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Das große Siegerinterview mit Robert Kubica
Robert Kubica hat nach seinem märchenhaften Sieg von Montréal Lust auf den Titel, weiß aber, dass Siege aus eigener Kraft noch nicht möglich sind
(Motorsport-Total.com) - Die Journalisten in Montréal haben angesichts dieser Story mit den Ohren geschlackert: Ein Jahr nach seinem Horrorcrash, bei dem er dem Tod bereits ins Auge gesehen hat, gewann Robert Kubica gestern an gleicher Stelle den Grand Prix von Kanada - sein erster Sieg in der Formel 1! Und Nick Heidfeld rundete als Zweiter den totalen Triumph für das BMW Sauber F1 Team ab.

© xpb.cc
Fast emotionslos sprach Robert Kubica über seinen ersten Grand-Prix-Sieg
Um das Märchen perfekt zu machen, übernahm Kubica damit auch noch die WM-Führung, vier Punkte vor Lewis Hamilton und Felipe Massa. Der Pole wurde nach diesem historischen Moment aber seinem kühlen Image voll gerecht und blieb trotz aller Emotionen rund um ihn herum recht gefasst. Dass er sich innerlich sehr wohl freute, erkannte man aber daran, dass er im Rahmen der FIA-Pressekonferenz nach dem Rennen doch etwas mehr plauderte als sonst...#w1#
Kuriose Szene beim Boxenstopp
Frage: "Robert, fangen wir an mit dem Zwischenfall beim ersten Boxenstopp, als du gemeinsam mit Kimi Räikkönen vor der roten Ampel gewartet hast. Ich schätze, du hast mitbekommen, was da mit Lewis Hamilton passiert ist, oder?"
Robert Kubica: "Ja. Wir kamen alle zur gleichen Zeit hinter dem Safety-Car an die Box. Die rote Ampel war noch an, genau wie im Vorjahr, als ich auch stehen geblieben bin. Kimi blieb neben mir stehen und ich hörte einen riesigen Knall und sah, dass sich Kimis Auto bewegte. Da war mir klar, dass es Lewis war. Ich behielt aber die Konzentration und wartete auf grünes Licht, um dann gleich gut wegzukommen."
"Dann steckte ich hinter langsameren Autos fest und konnte nicht überholen. Als das letzte Auto vor mir zur Box kam - ich glaube, es war Timo Glock -, hatte ich acht Runden, um 16 oder 17 Sekunden Vorsprung herauszufahren, um nach dem Boxenstopp vor Nick bleiben zu können. Das waren sieben Runden wie im Qualifying! Ich hatte noch nie so große Schwierigkeiten und gab wirklich alles, denn ich wusste, dass ich ungefähr 21 Sekunden Vorsprung brauche. Am Ende waren es 24. Ein großartiges Rennen."
Frage: "Wie schwierig waren die Streckenbedingungen, als du so attackieren musstest, und wie schwierig war es, hinter den langsameren Autos die Geduld zu bewahren?"
Kubica: "Es war nicht einfach. Es ist immer schwierig, wenn das Safety-Car kommt, und ich hatte ein bisschen Pech, denn drei Sekunden früher wäre die Boxengasse noch offen gewesen. Aber als ich von der Box wegfuhr, begann die Ampel zu blinken, also konnte ich die Boxengasse nicht mehr verlassen. Das war Pech."
"Dann hatte ich Probleme mit langsameren Autos, als Fernando Alonso hinter mir war und mich zu überholen versuchte. Die Jungs haben ja auch gefightet, also habe ich da viel Zeit auf die Führenden verloren. Aber ich konnte mir dann später doch noch einen Vorsprung herausfahren. Diese Runden waren extrem schwierig. Das Team hat gesagt, ich soll nicht zu sehr pushen. Ich hatte aber schon zehn oder 15 Runden nicht gepusht! Es war erstaunlich. Und sobald du neben der Linie warst, kamst du auf den kaputten Asphalt und auf Sand, also war es sehr, sehr schwierig."
Von Anfang an im Team
Frage: "Kannst du deine Emotionen beschreiben und zurückdenken, wie es in deiner Anfangszeit war? Was bedeutet es dir, hier in Nordamerika zu gewinnen, wo viele Polen leben?"
Kubica: "Es ist fantastisch, mein erstes Rennen für das BMW Sauber F1 Team zu gewinnen, denn ich war von Anfang an dabei. Wir sind gemeinsam gewachsen und ich möchte mich beim Team dafür bedanken, dass es ein gutes Auto gebaut hat."
"Wir sind heute Erster und Zweiter. Vielleicht ist unsere Pace noch nicht die beste, aber im Rennen waren wir da. Im ersten Stint konnte ich Lewis' Pace nicht mitgehen, weil wir Reifendruckprobleme hatten, aber danach stellten wir den Reifendruck um und das Auto fühlte sich sehr gut an. Es war ein fantastisches Rennen, fantastisch für mich, mein Land und meine Fans. Ich bedanke mich bei allen, die mich hier in Kanada angefeuert haben!"
Frage: "Du führst jetzt in der Weltmeisterschaft. Vor einem Jahr hattest du hier diesen schweren Unfall und jetzt stehst du in Kanada in der Mitte des Podiums. Was für ein unglaubliches Jahr!"
Kubica: "Ja, es war ein unglaubliches Jahr, aber auch ein schwieriges. Im Vorjahr hatte ich viele Schwierigkeiten und ich bin froh, dass ich einiges umstellen konnte, was im Vorjahr nicht optimal funktioniert hat."
"Ich bin diese Saison ganz gut unterwegs. Ich denke, das zeigt, wie groß meine Schwierigkeiten im Vorjahr waren. Ich freue mich sehr, hier in Kanada zu gewinnen, wo ich im Vorjahr diesen riesigen Crash hatte. Das Ziel war, diese Saison einen Grand Prix zu gewinnen - und wir haben es geschafft! Wir führen in der Fahrer-WM, also hoffe ich, dass mich das Team hundertprozentig unterstützen wird, damit wir diese Führung bis zum Ende verteidigen können."
Eine Lovestory: Kubica und Montréal
Frage: "Es ist eine Rückkehr wie in einem Märchen. Kanada scheint dich nach dem Unfall im Vorjahr mit dem Sieg heute adoptiert zu haben..."
Kubica: "Ja. Es ist natürlich sehr schön, den ersten Sieg für BMW und für mich selbst in Kanada zu holen. Jeder weiß, was im Vorjahr hier passiert ist. 2006 war ich hier extrem schnell und im Vorjahr hatte ich einige große Probleme, sodass ich nicht 100 Prozent aus dem Auto herausholen konnte. Ich lag mit einem konkurrenzfähigen Auto ziemlich weit hinten. Dieses Jahr war es ein sehr starkes Rennen, ein sehr starkes Wochenende. Wir können nicht behaupten, dass es unser stärkstes Wochenende war, aber eigentlich waren alle Wochenenden recht stark. Jetzt sind wir hier."

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Robert Kubica fuhr gestern einen makellosen Grand Prix ohne Fehler Zoom
Frage: "Was ging dir durch den Kopf, als sich Lewis Hamilton am Beginn um etwa eine halbe Sekunde pro Runde absetzen konnte?"
Kubica: "Jeder weiß, dass in Kanada die rechte Seite der Startaufstellung ziemlich schmutzig ist. Es war sehr schwierig, den zweiten Platz zu behalten. Ich dachte erst, Kimi würde mich kriegen, aber ich konnte meine Position verteidigen. Ich hatte in den ersten fünf oder sechs Runden eine gute Pace, aber dann hatten wir das gleiche Problem wie in Australien."
"Der Reifendruck hat nicht gepasst und das Auto begann zu rutschen und ich hatte Graining. Die Temperaturen der Hinterreifen stiegen enorm an und ich bat für den nächsten Boxenstopp um weniger Reifendruck. Im zweiten Stint fühlte sich das Auto viel besser an. Lewis konnte wegziehen. Seine Pace war besser, ja, aber der Unterschied war nicht so groß wie im ersten Stint."
Frage: "Die letzten Runden müssen ewig gedauert haben..."
Kubica: "Es war ein sehr langes Rennen, speziell im letzten Stint. Der entscheidende Moment war, als Glock an die Box ging. Ich hatte freie Fahrt und hatte sieben oder acht Runden Zeit, um einen Vorsprung von 20 Sekunden aufzubauen, was nicht einfach ist. Ich hatte 24 Sekunden Vorsprung und kam vor Nick wieder raus. Das war der Schlüsselmoment. Wir hatten ein bisschen Pech mit dem Safety-Car, denn die Ampel zeigte an, dass die Boxengasse geschlossen war, gerade als ich dort ankam. Das war ein bisschen unglücklich. Zu dem Zeitpunkt wäre ein Stopp die beste Strategie gewesen, aber ich holte wie gesagt in diesen sieben Runden einen großen Vorsprung heraus und konnte dadurch in Führung bleiben."
WM-Dreikampf mit BMW
Frage: "Ist das BMW Sauber F1 Team nun beim Blick auf die WM-Tabelle ein Topteam?"
Kubica: "Wenn du nach sieben Rennen die Fahrer-WM anführst, dann hast du ein Auto, mit dem du gewinnen und um Spitzenplätze kämpfen kannst. Wenn ein Team ein Topauto bauen kann, dann ist es ein Topteam. Das ist doch ganz klar."
Frage: "War dir klar, was links von dir passierte, als du vor der roten Ampel warten musstest?"
Kubica: "Ja. Ich hörte einen Knall und sah Lewis in Kimis Heckflügel kleben. Es war eine ähnliche Situation wie im Vorjahr, als wir auch während einer Safety-Car-Phase an die Box kommen und die Ampel auch rot war. Damals sind Fisichella und Massa vorbeigefahren, aber ich bin als erstes Auto stehen geblieben. Diesmal stand ich neben Kimi und ein paar Sekunden später kam Lewis voll angerauscht und krachte ihm ins Heck. Ich muss mich bei ihm bedanken, dass er Kimi ausgewählt hat und nicht mich!"
Frage: "Wie ist das Gefühl, die polnische Hymne zu hören und die Fans über deinen ersten Sieg jubeln zu sehen?"
Kubica: "Gestern habe ich gesagt, dass ich gewinnen kann, denn im Rennsport ist alles möglich, aber man muss auch sagen, dass wir in einem normalen Rennen ohne Zwischenfälle noch nicht siegfähig sind. Wir haben ein sehr gutes Rennen gezeigt. Hamilton hat mir geholfen, denn wir waren drei Topautos: Lewis, ich und Kimi. Die zwei stärksten Gegner waren also weg."
"Das Safety-Car hat meiner Strategie nicht geholfen, denn ich hatte auf einmal die Einstopper vor mir. Als ich zurück auf die Strecke kam, wurde ich aufgehalten, also musste ich abwarten, bis alle an die Box kamen. Dann hatte ich sieben Runden, um einen Vorsprung auf Nick aufzubauen, damit ich nach dem zweiten Stopp vor ihm bleiben kann. Das ist mir gelungen. Die Atmosphäre hier in Kanada ist großartig und es sind viele polnische Fans da, viele Fans unseres Teams. Es ist immer fantastisch, hier zu gewinnen, speziell nach dem Unfall im Vorjahr."
Mission 2008 erfüllt
Frage: "Glaubst du, dass ihr nun auch unter normalen Bedingungen Rennen gewinnen könnt?"
Kubica: "Wir arbeiten daran. Das Ziel für diese Saison war, ein Rennen zu gewinnen. Das ist uns früher als erwartet gelungen. Wir haben es in einem schwierigen Rennen geschafft, in dem wir nicht die beste Pace hatten, wie ich meine. Hamilton war an diesem Wochenende eindeutig der schnellste Fahrer, aber er hat einen Fehler gemacht. Man bezahlt für seine Fehler und wir hatten ein gutes Rennen. Alle haben gut gearbeitet: die Jungs beim Boxenstopp, der Kommandostand, der Nicks Strategie umgestellt hat. Das hat sich mit einem Doppelsieg gelohnt. Aber ob es in Zukunft so weitergehen wird, wissen wir nicht. Wir müssen fighten, pushen."
Frage: "Sprich bitte noch mal über deine Probleme im Vorjahr und die harte Arbeit, die dich heute hierher gebracht hat!"
Kubica: "Es haben einfach ein paar Dinge nicht richtig funktioniert, aber ich habe schon im Vorjahr daran gearbeitet, die in den Griff zu bekommen. Leider konnten wir die Probleme während der Saison nicht beheben. Für diese Saison ist es uns gelungen und ich finde, dass die Resultate nun zeigen, wie gravierend meine Probleme wirklich waren. Die waren nämlich größer als viele glauben. Ich wusste, was ich brauche. Das Team hat es mir für dieses Jahr gegeben und das Resultat ist für beide Seiten sehr positiv, für mich und das Team."
Frage: "Glaubst du, dass du nun zur Nummer eins im Team gemacht und auf Titeljagd geschickt wirst?"
Kubica: "Diese Frage sollte man nicht mir stellen. Ich glaube nicht. Im Endeffekt müssen beide Fahrer Punkte für das Team holen, aber wenn du nach sieben Rennen die Weltmeisterschaft anführst, dann musst du natürlich alles geben. Abgesehen von Australien war ein vierter Platz mein schlechtestes Ergebnis und ich war bisher der beste Qualifyer. Vielleicht bekommen wir in Zukunft noch einmal eine Chance. Diese Chancen müssen wir nutzen. Vielleicht bekommen wir fünf Rennen lang keine mehr, aber wenn wir eine bekommen, dann werden ich und das Team das Maximum geben. Ich werde mich da voll reinklemmen."
Frage: "Kannst du deine Vertragssituation aufklären?"
Kubica: "Ich sage nichts über meinen Vertrag. Darüber sprechen wir nicht."

