• 27.05.2005 10:43

  • von Marco Helgert

Danica Patrick - von der Formel 1 beobachtet

Danica Patrick wartet bei den IndyCars noch auf den ersten Erfolg, aber schon jetzt wird sie mit der Formel 1 in Verbindung gebracht

(Motorsport-Total.com) - Lange ist es her, seit sich eine Frau in der Formel 1 versuchte. In Interlagos 1992 versuchte Giovanna Amati zum dritten Mal erfolglos, ihren Brabham-Judd BT60B zu qualifizieren. An mangelnden Fähigkeiten der Italienerin lagen die Nichtqualifikationen nicht, auch der Ersatz Eric van de Poele schlug sich nicht unbedingt besser.

Titel-Bild zur News: Danica Patrick

Danica Patrick sorgt mit ihren Leistungen in den USA bereits für viel Furore

Seither wartet die Formel-1-Gemeinde auf die nächste Frau, die an die Eintrittstür klopft. Ein aufstrebendes Talent blieb dabei auf der Strecke: Claudia Hürtgen verunglückte beim Formel-3-Rennen in Monte Carlo 1993 - ihre Ambitionen für höhere Formel-Klassen waren damit beendet. Das Talent dafür war auf jeden Fall vorhanden.#w1#

Aus den USA hörte man bereits vor einigen Jahren Berichte, wonach eine weitere Frau große Ambitionen hat: Danica Patrick. Anders als Sarah Fisher, die sich in der IRL sofort etablieren wollte, wurde Patrick behutsam aufgebaut. Sie ging nach England, um dort in der Formel-Ford zu fahren. Ihr Mentor Bobby Rahal, unter anderem ein Ex-Jaguar-Teamchef, versuchte alles, um sie vorerst ein wenig aus den Medien herauszuhalten.

Danica Patrick: Die Formel 1 möchte sie

Doch für jeden Rennfahrer kommt irgendwann der Punkt der Wahrheit, für die 23-Jährige war die Saison 2005 dieser Zeitpunkt. Rahal hievte sie in die IRL, und bisher brannte sie ein wahres Feuerwerk ab. In Motegi war sie immer im Spitzenpulk unterwegs, doch da sie Benzin sparen musste, verlor sie ein wenig den Anschluss.

Am 'Pole Day' für die 500 Meilen von Indianapolis folgte der zweite große Streich. In ihrer ersten Qualifyingrunde (für das Traditionsrennen zählt der Schnitt aus vier zusammenhängenden Runden) musste sie kurz lupfen, aber im vierten Umlauf drehte sie die schnellste Runde des Tages. Trotz des Patzers in der ersten Runde startet sie von Rang vier aus.

Im fernen Europa werden die Erfolge der jungen Amerikanerin mit Interesse verfolgt. Ein Amerikaner allein könnte der Formel 1 schon helfen, auch in den USA populärer zu werden - von einer amerikanischen Frau ganz zu schweigen. "Wenn sie es in die Formel 1 schafft, dann wäre das großartig. Medienseitig könnte nichts Besseres passieren", erklärte der Sauber-Pilot Jacques Villeneuve, der den Rennsport ebenfalls in Europa erlernte, dann in die USA ging und danach in die Formel 1 kam.

Ein Hindernis könnte die körperliche Voraussetzung werden, auch wenn die IndyCars ab diesem Jahr auch auf Rundkursen Rennen bestreiten. "Wir trainieren wie Verrückte, oder zumindest ich mache das so", erklärte Villeneuve weiter. "Wenn ein Sport körperlich wird, dann gibt es einen Unterschied zwischen Männern und Frauen."

"Nichts kann eine Frau aufhalten, das zu tun"

Dabei möchte er Patricks Chancen und Talent aber keineswegs in Abrede stellen. "Das heißt ja nicht, dass sie es nicht schaffen könnte. Man müsste es eben probieren", fuhr er fort. "Aber für eine Frau würde es härter sein. Was aber nicht heißt, dass sie es nicht schaffen kann." In kleineren Klassen schaffte sie es bereits: Im Jahr 2000 wurde sie Zweite im berühmten Formel-Ford-Festival in Brands Hatch - hinter dem heutigen BAR-Honda-Testfahrer Anthony Davidson.

Auch Ex-Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart kennt Patrick, die für das Team seines Sohnes fuhr. Für ihn zählt der körperliche Aspekt wenig. "Wir brauchen einen Amerikaner (in der Formel 1), wenn es dazu noch eine Frau ist, dann ist das spektakulär", wird er von 'Reuters' zitiert. "Wenn sie in Indy gewinnen sollte, ist sie in Amerika ein Superstar."

Wohin sie ihr Weg dann führen wird, ist ungewiss. "Dafür ist es noch zu früh", so Stewart. "Sie muss zunächst Rennen gewinnen, nicht nur einige Male gute Leistungen zeigen. Das hat nichts mit Kraft zu tun, sondern mit der Fähigkeit, sich etwas vollkommen zu verschreiben, keine Kompromisse einzugehen. Da macht es keinen Unterschied, ob es ein Mann oder eine Frau ist. Nichts kann eine Frau aufhalten, das zu tun."