• 21.03.2004 14:34

Das große Siegerinterview mit Michael Schumacher

Michael Schumacher über seinen zweiten Saisonsieg in Malaysia, seine Chancen auf den Weltmeistertitel und die kommenden Rennen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Du dachtest, dass es hier schwieriger werden könnte und manchmal sah es auch eng aus. Gerade zu Beginn hat Juan-Pablo Montoya viel Druck auf dich ausgeübt, aber Ende war es großartiger Sieg für dich."
Michael Schumacher: "Das ist wahr. In Momenten, in denen wir schnell sein mussten, waren wir es auch einfach - zu Beginn eines jeden Stints und am Ende. Aber der Anfang des Rennens war sehr hart, es war unvorhersagbar, wo das Wasser war und wie viel es sein würde. Als erstes Auto auf der Strecke hatte ich natürlich keine Referenz, ich musste also vorsichtig sein, zur gleichen Zeit aber auch auf Juan achten, damit ich ihm keine Gelegenheit gebe. Und dann hat er jedes Mal vor den Boxenstopps und gleich danach enorm auf mich aufgeholt. Es war bis zum Ende ein harter Kampf."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher bleibt vorsichtig: Es kann noch viel passieren

Frage: "War es ein anstrengendes Rennen? Wir sprachen von der Hitze, aber heute war es gar nicht so heiß, aber auf dich wurde immer Druck ausgeübt."
Schumacher: "Es war immer Druck und Malaysia ist ein anstrengender Kurs. Es ist auch noch immer heiß genug, um das Rennen anstrengend zu machen. Wenn die Sonne rausgekommen wäre, dann wäre es noch schwerer geworden, Mir ist es egal, dass sie es nicht getan hat, meine Kollegen werden das wohl ähnlich sehen."#w1#

Die Entwicklung bei anderen Teams kann schnell gehen

Frage: "Wie siehst du die Entwicklung der Meisterschaft? Es muss jetzt recht schwierig sein, in der Meisterschaft zu führen. Was plant ihr als Nächstes, wie wollt ihr die Spitze behaupten?"
Schumacher: "Ich glaube, dass es einfacher ist, die Meisterschaft anzuführen, als das Aufholen im letzten Jahr. Aber es sind erst zwei von 18 Rennen gelaufen, 16 folgen noch und wir alle wissen, wie schnell die Entwicklung bei einigen Teams gehen kann. Ich denke, dass es ein schweres Jahr werden wird. Wir haben in Bahrain ein weiteres hartes Rennen vor uns. Niemand weiß genau, was uns dort erwarten wird, welche Charakteristik der Kurs hat, wen er bevorzugt und was in der Zwischenzeit bei einigen bezüglich der Entwicklung passieren wird. Nach den Schwierigkeiten, die wir hier in der Vergangenheit hatten, muss ich allerdings sagen, dass Bridgestone einen fantastischen Job gemacht hat. Wir mussten das überwinden und in solchen extremen Bedingungen antreten. Ich freue mich für sie, dass sie sich zurückgekämpft haben."

Frage: "Wie stark war der Regen in den ersten Runden, und wie nass war die Strecke?"
Schumacher: "In der ersten Runde war es nur in Kurve vier etwas nass, und die Kurve elf war sehr rutschig. Der Rest war okay. Dann fiel in diesen zwei Kurven wieder Regen. In einigen Kurven gab es während der ersten fünf oder sechs Runden immer wieder feuchte Stellen, aber das war von Kurve zu Kurve unterschiedlich. Man wusste nie, wie nass es in der nächsten Runde sein würde. Es war sehr schwierig."

Frage: "Aber der Start und die erste Runde lief gut. Du hattest am Ende der ersten Runde einen Vorsprung von zwei Sekunden."
Schumacher: "Ich habe es vielleicht besser hinbekommen als Rubens, und der Rest hing hinter ihm fest. Er hat in dieser Phase Zeit verloren, sagte zumindest Ross (Brawn). Ich habe alles gegeben, was ich zu diesem Zeitpunkt konnte, aber es war sehr eng und schwierig."

Der lange Weg zum siebten WM-Titel

Frage: "Was habt ihr euch bei eurem ersten kurzen Stint gedacht? Immerhin bist du da nur neun Runden gefahren."
Schumacher: "Der Grund für die Strategie? Uns gut zu qualifizieren und eine gute Ausgangsposition zu haben."

Frage: "Montoya kam in Runde 13 an die Box. Ihr seid also auf unterschiedlichen Strategien gefahren. Keine Probleme damit?"
Schumacher: "Es waren nur vier Runden. Ein großer Unterschied ist das nicht. Es war eine ziemlich geradlinige Strategie."

Frage: "Du hattest andere Reifen als Rubens. Gab es Probleme damit?"
Schumacher: "Sie haben perfekt funktioniert. Aber viel konnten sie am Ende nicht mehr leisten."

Frage: "In den letzten zwei Jahren hattest du bei diesen heißen Bedingungen einige Probleme. Wie wichtig ist dieser Sieg psychologisch? Macht er den Rest der Saison entspannter?"
Schumacher: "Entspannter ist sicherlich das falsche Wort. Dies war in der Vergangenheit ein Rennen, in dem wir Probleme hatten. Aber wann immer wir hier gut waren, dann hat uns dies auch in schwierigen Rennen im Laufe der Saison geholfen, wenn es auch heiß wird. Ich weiß nicht, ob man es mit dem letzten Jahr vergleichen kann. Ich würde es gern so sehen, habe aber meine Zweifel. Wir haben erst zwei von 18 Rennen absolviert, und die 20 Punkte, die wir haben, sind sicherlich mehr als im letzten Jahr, aber es liegt noch ein langer Weg vor uns."

Ein enger Kampf hinter Ferrari wäre die "Idealsituation"

Frage: "In Australien waren die Renault die stärksten Verfolger, heute waren es andere. Hilft so etwas auf dem Weg zum Titel?"
Schumacher: "Es wäre die ideale Situation, wenn wir vorne bleiben könnten und immer andere Verfolger hätten, aber es wird nicht immer so laufen. Wir leben in keiner Traumwelt."

Frage: "Ist das Fahren ohne die automatischen Getriebe und ohne die Startautomatik aufregender als zuvor?"
Schumacher: "Natürlich ist es aufregender. Man hat viel mehr Verantwortung. Bisher musste man nur die Ampel beobachten und einen Knopf drücken, nun muss man schon etwas mehr tun."

Frage: "Das Rennfahren macht dir so also mehr Spaß?"
Schumacher: "Ja, wir Fahrer haben damit etwas mehr Freiraum und Verantwortung."

Frage: "Würdest du das alte Qualifyingformat dem neuen vorziehen?"
Schumacher: "Es spielt keine Rolle, was wir bevorzugen würden, weil es nichts verändern würde."