• 13.01.2010 15:27

  • von Dieter Rencken

Das große Interview mit Stefano Domenicali

Stefano Domenicali beim Ferrari-Wrooom-Event: Über das neue Auto, den Weggang von Michael Schumacher und die Fahrerpaarung Alonso/Massa

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Stefano, mit welchen Erwartungen blickst du auf die in wenigen Monaten beginnende Formel-1-Saison 2010?"
Stefano Domenicali: "Madonna di Campiglio ist sozusagen der offizielle Startschuss der neuen Saison für Ferrari. Bevor ich die Frage beantworte, möchte ich unserem Hauptsponsor Philip Morris danken, denn wir feiern dieses Jahr die 20. Auflage dieses besonderen Events. Die Zeiten sind schwierig, aber es ist wichtig, dass wir an manchen Traditionen festhalten."

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali (Teamchef)

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali erwartet 2010 die Rückkehr an die Spitze

"Aber schauen wir in die Zukunft und sprechen wir über unsere Ziele für 2010. Die Zukunft ist positiv, denn trotz der Saison 2009, die aus verschiedenen Gründen sehr schwierig war, ist es uns gelungen, ein gesundes Fundament für die Zukunft unseres Teams aufzubauen. Wichtige Partner wie Philip Morris und Shell bleiben an Bord, aber wir heißen auch neue Sponsoren willkommen, allen voran Santander. Das ist eine Basis, auf die wir aufbauen können."#w1#

"Kommerziell gesehen haben wir 2009 ein gutes Ergebnis erreicht, auch wenn es sportlich nicht so geklappt hat. Unser sportliches Hauptziel für 2010 ist ganz klar, wieder an die Spitze zurückzukehren, denn da gehören wir hin. Darauf haben wir im Winter hingearbeitet. Es wird sicher keine einfache Saison. Das erste Ziel muss sein, zuverlässig zu sein, denn in den vergangenen Jahren sind wir zu oft ausgeschieden, selbst in den Weltmeisterjahren. Das hatte natürlich Auswirkungen. Auf den Prüfständen und am Simulator haben wir versucht, diese Probleme gezielt abzuschalten."

Aerodynamik im Mittelpunkt

"Zweitens brauchen wir ein Auto, dessen aerodynamische Performance konkurrenzfähig sein muss. Drittens müssen wir dieses Auto während der 19 Rennen umfassenden und damit sehr langen Saison laufend weiterentwickeln. Das Ziel ist der WM-Titel. Die Zutaten sind alle vorhanden, daher werden wir die Saison mit genau diesem Ziel angehen."

Frage: "Was kannst du über das neue Auto verraten?"
Domenicali: "Testen dürfen wir ja erst im Februar, aber im Windkanal wird natürlich eifrig entwickelt. Nächste Woche steht ein entscheidender Moment bevor, denn dann werden wir einen Leistungsvergleich mit dem vorjährigen Auto durchführen. Wir haben uns sehr ambitionierte Ziele gesteckt. Wir werden das neue Auto am 28. Januar in Maranello präsentieren und den Event für unsere Fans live im Internet übertragen."

Frage: "Muss Ferrari dieses Jahr unbedingt wieder gewinnen? Fühlst du dich auch persönlich dazu verpflichtet?"
Domenicali: "Wir können hier alles Mögliche versprechen, aber wir müssen Taten folgen lassen. Das muss für jeden Rennleiter natürlich das Ziel sein, aber das geht nicht von selbst, sondern nur durch eine ganz bestimmte und korrekte Abfolge von Prozessen. Unser Ziel als Team und mein persönliches ist es, wieder zu gewinnen. Diese hungrige Atmosphäre zieht sich im Team durch alle Ebenen. Wir dürfen nicht vergessen, wer wir sind und welche Verantwortung wir als Ferrari tragen. Wir arbeiten Tag und Nacht, weil wir Ferrari sind und weil Siege von uns erwartet werden."

"Wir können hier alles Mögliche versprechen, aber wir müssen Taten folgen lassen." Stefano Domenicali

Frage: "Ferrari, McLaren, Renault und BMW haben im Vorjahr ein KERS-Auto gebaut und sind damit weit zurückgefallen. Glaubst du, dass das dieses Jahr nicht mehr passieren wird, weil niemand mehr auf KERS setzt?"
Domenicali: "Wichtig ist, dass nun gleiche Voraussetzungen für alle herrschen. KERS wurde ja nicht verboten, sondern wir haben uns aus Kostengründen darauf geeinigt, es nicht mehr zu verwenden. Das wahre Problem von KERS war, dass es nicht für alle Teams verpflichtend war. Es war ein neues System, das etwas bringt, aber die technischen Restriktionen haben dafür gesorgt, dass es erst am Ende der Saison wirklich konkurrenzfähig war."

"Allerdings bin ich der Meinung - auch, weil wir viel Geld investiert haben -, dass KERS 2011 zurückkehren sollte. Natürlich müssen wir bis dahin die Kosten senken, aber wir dürfen diese Technologie nicht abschreiben, denn KERS ist etwas, was auch in jeden guten Sportwagen gehört. Die Kosten waren zum jetzigen Zeitpunkt zu hoch, aber der Nutzen ist unbestritten. Wir bei Ferrari setzen uns für eine Rückkehr von KERS ein, allerdings unter gleichen Voraussetzungen für alle Teams. Niemand soll dann ohne KERS fahren dürfen oder zumindest keinen Vorteil daraus schöpfen."

Frage: "2000 hat Michael Schumacher eine jahrzehntelange Durststrecke beendet. Nach 2009 sind die Tifosi nun erstmals wieder ein bisschen ungeduldig. Wie wichtig ist für euch aus diesem Grund der Erfolg und wie wichtig ist es für euch, gerade Michael zu bezwingen?"
Domenicali: "Natürlich gibt es viele Ferrari-Fans in Italien und auf der ganzen Welt, die Michaels Entscheidung nicht gut finden. Wir sollten dabei aber die Geschichte und das, was Michael für Ferrari geleistet hat, nicht vergessen. Ferrari hat auch viel für Michael getan. So sehe ich das. Jetzt müssen wir ein neues Kapitel aufschlagen und diese Situation als Ansporn nutzen. Wir wollen beweisen - auch Michael -, dass wir das stärkste Team und der beste Konstrukteur sind."

Wehmut wegen Schumacher-Wechsel

Frage: "Wie geht es dir, wenn du den Mercedes-Stern auf Michaels Helm siehst? Und glaubst du, dass ihn Fernando Alonso schlagen kann?"
Domenicali: "Ich schätze Michael sehr stark ein, denn wenn er sich für eine Herausforderung entscheidet, dann fühlt er sich auch reif dafür. Er sollte ein Auto haben, mit dem er unter Beweis stellen kann, was für ein Rennfahrer er ist. Als wir im Vorjahr Felipe ersetzen mussten, dachten wir ganz bewusst an ihn, weil wir ihn für einen außergewöhnlichen Fahrer halten."

"Fernando wird sicher die Möglichkeiten haben, ihn zu schlagen, aber ein Reiter ohne gutes Pferd ist nichts wert. Wir müssen unser Pferd gut füttern und es schnell machen, ansonsten bringt uns auch der beste Reiter nichts. Das haben wir selbst in der Hand. Und Michael mit einem Mercedes-Helm zu sehen, tut schon ein bisschen weh, das muss ich zugeben."

Frage: "Mit Fernando Alonso und Felipe Massa habt ihr ein sehr explosives Fahrerduo. Welche Maßnahmen habt ihr gesetzt, damit da keine Spannungen entstehen können? Und wie weit seid ihr mit den Vorbereitungen auf 2010?"
Domenicali: "Wenn du mit explosiv meinst, dass wir schnelle, aggressive und ehrgeizige Fahrer haben, dann ist das mit Fahrern dieses Kalibers ja wohl das Mindeste, was man erwarten kann!"

"Das ist mit Fahrern dieses Kalibers ja wohl das Mindeste, was man erwarten kann!" Stefano Domenicali

"Vergessen wir nicht, dass es immer unsere Philosophie war, das Team als Nummer eins zu sehen. Felipe und Fernando wissen, wie sie sich zu verhalten haben und welche Regeln bei uns gelten. Ich sehe diese beiden starken Fahrer, die man natürlich unter Kontrolle halten muss, das stimmt, als Chance. Wenn wir ihnen von Anfang an ein konkurrenzfähiges Auto geben, dann haben wir mit ihnen die Gewissheit, dass sie die Ergebnisse abliefern werden."

"Ob unser neues Auto dafür stark genug ist, werden wir aber wohl nicht bei den ersten Tests sehen, sondern erst bei den ersten paar Rennen. Konkurrenzfähig sollten wir auf jeden Fall sein, aber ob es für Siege reichen wird, weiß ich nicht. Wir müssen auf dem Boden bleiben und abwarten, denn wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Konkurrenten auch hart gearbeitet und Fortschritte gemacht haben."

Frage: "Ihr habt viele Jahre mit Fernando gesprochen und ihn jetzt unter Vertrag genommen. Warum gerade jetzt? Und was erwartest du von ihm als Fahrer?"
Domenicali: "Wir haben in der Tat mehrere Monate mit ihm gesprochen, aber wir hielten den Zeitpunkt dann aus seiner Sicht und auch aus Sicht des Teams für richtig. Fernando ist ein sehr konkurrenzfähiger Fahrer, ein zweifacher Weltmeister, der sehr siegeshungrig ist."

Großes Lob für Neuzugang Alonso

"Außerdem stellt er als Persönlichkeit einen Referenzwert für das Team dar. Er ist sehr ehrgeizig und ich bin mir sicher, dass er das Team mitreißen und uns dabei helfen wird, unsere Ziele zu erreichen. Vergessen wir nicht, dass er der einzige aktive Fahrer ist, der Michael Schumacher geschlagen hat. Es war klar, dass irgendwann die Zeit für Fernando und Ferrari kommen würde - und ich bin froh, dass er jetzt Teil unserer Familie ist."

Frage: "Fernando ist ein ganz anderer Charakter als Kimi Räikkönen. Führt das innerhalb von Ferrari zu Veränderungen?"
Domenicali: "Wir haben jetzt zwei südländische Fahrer und damit eine sehr enthusiastische Stimmung. Das ist wie eine frische Brise Wind - sehr erfrischend. Fernando war schon einmal in Maranello und ist jetzt hier in Madonna di Campiglio. Man kann schon sehen, dass er eine Bereicherung für das Team ist - und zwar nicht nur in technischer Hinsicht, sondern auch in Sachen Teamwork. Das ist positiv für das Team."

Frage: "Hältst du Fernando für den besten Fahrer im Feld und glaubst du, dass die Saison 2010 mit Michael Schumachers Comeback eine der spannendsten aller Zeiten werden könnte?"
Domenicali: "Was das öffentliche Interesse angeht, hat Michaels Comeback in der Tat viel Positives für den Sport bewirkt."


Fotos: Ferrari-Wrooom in Madonna di Campiglio


"Fernando ist ein großartiger Fahrer, einer der talentiertesten im Feld. Und wenn ich daran denke, wie er mit dem Team arbeitet, dann macht ihn das wahrscheinlich zur Nummer eins. Ich halte ihn für einen sehr starken Fahrer. Wenn wir ihm ein großartiges Auto geben, dann wird er seine Klasse zeigen. Das gilt auch für Felipe, denn ich will hier nicht den Eindruck vermitteln, dass sich bei uns alles auf Fernando konzentriert. Wir haben ein tolles Team und ich bin mir sicher, dass unsere beiden Fahrer zu den stärksten Kombinationen im Feld gehören."

Frage: "Bei Renault war Fernando die klare Nummer eins. Wird er das auch bei Ferrari sein? Ich glaube deine Antwort zu kennen. Aber wie wollt ihr Fernando dann das Gefühl vermitteln, dass er sein eigenes Ding durchziehen kann?"
Domenicali: "Die Regeln sind klar: Wer zu Ferrari kommt, weiß, wie wir arbeiten - und der weiß das auch zu schätzen, denn auf diese Weise lassen sich die Emotionen kontrollieren."

"Bei Felipe und Kimi war der Fall zum Beispiel klar: Ein Jahr hat Felipe Kimi geholfen, im nächsten Jahr war es andersherum. Das zeugt von Respekt. Wer auch immer am schnellsten sein wird, bekommt die Unterstützung im WM-Kampf. Die Leute kritisieren uns dafür, dass wir diesen Wettbewerb innerhalb des Teams zulassen, aber wir handhaben das viel rationeller und logischer, als es von außen vielleicht aussehen mag."

Massa für Jungfernfahrt vorgesehen

Frage: "Wer wird am 1. Februar in Valencia erstmals mit dem neuen Ferrari fahren, Fernando oder Felipe? Und was hältst du von der Testbeschränkung?"
Domenicali: "Wir werden unser Programm nächste Woche festlegen. Es hängt davon ab, welche technischen Dinge wir wann testen wollen. Vom Herzen her finde ich, dass Felipe den ersten Tag im Auto sitzen sollte - und dann Fernando für zwei Tage."

"Was die Testbeschränkung angeht, so bin ich mir nicht sicher, ob wir die 15.000 Kilometer an den vorgegeben Tagen überhaupt ausschöpfen können. Wenn wir 8.000 erreichen, wäre das schon viel. Die Tatsache, dass einer wie Michael Schumacher gerade ein GP2-Auto testet, ist Beweis genug dafür, dass wir am Testreglement etwas ändern müssen. Ich meine, wir brauchen mehr Tests."

Frage: "Es heißt, dass der Mercedes-Motor weniger Benzin verbraucht als jener von Ferrari. 2010 darf man nicht mehr nachtanken. Seid ihr besorgt, dass ihr aus diesem Grund mit bis zu zehn Kilogramm mehr Gewicht starten müsst als Mercedes?"
Domenicali: "Ich stimme zu, dass das ein entscheidender Faktor werden könnte. Der Verbrauch ist nicht nur ein Performancefaktor, sondern er wirkt sich auch auf die Rennstrategie aus. Wir arbeiten sehr eng mit Shell zusammen, denn der Verbrauch ist nicht nur für die Formel 1 wichtig, sondern auch für die Automobilbranche. Jeder Fortschritt in diesem Bereich wirkt sich direkt auf die Leistungsfähigkeit aus."

"Der Verbrauch ist nicht nur für die Formel 1 wichtig, sondern auch für die Automobilbranche." Stefano Domenicali

"Wir können nur Schätzungen anstellen, aber die Prüfstandsdaten besagen, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen. Das ist ein wichtiger Punkt. Man sollte aber auch die Renault-Motoren nicht unterschätzen, denn Renault war vom Verbrauch her sehr stark. Die Motoren werden 2010 eben wegen des Verbrauchs einen größeren Einfluss auf die Performance haben als in der Vergangenheit."

Frage: "Bereitet euch das Nachtankverbot beim Designprozess Schwierigkeiten?"
Domenicali: "Bisher nicht, denn es gibt sehr gute Schätzungen, wie sich das auswirken wird. Die Größe des Tanks ist bekannt. Das Auto wird schwerer sein und sich somit auf den Verschleiß von Reifen und Bremsen auswirken. Wir bekommen auch neue Vorderreifen, die wir erst einmal getestet haben."

"Generell müssen wir die 2010er-Regeln so gut wie möglich verstehen. Die Februar-Tests sind unsere einzige Gelegenheit, das in der Praxis zu testen. Besonders hinsichtlich der Bremsen bin ich gespannt, denn die Bremsen haben sich strukturell nicht verändert, aber das Gewicht der Autos wird höher sein. Dabei gab es schon im Vorjahr auf manchen Strecken Bremsprobleme. Da kann es schon sein, dass die Bremsen dieses Jahr bei manchen Rennen gegen Ende hin ziemlich stark verschlissen sein werden."

Ruhe ist am allerwichtigsten

Frage: "Wenn du sagst, dass ihr erst bei den Februar-Tests sehen werdet, wie stark das Auto ist, darf man das dann als einen Hauch von Sorge interpretieren?"
Domenicali: "Nein. Ich bin nicht besorgt, aber davor haben wir einfach keine Gelegenheit, uns mit der Konkurrenz zu messen. Wir verlieren lieber keine großen Worte, aber wir haben natürlich unsere Erwartungen. Es bringt nichts, nach einer schlechten Saison in Panik zu verfallen, denn die Leute, die das neue Auto gebaut haben, haben in der Vergangenheit schon viele Siegerautos gebaut."

"Es kann schon mal vorkommen, dass eine Saison daneben geht - 2005 ist uns das ja auch passiert, als wir nur ein Rennen gewonnen haben. Wir müssen ruhig bleiben. Das sehe ich auch als meine Aufgabe. Wenn wir das erste Rennen gewinnen, wird alles viel einfacher, aber wenn nicht, dann dürfen wir die Nerven nicht wegwerfen, sondern dann muss ich das Team zusammenhalten und Ruhe ausstrahlen. Das Potenzial ist ja da, denn wir wissen, was zu tun ist."

Frage: "Die Teams haben sich darauf geeinigt, Kosten zu sparen. Das bedeutet, dass die Teams kleiner werden müssen. Wird es euch härter treffen als andere, von 850 Mitarbeitern auf die vereinbarte Zielsetzung abzurüsten?"
Domenicali: "Das ist in der Tat eine große Veränderung. Wir stehen da vor einer großen Herausforderung, denn unser Team ist an eine bestimmte Arbeitsweise gewöhnt, aber wir müssen uns nun auf eine ganz andere Arbeitsweise einstellen und haben dafür weniger Personal zur Verfügung."

"Wir stehen da vor einer großen Herausforderung, denn unser Team ist an eine bestimmte Arbeitsweise gewöhnt." Stefano Domenicali

"Wir haben vereinbart, das Kosteneinsparungsziel bis Ende 2011 zu erreichen. Einerseits haben wir das sportliche Ziel, wieder zu gewinnen, aber die vielleicht größere Herausforderung sind die Kosteneinsparungen. Alle Teams haben sich auf diesen Kurs geeinigt und wir werden uns daran halten."

Frage: "Du hast hier schon angedeutet, dass 2009 das erste Jahr war, in dem ihr ohne Beitrag vom Automobilbereich des Unternehmens ausgekommen seid. Stimmt das so?"
Domenicali: "Ja, das kann ich bestätigen. Durch die Bemühungen der FOTA sind die Kosten gesunken, sodass dieser Schritt erstmals möglich war. Die Bilanz war dennoch positiv und wir haben für unser Mutterunternehmen keine Kosten verursacht."

Frage: "Was kannst du zu den aktuellen FOTA-Aktivitäten sagen?"
Domenicali: "Man muss diese Dinge immer im Verhältnis sehen. Das vergangene Jahr war sehr schwierig, denn viele verschiedene Themen mussten aussortiert werden. In den nächsten paar Wochen können wir uns nun aber gemeinsam mit der FIA auf die ursprünglichen Ziele der FOTA besinnen, um ein Wachstum der Formel 1 sicherzustellen."

Formel 1 benötigt Glaubwürdigkeit

"Wir kommen aus einer komplexen Saison und es muss nun das Ziel sein, dem Sport wieder Glaubwürdigkeit zu schenken. Es gibt viele Unbekannte. Zum Beispiel beginnen wir eine Saison mit neuen Teams - und wenn die Gerüchte stimmen, dann werden es einige nicht schaffen, auch wenn ich hoffe, dass das nicht stimmt. Es wird in jeder Hinsicht eine sehr wichtige Saison für die Formel 1."

"2013 ist schon recht nahe. Dann kommen neue technische Herausforderungen auf uns zu, denn es muss das Ziel sein, mit der neuen Motorenformel auch etwas für die Gesellschaft und für den Umweltschutz zu tun. Darüber hinaus werden wir dann die kommerziellen Vereinbarungen neu bewerten. Auf uns kommen also viele Aufgaben zu, für die wir in den nächsten Wochen eine Agenda erstellen müssen."

¿pbvin|512|2305||0|1pb¿Frage: "Warum wird mit den gravierenden Änderungen eigentlich bis 2013 gewartet?"
Domenicali: "Es geht da ja nicht nur um das neue Motorenformat, sondern auch um den kompletten Antriebsstrang. 2011 wollen wir die aerodynamische Effizienz der Autos weiter verringern. Ich glaube, dass wir dafür den Doppeldiffusor verbieten müssen. 2012 ist aber schon sehr nahe und die Zeit wäre sehr knapp, bis dahin einen neuen Motor zu entwickeln. Wir müssen ja ein Budget festlegen, Versuche durchführen, auf der Rennstrecke testen. Das Ziel ist, in den ersten sechs Monaten dieses Jahres einen Entwurf zu entwickeln, den wir dann 2013 umsetzen. Ein Vorziehen auf 2012 würde höhere Kosten bedeuten."

Frage: "Angenommen, nicht alle neuen Teams schaffen es in die Startaufstellung, wird dann das dritte Auto wieder aktuell? Und wenn ja, wäre dann Valentino Rossi euer Wunschkandidat? Und warum habt ihr eigentlich immer Rossi testen lassen und nicht Casey Stoner, der von den kommerziellen Verbindungen her eigentlich der logischere Kandidat wäre?"
Domenicali: "Valentino wird am 20. und 21. Januar in Barcelona mit einem älteren Ferrari-Modell testen. Danach müssen wir uns wieder auf unsere eigenen Saisonvorbereitungen konzentrieren."

"Was die neuen Teams angeht, so müssen wir wie gesagt abwarten. Wir waren schon immer Freunde eines dritten Autos, denn die Fans wollen große Namen in großen Teams sehen. Ich glaube in der Tat, dass das dritte Auto noch einmal zur Sprache kommen könnte, wenn die neuen Teams doch nicht kommen sollten. Wir haben immer gesagt, dass das dritte Auto für einen prominenten Fahrer abgestellt werden könnte. Sollte Valentino interessiert sein, dann wäre das ein Projekt für ihn. Er ist ein Freund des Hauses."

"Was Casey angeht, so konzentriert er sich auf seine Saison, aber sollte er interessiert sein, dann können wir ja mal schauen. Diese Frage sollte man eigentlich nicht mir stellen, aber soweit ich weiß, ist es Caseys und Ducatis Hauptziel, MotoGP-Weltmeister 2010 zu werden. Danach werden wir sehen."

Punktesystem könnte noch geändert werden

Frage: "Wie bewertest du das neue Punktesystem, durch das im Wesentlichen nur das Zählen komplizierter wird? Würdest du es gerne wieder zurückändern?"
Domenicali: "Wir müssen uns noch ein bisschen gedulden. In den nächsten Wochen wird es ein Treffen geben, um einige Punkte des Reglements neu zu bewerten, darunter auch das Punktesystem. Andere Themen werden der Reifenverschleiß und die Anzahl der Boxenstopps sein."

"All das werden wir Ende Januar bei einem Treffen der Formel-1-Kommission vor den Februar-Tests besprechen. Dann haben wir noch eineinhalb Monate Zeit, um den Medien und der Öffentlichkeit die tatsächlichen Änderungen darzulegen. Ich wiederhole, dass die Situation derzeit noch nicht stabil ist. Ich kann heute aber noch nichts sagen, denn diese Themen stehen zur Diskussion."

Frage: "Wollt ihr auch einen neuen Qualifyingmodus?"
Domenicali: "Nein, damit sind wir sehr zufrieden. Natürlich fällt durch das Tankverbot der Benzinaspekt weg und es wird noch diskutiert, ob man die Reifen von Q3 auch am Start des Rennens verwenden muss. Aber sonst sind wir für eine Beibehaltung des bisherigen Formats."

"Wir sind für eine Beibehaltung des bisherigen Qualifyingformats." Stefano Domenicali

Frage: "Wie wichtig ist es für euch, einen US-Grand-Prix zu haben?"
Domenicali: "Amerika ist wichtig für uns. Wir wollen zurück in die Vereinigten Staaten, denn für uns wie auch für alle anderen Hersteller ist das ein wichtiger Markt. Kanada nicht mehr zu haben, war sehr bedauerlich. Allerdings müssen die Rahmenbedingungen in den USA mit TV-Berichterstattung und guter Promotion auch stimmen. Das ist nicht einfach. Wir haben mit Ecclestone schon darüber gesprochen und wünschen uns eine baldige Lösung. 2010 haben wir 19 Grands Prix. Da ist es nicht leicht, weitere Termine zu finden. Die Teams stehen vor einer logistischen Herausforderung. Es wird einen neuen Grand Prix in Korea geben, von dem wir aber noch nicht viel gehört haben."

Frage: "Wie ist die Situation von Giancarlo Fisichella?"
Domenicali: "Giancarlo ist unser dritter Fahrer. Sollte es eine Möglichkeit geben, als Rennfahrer bei einem anderen Team weiterzumachen, dann würden wir dem zustimmen. Wir hoffen, dass wir das in den nächsten Wochen regeln können. Ich bin mir sicher, dass sich für ihn Möglichkeiten ergeben werden."

Frage: "Ihr habt ein Nachwuchsprogramm bekannt gegeben. Wie passt das mit dem Testverbot zusammen und was kannst du sonst über dieses Programm verraten?"
Domenicali: "Im Rahmen der Präsentation am 28. werden wir am Nachmittag eine Pressekonferenz mit Luca Baldisseri abhalten, der die Details der Ferrari-Akademie erklären und die Fahrer bekannt geben wird. Wir haben Jules Bianchi schon bestätigt. Für 2010 wurde vereinbart, dass ein Testtag erlaubt ist, wenn ein Fahrerwechsel erforderlich ist, wie das bei uns 2009 der Fall war."