• 09.09.2008 14:38

Das Hamilton-Urteil und die Reaktionen

Die FIA muss sich nach dem Urteil gegen Lewis Hamilton scharfe Kritik gefallen lassen - Mercedes-Sportchef Norbert Haug sieht kein Fehlverhalten

(Motorsport-Total.com/sid) - Das Urteil in der Affäre Hamilton bringt den Automobilweltverband FIA erneut heftig ins Schleudern und sorgt vor dem Italien-Grand-Prix für jede Menge Zündstoff zwischen den Formel-1-Erzrivalen McLaren-Mercedes und Ferrari. Mercedes-Sportchef Norbert Haug kündigte an, dass das Team bis zum Rennen am Sonntag in Monza fristgerecht einen offiziellen Protest gegen die Bestrafung von Lewis Hamilton beim Großen Preis von Belgien einlegen wird.

Titel-Bild zur News: FIA-Truck

Die FIA steht nach dem Belgien-Urteil wieder einmal in der Kritik

"Wir sind empört und haben die Entscheidung nicht verstanden. Genau wie die ganze Welt, vielleicht außer Italien", sagte Haug in einer Telefonkonferenz am Dienstag und übte Kritik an der FIA: "Es ist nicht überall gleichmäßig bestraft worden. Aus unserer Sicht hat man dem Sport keinen Gefallen getan."#w1#

Haug glaubt nicht an Verschwörungstheorien

An Verschwörungstheorien wegen der zahlreichen Bestrafungen gegen die Silberpfeile oder eine "Lex Ferrari" wollte Haug nicht glauben. Stattdessen telefonierte er mit Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali, der über den Vorfall eine ganz andere Meinung hat, und wird schon am Donnerstag - einen Tag früher als geplant - nach Monza reisen.

Das Duell Rot gegen Silber endet wieder einmal vor Gericht, die FIA will eine Entscheidung der WM nach Saisonende am Grünen Tisch wie im Vorjahr diesmal verhindern. Damals hatte McLaren-Mercedes gegen die Wertung des letzten Rennens protestiert, Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen behielt jedoch seinen Titel.

Diesmal bleiben dem Internationalen Berufungsgericht bis zum letzten Saisonrennen am 2. November in Brasilien nur noch gut sieben Wochen Zeit für eine Entscheidung. "Ich denke, dass der Termin vor Ende der Saison sein wird. Es hängt alles davon ab, wann McLaren offiziell den Protest einlegt. Dann wird das Berufungsgericht so schnell wie möglich einen Termin festlegen", sagte eine FIA-Sprecherin.

Die Silberpfeile, die unmittelbar nach der 25-Sekunden-Strafe der FIA-Rennkommisare für Hamilton in Spa-Francorchamps ihre Absichtserklärung zum Protest hinterlegt und die geforderten 6.000 Euro bezahlt hatten, wollen noch diese Woche den offiziellen Protest samt schriftlicher Begründung einreichen.

"Wir sind die Sieger von Spa, Lewis war Lichtjahre schneller. Mir geht nicht in den Kopf, dass er für etwas, das das Herz des Rennsports ausmacht, bestraft wird", meinte Haug mit Blick auf das bestrafte Abkürzen in der Schikane und das anschließende Überholmanöver gegen Räikkönen.

Genug Skandale

Mit dieser Auffassung findet er breite Zustimmung: "So macht man den Sport kaputt. Die Fans wollen keine Skandale mehr", sagte der ehemalige Formel-1-Pilot Christian Danner. Der Protest könne allerdings nur Erfolg haben, wenn das Team neue Beweise vorlegen könnte: "Nur dann halte ich es für möglich, dass der gesunde Menschenverstand doch noch siegt", meinte der Münchner.


Fotos: Großer Preis von Belgien, Sonntag


Der dreimalige Weltmeister Jackie Stewart griff die FIA um den als Intimfeind von McLaren-Boss Ron Dennis geltenden Präsidenten Max Mosley an: "Angesichts dieser Entscheidung frage ich mich ernsthaft, ob die Rennkommissare geeignet sind." Stewart forderte einmal mehr, statt der bei jedem Rennen wechselnden Kommissare drei permanente hauptberufliche Stewards einzusetzen.

Ferrari-Pilot Felipe Massa wird das wohl nicht so gut finden - er hält die Bestrafung für seinen WM-Rivalen Hamilton beim Großen Preis von Belgien für richtig: "Wäre Lewis wie vorgeschrieben durch die Schikane gefahren, dann hätte er Kimi auf der nachfolgenden kurzen Gerade wohl kaum überholen können."

So oder so - der Titelkampf ist nach dem Urteil völlig offen, Hamilton führt nur noch mit zwei Punkten vor Massa. Haug bleibt jedoch optimistisch, zumal Lewis Hamilton ihm versichert habe, dass er alle fünf verbleibenden Rennen gewinnen will: "Monza wird ein Rennen mit großer Brisanz. Aber im letzten Jahr haben wir dort einen Doppelsieg gefeiert - und in Spa waren wir schließlich auch die Sieger."