• 05.06.2003 14:55

  • von Marco Helgert

Das Ende von Minardi?

Die finanzielle Lage des kleinen Minardi-Teams ist äußerst angespannt - die diesjährige Saison könnte die letzte sein

(Motorsport-Total.com) - Die finanzielle Lage des kleinen italienischen Teams aus Faenza ist wohl gravierend schlechter, als in den letzten Wochen und Monaten dargestellt. Weiterentwicklungen am Fahrzeug sind so gut wie ausgeschlossen, Testfahrten wurden in dieser Saison bisher keine absolviert und der russische Erdgasförderer Gazprom förderte Gas, gab aber die vereinbarten Sponsorzahlungen nicht an Minardi weiter.

Titel-Bild zur News: Justin Wilson

Der Teufel an der Wand: Minardi könnte 2004 nicht mehr in der Formel 1 sein

Drei Sponsoren des Teams erhöhten dagegen die Zahlungen: Trust erkaufte sich eine komplette Neulackierung der Minardi-Boliden, die Muermans-Gruppe und Quadriga sicherten sich mehr Werbeplatz auf den Rennern. Diese Aufstockungen scheinen aber geradeso die Lücke von Gazprom schließen zu können.

In 'Motorsport News' erklärte Teamchef Paul Stoddart, dass er sich aus der Formel 1 zurückziehen wird, sollte sich das Budget nicht wieder erholen. Der Australier lamentierte, dass der geplante 'Fighting Fund', der die Teams Minardi und Jordan unterstützen sollte, noch immer nicht Wirklichkeit geworden ist.

Der "Fighting Fund" lässt auf sich warten

Stoddart fühlt sich von den Konkurrenten vergessen, denn bisher verliefen jegliche Bemühungen, den kleinen Teams Geld zu geben, im Sande. FIA-Präsident Max Mosley machte unlängst den Vorschlag, dass die Top-Teams oder die Motorenhersteller Geld an kleinere Rennställe zahlen sollten, damit deren Überleben gesichert wird.

Sollte sich jedoch in den nächsten Wochen und Monaten in dieser Beziehung nichts ergeben, so wird das Minardi-Team in der kommenden Saison nicht mehr am Start sein. Die Top-Teams wären dann gezwungen, ein drittes Auto einzusetzen, denn Bernie Ecclestone garantiert den Fernsehanstalten eine Mindestanzahl von zwanzig Autos je Rennen.

Auf die Teams, die ein solches drittes Auto einsetzen müssten, kämen enorme Kosten zu, denn auch dieses Auto muss gewartet werden. Ganz zu schweigen von den Transportkosten, dem zusätzlichen Personal an der Rennstrecke und den nötigen Ersatzteilen. Zahlungen in einen "Fighting Fund" wären für diese Teams wohl erheblich niedriger.

Justin Wilson kann sein Cockpit immerhin bezahlen

Derweil bekommt Paul Stoddart immerhin die Zahlungen von Justin Wilson, der das Cockpit beim englisch-italienischen Team nicht umsonst bekam. Justin Wilson hat mit seiner Aktion, Anteile von sich selbst anzubieten, das nötige Kleingeld von 1,2 Millionen Britischen Pfund beisammen.

"Bei einem Fahrer wie Justin Wilson, mit seinem unzweifelhaften Talent, wusste ich, dass diese Aktion ein durchschlagender Erfolg werden würde", so Stoddart. "Justins Leistung hat selbst meine Erwartungen übertroffen, aber viel wichtiger ist, dass einige wichtige Leute in der Formel 1 von ihm Notiz genommen haben."

Sollte das Minardi-Team für 2004 die Rollläden wirklich herunter lassen müssen, dann muss Wilson sich nach Alternativen umsehen, um auch weiterhin in der Formel 1 fahren zu können. Angesichts der weltweiten Fangemeinde des Minardi-Teams wäre der Abgang ein schmerzlicher Verlust.