• 19.10.2006 19:27

  • von Inga Stracke

Das letzte Donnerstagsinterview mit Michael Schumacher

Transkript der letzten Donnerstags-PK mit Michael Schumacher: über seine Karriere, sein neues Leben, verblichene WM-Chancen und die Zukunft der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - In einem großen Saal im 'Transamerica' in São Paulo wurde heute ein kleines Kapitel Geschichte geschrieben: Zum letzten Mal stellte sich Michael Schumacher vor einem Rennwochenenden den Fragen der anwesenden Journalisten. Gut gelaunt und ungewohnt offen präsentierte er sich - und auch mit ein bisschen Wehmut: "Ich war auch nicht immer einfach, verzeiht mir das bitte!" Anschließend wurde der siebenfache Weltmeister mit verdienten Standing Ovations in sein allerletztes Grand-Prix-Wochenende verabschiedet.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Sag zum Abschied leise Servus: Michael Schumacher wird uns fehlen...

Frage: "Michael, beginnen wir heute mal ganz anders. Hast du eine Frage an uns Journalisten?"
Michael Schumacher: "Nein. Vielleicht müsste ich einen neuen Job erlernen, um mir Fragen einfallen zu lassen, aber das ist nicht meine Stärke. Tut mir leid, aber mir fällt jetzt nichts ein..."#w1#

Schumacher stellt selbst nicht gerne Fragen

Frage: "Also bewunderst du uns insgeheim, dass wir uns immer wieder etwas Neues einfallen lassen?"
Schumacher: "Nicht immer, denn die Fragen sind ja nicht wirklich neu, die ich gestellt bekomme (lacht; Anm. d. Red.)!"

"Manchmal kommt es mir hoch, da fühle ich mich dann komisch." Michael Schumacher

Frage: "Es ist dein letztes Rennen. Schwingen viele Gefühle mit?"
Schumacher: "Darüber denke ich nicht so viel nach. Manchmal kommt es mir hoch, da fühle ich mich dann komisch, aber insgesamt bin ich ziemlich entspannt. Bis jetzt ist alles wie immer."

Frage: "Gehst du mit diesem Rennen wie mit jedem anderen um?"
Schumacher: "Bis jetzt schon, ja. Mal schauen, ob sich da noch was ändert."

Frage: "War beim Abflug nach Brasilien irgendetwas anders als sonst? Hattest du ein Kribbeln, weil es dein letztes Rennen ist?"
Schumacher: "Im Großen und Ganzen nicht. Es gibt allerdings kurze Momente, in denen dir bewusst ist, dass es das letzte Rennen sein wird. Das verursacht schon ein anderes Gefühl als gewöhnlich, aber das verfliegt dann auch schnell wieder und dann ist man schnell wieder drin."

Frage: "Was sind das für Momente?"
Schumacher: "Ach, darauf möchte ich jetzt nicht wirklich eingehen. Man versucht immer, sich aus dem großen Puzzle irgendwelche Stücke herauszuholen, über die es sich im Moment nicht zu reden lohnt."

Frage: "Du bist mit der vollbesetzten Air Schumacher hier angekommen. Ist das noch einmal ein Schuss Abschiedsstimmung, dass hier noch einmal alle dabei sind?"
Schumacher: "Ja, auf jeden Fall. Es ist nun einmal das letzte Rennen, da hat man eben die wichtigsten Freunde gerne um sich herum. Auch mein Vater hat sich zusammengerissen, um diesen langen Flug anzutreten, denn das ist die längste Distanz, die er je zurückgelegt hat (lacht; Anm. d. Red.). Insofern freut mich das, denn das ist wirklich nicht seine Stärke. Ich kann mich gut in ihn hineinversetzen, welche Überwindung er hat aufbringen müssen, um da mitzufliegen. Es wird bestimmt ein schönes Wochenende mit sehr viel Spaß."

Medientermine nerven auch am letzten Wochenende

Frage: "Das heißt, du genießt es schon. Nimmst du auch diese letzten Auftritte wie hier bewusster wahr als sonst?"
Schumacher: "Die Auftritte - sorry - sind eher Business as usual, aber das Drumherum mit meinen Kumpels, Familie, Corinna und so weiter, das sind schon Momente, die ich genieße."

Frage: "Ist auch ein bisschen Wehmut dabei?"
Schumacher: "Es gibt kurze Momente, wo die aufkommt, aber im Großen und Ganzen nicht."

"Das war ja immer unsere Stärke, uns in solchen Situationen auf das Wesentliche zu konzentrieren." Michael Schumacher

Frage: "Kannst du dir schon ausmalen, wie der Sonntag, dein letzter Arbeitstag, aussehen wird?"
Schumacher: "Ich gehe nicht davon aus, dass der allzu anders sein wird als sonst. Das war ja immer unsere Stärke, uns in solchen Situationen auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das wird unser Job sein, den wir so gut wie möglich machen wollen."

Frage: "Gibt es irgendetwas, wovon du jetzt schon weißt, dass es dir fehlen wird?"
Schumacher: "Nicht wirklich, denn all das, was mir vielleicht in puncto Menschlichkeit fehlen würde, ist ja jederzeit da. Die Kumpels und Freunde, die ich bei Ferrari habe, sind ja für mich nicht aus dem Leben."

Frage: "Was wird dir an der Formel 1 am wenigsten fehlen? Die Medien?"
Schumacher: "Man muss es als Gesamtes sehen. Ich habe ein gutes Leben in der Formel 1, genau wie ihr Journalisten. Da gibt es nichts zu bereuen. Vielleicht war es für euch manchmal schwierig, aber irgendwann werden wir uns schon wieder einmal treffen. Das ist sicher nicht das, was mir am wenigsten fehlen wird."

Frage: "Vor ein paar Jahren hast du einmal gesagt, dass du als Kartmeister mit einer Million statt mit so vielen vielleicht ein glücklicherer Mensch geworden wärst. Hat sich daran in all den Jahren etwas geändert?"
Schumacher: "Im Großen und Ganzen bin ich doch ziemlich glücklich geworden, muss ich sagen. Es gab Momente, in denen ich nicht mehr glücklich war, weil es schon eine Umstellung war für mich, mit der Situation zurechtzukommen und meinen Lebensrhythmus zu finden, aber über die Jahre habe ich das geschafft. Ich könnte nicht sagen, dass ich wirklich glücklicher geworden wäre, wenn sich Dinge anders entwickelt hätten, speziell was Familie und den Freundeskreis angeht."

Frage: "Bekommen deine Kinder eigentlich mit, dass sie so einen berühmten Papa haben? Geht ihnen das auf den Geist oder finden sie das in ihrer Kindheit noch toll?"
Schumacher: "Da, wo wir leben und wie wir leben, ist das in einem Maß, dass sie es eher als angenehm empfinden."

Besonderer Dank an Manager Weber

Frage: "Gibt es jemanden, von dem du sagst: Dieser Person habe ich am meisten zu verdanken."
Schumacher: "Einen jetzt direkt hervorzuheben, wäre fast ungerecht, aber wenn ich über einen reden müsste, dann wäre es wahrscheinlich Willi (Weber, Manager; Anm. d. Red.), den ich im Prinzip länger als meine Frau kenne. Wir haben sehr viel Zeit miteinander verbracht und hatten so gut wie nie Meinungsverschiedenheiten, wie auch mit all meinen anderen Freunden. Wir hatten eine Idee, haben uns ergänzt und haben zusammen den Erfolg erreicht. Da muss man Willi ein großes Kompliment machen, dass er nicht nur mich, sondern auch Ralf (Schumacher; Anm. d. Red.) dahin geführt hat, wo wir jetzt sind."

Frage: "Wenn du die 16 Jahre Formel 1 in einem Satz zusammenfassen müsstest, könntest du das - und wie würde der lauten?"
Schumacher: "Mach mal einen Vorschlag!"

Michael Schumacher

Selten war Michael Schumacher so gut gelaunt wie heute im 'Transamericana' Zoom

Frage: "Du hast natürlich viele Fans, die verzweifelt sind, weil du in Ruhestand gehst. Hast du für diese Fans irgendeine Botschaft?"
Schumacher: "Die Botschaft kann eigentlich nur lauten, dass ich mich bei all jenen, die mich all die Jahre unterstützt haben, bedanken möchte. Irgendwann hat alles mal ein Ende - darüber gibt es sogar ein berühmtes Lied. Genießen wir also das letzte Rennen zusammen, erfreuen wir uns daran. Danach wird es andere Dinge geben, wo diejenigen, die Spaß an der Formel 1 hatten, auch weiterhin Spaß finden werden - dann halt mit anderen Piloten. Ich wünsche viel Spaß dabei. Über die schöne Zeit, die wir gemeinsam haben konnten, habe ich mich sicherlich gefreut."

Frage: "Gibt es irgendeinen Wunsch, den du dir noch nie erfüllt hast und den du dir jetzt, weil du mehr Zeit hast, erfüllen kannst?"
Schumacher: "Vielleicht mal ein längeres Interview mit dir führen (lacht; Anm. d. Red.)!"

Frage: "Worauf freust du dich im Winter am meisten? Die Eishockeyspiele deines Sohnes Mick?"
Schumacher: "Die haben ja schon lange angefangen, aber im Prinzip darauf, keine Termine zu haben. Das ist schon ganz interessant."

Rücktritt vom Rücktritt vorerst kein Thema

Frage: "Ist deine Rücktrittsentscheidung endgültig oder darf man sich wie bei Mika Häkkinen oder Niki Lauda auf ein Comeback einstellen? Und wie wird dein neues Leben ohne Rennsport aussehen?"
Schumacher: "Ich treffe keine solche Entscheidung, wenn ich sie mir nicht gut überlegt hätte. Ich sehe keinen Grund, das zurückzunehmen. Auch Rennen in anderen Serien interessieren mich momentan nicht. Wie wird mein Leben danach aussehen? Ich weiß es noch nicht. Ich habe schon oft gesagt, dass ich das jetzt noch nicht wissen muss. Ich bin in der glücklichen Position, dass ich noch keine Vision für mein neues Leben haben muss. Ich habe viel Zeit, kann mir etwas überlegen, das mich interessiert. Ich bin da total entspannt. Was sein wird, weiß ich noch nicht, aber das Leben eröffnet einem viele Möglichkeiten, auf die ich mich schon freue."

"Es ist ziemlich klar, dass man manche Dinge anders machen würde, wenn man noch einmal die Gelegenheit dazu hätte." Michael Schumacher

Frage: "Bereust du eigentlich irgendetwas?"
Schumacher: "Ich denke, es ist ziemlich klar, dass man manche Dinge anders machen würde, wenn man noch einmal die Gelegenheit dazu hätte. Jeder im Leben muss aber genau solche Dinge durchmachen, um auch Sachen zu erkennen, um Erfahrungen zu sammeln, damit man später richtige Entscheidungen treffen kann. Alles in allem ist es recht gut gelaufen, denn ich konnte viele positive Erfahrungen machen, auch negative. Das gehört zum Leben dazu. Wichtig ist, dass man daraus etwas lernt."

Frage: "Du hast einmal gesagt, dass du zurücktreten wirst, wenn du dich nicht mehr konkurrenzfähig fühlst. Ist das jetzt der Fall? Und stimmt es, dass du gestern an Ayrton Sennas Grab warst?"
Schumacher: "Zum ersten Teil der Frage: Ich sehe nicht, dass ich auch in Zukunft noch genug Energie haben werde, um dieses Niveau zu halten. Das braucht viel Motivation und Hingabe, wie ich schon oft gesagt habe. Zum zweiten Teil: Ich war nicht an dem erwähnten Ort."

Frage: "Was ist es, was dich da bewegt, beim Aufbringen von Energie? Ist das körperlicher Natur, sind es die vielen Termine, die Journalisten, schlechte Presse vielleicht?"
Schumacher: "Ich glaube nicht, dass es da ein Detail gibt, sondern das sind sehr viele Punkte, die du da aufgezählt hast - und all diese Punkte haben sicher einen Einfluss darauf. Die Arbeit, die notwendig ist, um in diesem Business konkurrenzfähig zu sein, ist extrem hoch. Dazu gehört sicher auch das Testen, der Aufwand, den du betreiben musst, um am Rennwochenende so dazustehen, dass du hundertprozentig vorbereitet bist, der Trainingsaufwand und all diese Dinge. Dafür muss man extrem viel Motivation haben und Aufwand betreiben - und das sehe ich bei mir einfach nicht mehr. Dazu ist der Akku zu leer."

Frage: "Wie schaffst du es eigentlich, dich auf Sonntag zu konzentrieren und mit den Gedanken nicht schon woanders zu sein?"
Schumacher: "Ich denke, das liegt in meinem Naturell. Ich habe es jetzt 16 Jahre lang geschafft, mich in wichtigen Momenten auf das Wesentliche zu konzentrieren. Es gibt jede Menge Möglichkeiten, in der Formel 1 abgelenkt zu sein - Nebenaktivitäten, Verpflichtungen, die man eingeht. Es ist sicherlich angenehm, Freunde um sich zu haben - da sollte es mir nicht zu schwer fallen, diese Freunde um mich zu haben. Im Gegenteil: Es wird mir eher leichter fallen, wenn das Ganze an diesem Wochenende auf lockerer Basis abläuft."

Schumacher verspürt keinen Druck

Frage: "Wie viel hat das Resultat von Japan an deiner Gemütslage geändert, denn jetzt hast du ja in der Weltmeisterschaft zehn Punkte Rückstand?"
Schumacher: "Das macht die Sache wesentlich einfacher, denn es gibt für uns überhaupt nichts zu verlieren, sondern wir können nur das Beste aus diesem Wochenende herausholen. Von der Warte ist es ganz entspannt, wir verspüren keinen Druck."

Frage: "Viele waren nach deinem Motorschaden in Japan über deine Reaktion überrascht. Du selbst vielleicht auch? Hast du da schon an die Zeit gedacht, die am Montag beginnt?"
Schumacher: "Überrascht über meine Situation war ich keineswegs. Ich kann mich jetzt an keine Situation erinnern, die ähnlich gewesen wäre, als ich nicht ins Ziel gekommen bin. Wir reden hier einfach von Prototypen, von Mechanikern, Ingenieuren, von allen, die bei uns im Team arbeiten und nur ein Ziel haben, alles dafür getan haben, dieses Ziel zu erreichen. Dass man diese Ziele manchmal nicht erreicht, sehe ich als Teil des Sports an, den niemand wirklich beeinflussen kann. Insofern war das eine relativ natürliche Reaktion, die mir eigentlich viel mehr leid getan hat für meine Jungs, weil ich genau weiß, wie viel Energie und Aufwand die investiert haben in dieses Jahr. Das hat Ende letzten Jahres angefangen, um uns wieder auf die Überholspur zu bringen - um dann so kurz vor dem Ziel stehen zu bleiben."

"Ich habe sehr viel erreicht, bin da mit mir absolut im Reinen." Michael Schumacher

"Ich habe sehr viel erreicht, bin da mit mir absolut im Reinen. Für einige meiner Jungs, speziell für meinen Chefmechaniker, der das erste Jahr dabei ist, zu dem ich einen besonderen Draht habe, hat es mir besonders leid getan, denn er stand so kurz vor der Krönung. Deswegen hatte ich das Gefühl, zu meinen Jungs gehen zu müssen, um sie zu umarmen und zu trösten."

Frage: "Nach Suzuka hast du gesagt, der Fahrertitel ist abzuschreiben, aber normalerweise kämpfst du doch immer bis zum letzten Meter..."
Schumacher: "Das ist richtig, aber ich bin ab einem gewissen Punkt auch Realist genug, um zu wissen, wo meine Möglichkeiten bestehen und wo sie nicht bestehen. Wenn ich meine Angriffspolitik auf der Basis aufbauen müsste, dass jemand ausfällt - das ist nicht mein Ding. Deswegen bin ich mir im Klaren darüber, dass es sich nicht mehr lohnt, um die Fahrermeisterschaft zu kämpfen, aber sehr wohl noch um die Konstrukteursmeisterschaft."

Frage: "Wie wichtig ist dir der Konstrukteurstitel?"
Schumacher: "Also wenn wir den erreichen könnten, wäre das sicherlich noch einmal das beste Resultat und Dankeschön, das man so einem Team aussprechen kann."

Erinnerungen an 2003 werden wach

Frage: "Vor drei Jahren hast du im letzten Rennen auch nur einen Punkt gebraucht, der dann sehr schwer zu bekommen war. Ist es vielleicht sogar schwieriger, wenn man auf Sicherheit fahren muss?"
Schumacher: "Die Umstände waren 2003 ein wenig kurios. Zuerst ist im Zeittraining etwas vorgefallen, so dass ich nicht dort gestanden bin, wo wir normalerweise hätten sein können, und im Rennen gab es dann eine Kollision - und schon war es ein ganz anderes Rennen als ursprünglich geplant. Manchmal kann es schwieriger sein, einen Punkt zu holen als zehn. Das war damals speziell der Fall. Hier geht es für Alonso aber nur darum, dass er ins Ziel fährt, denn wenn ihm das gelingt, dann gehe ich davon aus, dass er mindestens einen Punkt nach Hause fahren wird. Da mache ich mir keine Sorgen um ihn. Ich glaube nicht, dass es ein schwieriges Rennen für ihn wird."

Michael Schumacher

Momentweise sieht man Michael Schumacher seine Wehmut ein wenig an Zoom

Frage: "Es hat selten WM-Duelle mit so vielen ersten und zweiten Plätzen der beiden Kontrahenten gegeben. Hast du den Kampf gegen Fernando Alonso als besonders empfunden und wo sortierst du ihn im Vergleich zu anderen ein?"
Schumacher: "Du stellst mir jetzt Fragen, da müsste ich wirklich ganz tief ins Gedächtnis reinblättern! Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr im Detail an alle Titelkämpfe erinnern, um welche Positionen es da teilweise ging. Es war sicher ein turbulentes Jahr, wenn man sich den Anfang anschaut, dann den kurzen Zwischensprint Imola/Nürburgring, dann ging es rückwärts und erst ab Indianapolis ging es wirklich vorwärts für uns. Ein spezielles Ranking würde ich als unfair empfinden, weil die Saison nicht unbedingt mit einer anderen zu vergleichen ist. Auch der Konkurrent ist ein ganz anderer Charakter als die anderen Konkurrenten. Die schönsten WM-Kämpfe waren schon die mit Mika (Häkkinen; Anm. d. Red.) 2000, auch 1999 und 1998 - daran erinnere ich mich sehr gerne. Im Moment ist das alles noch zu frisch, um das alles analysieren und vergleichen zu können."

Frage: "Unabhängig vom Resultat am Sonntag war es eine bemerkenswerte Saison für dich. Gibt es einen Moment, der herausragt?"
Schumacher: "Es gab einige Situationen. Am Saisonbeginn lief es nicht so gut, das erste Rennen einmal ausgenommen. In Imola hat sich das Blatt dann für uns gewendet, dann gab es einige schwierige Momente zu Saisonmitte und gegen Ende wurden wir wieder sehr stark. Jetzt stehen wir eben, wo wir vor diesem letzten Rennen stehen. Mal schauen, was passiert."

Frage: "Solltest du den Titel holen, wäre das dein schönster Erfolg? Und wenn nicht, welcher WM-Titel ist dein schönster?"
Schumacher: "Mein Lieblingstitel bleibt der von 2000. Ich denke an diesem Wochenende nicht zu viel über den Titel nach. Ich will Konstrukteursweltmeister werden. Nach Suzuka habe ich ja gesagt, dass ich die Fahrer-WM als gelaufen betrachte. Ich möchte meine Hoffnungen nicht darauf aufbauen, dass jemand anderer ausfällt. Ich will eine starke Leistung bringen und das Rennen gewinnen. Unser Maximum ist ein Doppelsieg, und dann müssen wir schauen, was die anderen zustande bringen und ob es für die Konstrukteurs-WM reicht oder nicht."

Frage: "Was sind deiner Meinung nach die Stärken des Renault?"
Schumacher: "Darüber denke ich kaum nach. Wie gesagt: Es ist schwierig genug für uns, uns auf die eigenen Aufgaben zu konzentrieren. Wir werden unser Bestes geben. Der Rest liegt nicht in unserer Hand."

Bridgestone zum Teil vom Wetter abhängig

Frage: "Welche Chancen rechnest du dir auf den Sieg am Sonntag aus?"
Schumacher: "Für einen Sieg rechne ich die Chancen sehr hoch ein. Es kommt sicher auf die Wetterbedingungen an, denn im Regen sind wir - abhängig von der Stärke des Regens - unterlegen. Es gibt aber auch Situationen, in denen wir überlegen sind. Da kommt es ganz auf die Situation und die Umstände an. Im Trockenen bin ich sehr optimistisch, denn wir hatten einen sehr guten Test in Jerez, waren sehr schnell unterwegs. Ich blicke generell optimistisch auf dieses Wochenende und wünsche mir, dass es trocken sein wird, auch für die Zuschauer, denn ein verregnetes Rennen ist für niemanden sehr schön."

"Ich hatte hier in Brasilien schöne Erfolge und freue mich schon darauf, auf dieser Strecke zu fahren." Michael Schumacher

Frage: "Du hattest in den vergangenen Jahren immer brasilianische Teamkollegen. Du fährst dein letztes Rennen in Brasilien. Verbindet dich etwas mit diesem Land?"
Schumacher: "Wenn du es so sagst... Aber es ist eher Zufall, dass mein letztes Rennen in Brasilien stattfindet. Ich hatte hier in Brasilien schöne Erfolge und freue mich schon darauf, auf dieser Strecke zu fahren. Sie ist zwar ziemlich hügelig, aber das Fahren ist eine tolle Herausforderung, es gibt gute Überholmöglichkeiten. Als Fahrer fährt man einfach gerne hier."

"Außerdem hatte ich bei Ferrari brasilianische Teamkollegen. Das war interessant, speziell die Kombination mit Felipe Massa in diesem Jahr. Wir kommen sehr gut miteinander aus, genau wie ich auch mit Rubens Barrichello immer sehr gut ausgekommen bin. Das war auch eine gute Partnerschaft. Jetzt genießen wir es, wieder erfolgreich zu sein, denn das Vorjahr war ja nicht so toll."

Frage: "Gibt es irgendwelche Eigenschaften, die brasilianische Fahrer an sich haben?"
Schumacher: "Die Art und Weise, wie Emotionen gezeigt werden - von den Finnen zu den Südländern ist da doch ein großer Unterschied, wie sie sich ausdrücken. Das ist das einzig wirklich Offensichtliche."

Frage: "Auf wen würdest du 2007 eher einen Euro setzen, Felipe Massa oder Kimi Räikkönen?"
Schumacher: "Ich wette nicht."

Zukunft wird erst nach Saisonende entschieden

Frage: "Kannst du schon sagen, in welcher Funktion du nächstes Jahr bei Ferrari tätig sein wirst? Das war ja auch für hier an der Tagesordnung..."
Schumacher: "Es war an der Tagesordnung, dass wir uns nach der Saison zusammensetzen und darüber reden werden, aber Genaueres kann ich dazu nicht sagen. Ich hoffe, dass ihr mir verzeiht, dass ich dafür noch etwas Zeit brauche. Mit Ferrari ist das sehr entspannt, wie auch schon in anderen Situationen. Wir werden schon gemeinsam eine Entscheidung finden, die positiv ist."

"Es hat schon vor Schumacher ein Ferrari gegeben und es wird auch nach Schumacher ein Ferrari geben." Michael Schumacher

Frage: "Niki Lauda hat gesagt, dass er jetzt mit einem Ferrari-Einbruch rechnet. Was sagst du dazu?"
Schumacher: "Es hat schon vor Schumacher ein Ferrari gegeben und es wird auch nach Schumacher ein Ferrari geben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie gute Entscheidungen getroffen haben, um mich zu ersetzen, damit sie weiter erfolgreich bleiben. Wie sehr, das werden wir sehen, wer weiß das schon?"

Frage: "Du hast die Formel 1 jahrelang dominiert. Beginnt jetzt die Formel Fernando? Wen siehst du als deinen Nachfolger?"
Schumacher: "Ich sehe keinen Nachfolger, sondern ich sehe eine neue Situation aufkommen. So wie die Formel 1 vor mir stattgefunden hat, wird sie auch nach mir stattfinden - wer da auch immer in der Position sein wird, Meisterschaften zu gewinnen, der wird Thema des Tages sein, aber ich mag es nicht, jemandem einen Stempel aufzudrücken."

Frage: "Was wünschst du dir für die Formel 1 nach der Ära Michael Schumacher?"
Schumacher: "Eigentlich nur, dass ich am Fernseher genauso viel Spaß haben werde, wie die Zuschauer schon jetzt Spaß hatten, dass ich den dann auch empfinden kann."

Frage: "Wirst du die Formel 1 in Zukunft via Fernsehen verfolgen?"
Schumacher: "Davon gehe ich aus. Wenn mein Sohnemann gerade ein Eishockeyturnier hat oder so, dann muss ich es halt aufnehmen, aber ansonsten schaue ich es schon."

Frage: "Wirst du eigentlich auch live zu einigen Rennen kommen?"
Schumacher: "Das weiß ich jetzt noch nicht. Ich habe in der Hinsicht noch keine Entscheidung getroffen, wie das aussehen wird für mich. Ich werde erst einmal Abstand gewinnen von allem und dann schauen, was ich gerne machen möchte und was nicht."