hat er in seinen ersten beiden Rennen für Red Bull mit einem vierten und einem sechsten Platz eindrucksvoll unterstrichen, dass er nicht nur in der Formel 1 ist, um noch einmal kräftig abzukassieren. Im Gegenteil: Um noch ein Jahr anhängen zu können, hat er sich sogar auf einen prämienbezogenen Vertrag eingelassen.

240.000 Euro Prämie für acht WM-Punkte bisher

Coulthard bekommt von Red Bull sehr wohl ein monatliches Fixum auf sein Konto überwiesen, welches sich jedoch im minimalen Bereich bewegt, und obendrein werden nicht einmal seine Reisespesen gedeckt, wenn man seinem Manager glauben darf. Dafür hat er eine Punkteprämie von rund 30.000 Euro pro WM-Zähler für sich ausgehandelt, womit er alleine in Australien und Malaysia stattliche 240.000 einstreifen konnte.

Den Vorwurf, dass er nicht zum Red-Bull-Image passt, kann er indes schon nicht mehr hören: "Ich werde immer in die alte und untrendige Schublade gesteckt, aber um ehrlich zu sein, ich schere mich nicht um das Alter, sondern ich kümmere mich nur darum, was Red Bull in diesen Sport einbringt und was das weltweit für unseren Sport bewirkt. Meinen Kritikern muss ich nichts mehr erklären, schließlich mache ich das für mich selbst und nicht für die Kritiker", stellte er klar.

"Rennfahren ist die oberste Motivation in meinem Leben", fuhr Coulthard fort. "Das ist der Grund, weshalb ich trainiere und mich schinde und so viele soziale Aspekte meines Lebens opfere, zum Beispiel meine Freizeit und meine Familie. Aber wenn ich am Sonntagabend nach einem Rennen in der Hospitality stehe und mich gut fühle, dann habe ich das erreicht, was ich wollte. Es gibt kaum ein besseres Gefühl."