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Das ist Ferraris neues Prunkstück
Am Mittwoch präsentierte das Ferrari-Team den gegenüber dem Vorgängermodell deutlich veränderten F2002
(Motorsport-Total.com) - Es ist ein Ereignis, auf das fast eine ganze Nation wochenlang sehnsüchtig wartet: Die Enthüllung des neuen Formel-1-Renners von Ferrari. Während vor den "heiligen Hallen" von Ferrari fast wie in jedem Jahr dichter Nebel allzu neugierige Blick verwehrte, wartete in einer Halle bereits der neue F2002 mit einem roten Tuch abgedeckt auf seine Enthüllung.

© Ferrari
Der F2002 trägt seine Nase wieder höher als der F2001
Vor rund 400 Journalisten aus aller Welt war es dann um 11 Uhr endlich soweit ? Michael Schumacher und Teamkollege Rubens Barrichello lüfteten unter den Augen von Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, Rennleiter Jean Todt, Technikdirektor Ross Brawn, Chefdesigner Rory Byrne und Motorenchef Paolo Martinelli das Geheimnis um den neuen Formel-1-Boliden.
Badoer und Burti mussten Sonderschichten schieben
Während der neue F2002 von den zahlreichen Ehrengästen mit Applaus begrüßt wurde, drehten auf dem Rennkurs von Mugello übrigens die beiden Testfahrer Luca Badoer und Luciano Burti ihre Testrunden. Der Ehrgeiz des italienischen Traditionsrennstalls kennt auch nach drei Konstrukteurstitelgewinnen und zwei Fahrerweltmeisterschaften in Folge eben keine Grenzen.
Noch weiß bei Ferrari niemand, ob der neue Bolide so schnell sein wird, wie er aussieht. Die Aerodynamik ist komplett neu, ebenso wie das Getriebe ? die wahrscheinlichste Achillesferse des neuen F2002. Sollte man während den verbleibenden zwei Testwochen vor dem Abflug nach "Down Under" das neue Auto nicht als zuverlässig genug einschätzen, geht man in das erste Rennen mit dem Vorjahresauto. Mit dem F2001 war Ferrari bei den Testfahrten schneller als die Konkurrenz mit den neuen Autos.
Getriebe größte Neuerung im F2002
Das neue Getriebe soll Schaltzeiten von 20 Millisekunden erlauben, aber seinen Vorteil auch in Sachen Gewicht ausspielen, ist es doch in einem Titangehäuse untergebracht, was somit auch in Kurven einen Vorteil mit sich bringt. In Sachen Titan ist Ferrari zwar keine absolute Innovation gelungen, aber es ist ein Projekt, das von den meisten Teams bereits seit Jahren als zu riskant eingeschätzt wird. Das Team um Technikdirektor Ross Brawn hat sich jetzt jedoch an das heikle Projekt gewagt, nachdem "Underdog" Minardi bereits im letzten Jahr ein Titan-Getriebe einsetzte.
Andere Neuerrungenschaften verweist man mittlerweile in das Land der Fabeln. Bestätigten einige dem Team Nahestehende vor einigen Wochen noch die Getriebe-Motor-Einheit, die ohne Kupplung auskommen soll, so ließ Konstrukteur Rory Byrne die neue technische Wunderwaffe dementieren, ebenso wie eine Kraftübertragung, die angeblich mit zwei Kupplungen funktionieren soll.
Schneller von 0 auf 100
Der neue Ferrari-Motor ist eine Weiterentwicklung des letztjährigen erfolgreichen Zehnzylinders und soll über 860 PS verfügen ? damit hätte man wohl ein paar PS Rückstand auf das BMW-Aggregat. Die neue Kombination aus Motor und Getriebe soll den neuen Ferrari um 0,2 Sekunden schneller von 0 auf 100 beschleunigen lassen als das Vorjahresmodell. Im Zusammenspiel mit Bridgestones neuen Reifen soll der Sprint auf 100 laut Ferrari-Berechnungen mit dem neuen Boliden in 2,2 Sekunden möglich sein.
Die Reifen könnten sich im Kampf um den WM-Titel als wichtigster Erfolgsfaktor herausstellen. Nachdem neben BMW-Williams auch McLaren-Mercedes auf Michelin-Pneus setzt, ist Ferrari das einzige Top-Team auf dem Bridgestone-Gummi. Die ersten Testergebnisse sowie die Aussagen von Michael Schumacher lassen vermuten, dass Bridgestone alles in allem über den Winter den Vorsprung aufrechterhalten konnte. Zwar kommen für die Japaner nun weniger Testkilometer zusammen, dafür kann man sich aber voll und ganz auf Ferrari konzentrieren.
Sichtbar überarbeitete Aerodynamik
Die Nase trägt der Ferrari in diesem Jahr wieder oben, die dem F2001 seinen Charakter verleihende "Hakennase" ist einer konventionelleren, lang gestreckten und vorne weniger stark abfallenden Nase gewichen. Auch im Heckbereich sind einige auffällige Änderungen zu beobachten, wie zum Beispiel ein weit nach oben austretender Auspuff, der mit zwei Finnen aerodynamisch verkleidet ist. Deutlich größer und in diesem Jahr dreieckig ist der Lufteinlass der Airbox geworden, wohingegen an den Seitenkästen kaum Veränderungen wahr zu nehmen sind.
Das 48. Formel-1-Auto in der Geschichte von Ferrari verfügt zudem über einen gesenkten Schwerpunkt, dazu wurde laut Ferrari jedes einzelne Teil des Vorgängermodells optimiert, um das Gesamtgewicht des Autos zu senken. Damit lässt sich noch mehr Zusatzgewicht an einem niedrigen Punkt des Autos zur Verbesserung der Balance anbringen.
Besonders im Heckbereich, der komplett neu gestaltet wurde, will man große Fortschritte gemacht haben. Die Kühlung des Motors soll dank neuer Lösungen effizienter erfolgen, was der aerodynamischen Effizienz des F2002 zu Gute kommen soll. Überarbeitet wurden auch die Vorderrad- und Hinterradaufhängungen, nicht nur, um die Zusammenarbeit mit den Bridgestone-Reifen zu optimieren, sondern auch, um diese aerodynamisch effizienter zu gestalten.
Ferrari zeigte wohl wieder nicht alles
Viele der Neuigkeiten konnte man bei der Präsentation wohl sowieso nicht sehen, um der Konkurrenz nicht zu viel zu verraten. So hat man wie schon im letzten Jahr mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht jenen Frontflügel gezeigt, mit dem das Team das erste Mal testen wird. Im letzten Jahr hatte man an die krumme Nase einen flachen Frontflügel montiert, um ihn dann bei der ersten Ausfahrt gegen ein geschwungenes Exemplar auszutauschen.
Extrem lange Entwicklungsphase
Ferrari fing mit der Entwicklung des F2002 ungewöhnlich früh an, konnte man doch wegen des dominanten F2001 und des frühen Titelgewinns im letzten Jahr die Entwicklung des letztjährigen Autos früher als geplant schleifen lassen. Dennoch ließ man sich in Maranello viel Zeit mit der Konstruktion des neuen Boliden - eigentlich wollte man das Auto bereits am 1. oder 2. Februar der Öffentlichkeit vorstellen, jetzt ist es der 6. Februar geworden. Für Michael Schumacher allerdings kein Grund zur Panik: "Wir liegen voll im Zeitplan."
Die direkte Konkurrenz von Ferrari präsentierte in diesem Jahr bereits deutlich früher, McLaren-Mercedes stellte den neuen MP4-17 am 19. Januar vor, hatte den neuen Silberpfeil sogar zuvor schon einmal getestet. BMW-Williams lüftete das Geheimnis um das neue Auto sechs Tage später als die britisch-schwäbische Konkurrenz ? aber immerhin fast zwei Wochen vor Ferrari.
Sorgen um den Jungfernfahrt-Termin
Wann das neue Auto das erste Mal getestet wird, steht immer noch in den Sternen. Von Ferrari hieß es "so schnell wie möglich", eine für gewöhnlich immer gute informierte italienische Sportzeitung spricht vom Montag als Termin für die Jungfernfahrt ? das wäre reichlich spät, vielleicht zu spät, um das Auto bis Melbourne ausreichend genug getestet zu haben. Fest steht, dass laut Testplan Michael Schumacher am Donnerstag und Freitag noch mit dem alten Auto testen wird.
Ferrari wird versuchen, so schnell wie möglich parallel mit zwei F2002 zu testen, um möglichst viele Daten und Erfahrungswerte mit dem neuen Rennboliden sammeln zu können. Dazu wird man vor allem auf den Hausstrecken von Fiorano und Mugello testen. Zum ersten Mal seit 18 Jahren werden die Ferrari-Piloten allerdings auch auf dem Grand-Prix-Kurs von Imola testen.

