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Das Interview zum Rennen mit Michael Schumacher
Michael Schumacher über Platz fünf in Monaco, aber vor allem über den Skandal von Samstag und warum er das Urteil der FIA als viel zu hart empfindet
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, 17 Plätze gutgemacht - so viele wie noch nie, noch dazu auf einer Strecke wie Monaco. Aber wie oft musstest du heute noch an die Ereignisse von gestern denken?"
Michael Schumacher: "Dafür hatte ich nicht wirklich Zeit, denn ich war auf der Strecke ziemlich beschäftigt. Man muss diese Dinge ab einem gewissen Zeitpunkt ad acta legen und sich auf das konzentrieren, was danach kommt."

© xpb.cc
Mit Platz fünf rettete Michael Schumacher zumindest, was noch zu retten war
Frage: "Überwiegt jetzt eigentlich die Freude über das doch gute Resultat von heute oder die Enttäuschung über gestern?"
Schumacher: "Die Enttäuschung von gestern ist sicher nach wie vor vorhanden - speziell wenn man schaut, was heute im Rennen möglich gewesen wäre. Zur Härte der Bestrafung: Hut ab, die hat uns schon alle etwas schockiert!"#w1#
Schumacher kann mit Kritik gut umgehen
Frage: "Es gab viel Kritik von allen Seiten. Prallt das von dir ab?"
Schumacher: "Ich bin es gewohnt, in gewissen Situationen mit Kritik leben zu müssen. Ich denke, dass oft sehr schnell vorverurteilt wird, weil niemand wirklich in dem Auto gesessen hat und weiß, was genau warum in diesem Auto abgelaufen ist. Ohne die Informationen, die wir haben, und ohne das, was ich empfinde und spüre, kann diese Situation niemand richtig einschätzen."
"Dass gewisse Dinge etwas kurios aussehen, muss ich selbst bestätigen, aber es gibt Gründe dafür - auf die ich nicht eingehen möchte und die niemanden etwas angehen. Entweder man sieht das auf kritische Art und Weise, oder man hat ein Auge dafür, was vielleicht noch anderwärtig möglich sein könnte. Diejenigen, die es kritisch sehen möchten, die werde ich sicher nicht überzeugen können, aber ich habe genügend Leute, die es auch auf meine Weise sehen und verstehen wollen. Die sind mir jetzt sicher wichtiger als die anderen."
Frage: "Es kommen jetzt ja wieder all die alten Geschichten wie Jerez 1997 und so weiter hervor. Wie gehst du damit um?"
Schumacher: "Ich habe ein reines Gewissen. Wer denkt, dass ich das an der Stelle bewusst gemacht habe, um Alonsos Runde kaputt zu machen, den muss ich enttäuschen. Wenn jemand so denkt, kann ich mich nur dafür entschuldigen, dass es auch so gekommen ist. Das war aber sicher nicht der Hintergrund, denn mir war zu dem Zeitpunkt auch nicht bewusst, wo Alonso gerade war. Funkkontakt hatte ich nicht - und wer wann rausfährt, ist nicht in meinem Wissensstand."
"Wenn irgendetwas passiert, wird immer irgendetwas aus der Vergangenheit hervorgezogen. Jeder hat schwarze Punkte auf seiner weißen Weste. Ich glaube schon, dass ich behaupten darf, dass ich in den 15 oder 16 Jahren, in denen ich jetzt Formel 1 fahre, überwiegend eine weiße Weste hatte. Wenn sich jetzt einige über mögliche schwarze Flecken streiten, dann kann ich damit gut leben."
Frage: "Du hattest heute ja Kontakt mit einigen Fahrern, die dir gegenüber sehr kritisch waren und dich auch aus der Fahrergewerkschaft rausdrängen wollen. Wie kamen die denn auf dich zu?"
Schumacher: "Diejenigen, die den Mund aufreißen, die sind mit Sicherheit zu feige, um zu mir zu kommen und mit mir unter vier Augen ein Gespräch anzufangen. Andere sind etwas vernünftiger, kommen auf mich zu und reden mit mir. Das ist eben im Leben einfach so. Man kann nicht nur Freunde haben, sondern man hat Neider und Gegner und Leute, mit denen man gut auskommt. Warum soll das anders sein als im richtigen Leben?"
Ereignisse vom Samstag wurden einfach verdrängt
Frage: "Nach dem Rennen hast du dich lange mit deinem Team unterhalten. Wie handhabt man solche schwierigen Tage als Fahrer?"
Schumacher: "Mit gewissen Scheuklappen. Irgendwann blendet man das alles aus und man konzentriert sich auf das Wesentliche."
Frage: "In einer Umfrage fanden nur 26 Prozent, dass die Strafe gegen dich gerechtfertigt war, die anderen 74 Prozent empfanden sie als zu hart. Freust du dich darüber, dass der Zwischenfall von außen anders gesehen wird als im Fahrerlager?"
Schumacher: "Zuerst einmal vielen Dank für diese Abstimmung - es wäre schön gewesen, wenn ich davon vor dem Rennen gewusst hätte! Spaß beiseite: Ich denke, das ist nicht ganz unverständlich, denn der, der uns gesonnen ist, hat vielleicht auch ein Auge dafür, was eventuell an Möglichkeiten vorhanden war und was dazu geführt hat, und der, der es nicht sehen wollte, der sieht es eben auf komplett andere Art und Weise und kritisiert uns dafür. Zum Glück ist die Mehrheit nicht gegen uns. Das ist sicherlich gerechtfertigt."
Frage: "Ist Fernando Alonso in der Weltmeisterschaft jetzt schon ein unüberwindbarer Gegner?"
Schumacher: "Wenn er unüberwindbar wäre, müssten wir gar nicht mehr antreten. Dieser Meinung sind wir nicht. Es kommen noch viele Rennen, es sind ja erst sieben gefahren. Da kann sich jeder ausrechnen, wie viele Punkte noch zu vergeben sind und was noch passieren kann. Wir sind jetzt 21 Punkte hinten. Wer mich kennt und das Rennen heute gesehen hat, der weiß, dass es bei mir kein Aufgeben gibt! Wenn ich glauben würde, dass es schon gelaufen ist, dann würde ich schon längst zu Hause am Kamin sitzen und etwas anderes machen."

