Coulthard schreibt Schumacher noch nicht ab

Wie gut Michael Schumacher das Seuchenjahr 2005 weggesteckt hat, kam für David Coulthard überraschend, abschreiben solle man den Deutschen aber nicht

(Motorsport-Total.com) - Als Michael Schumacher Mitte der 90er Jahre wie ein Komet den Formel-1-Himmel eroberte und 1994 und 1995 zweimal en suite Weltmeister wurde, war er dafür bekannt, Niederlagen nicht allzu gut wegstecken zu können. Der deutsche Superstar, angetrieben von einem unbändigen inneren Ehrgeiz, flippte auch schon mal aus, wenn ihm ein Überrundeter im Weg stand.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher und David Coulthard

David Coulthard (rechts) schreibt Michael Schumacher noch lange nicht ab...

Zehn Jahre später, 2005, musste Schumacher nach einer in der Königsklasse des Motorsports einzigartigen Siegesserie völlig unerwartet seine bisher schlechteste Saison bei Ferrari verkraften, doch anstelle von Wutausbrüchen legte er in Interviews friedlichen Zweckoptimismus an den Tag. Der heute 37-Jährige ist offenbar menschlich gereift, muss niemandem mehr etwas beweisen - und kann den Ehrgeiz, den er nach wie vor in sich trägt, offenbar besser zügeln.#w1#

Für David Coulthard, der 1998 in Spa-Francorchamps nach einer Kollision Schumachers Zorn beinahe leibhaftig verspürt hätte, kam dies einigermaßen unerwartet: "Ich bin überrascht darüber, wie er die Ereignisse des vergangenen Jahres hingenommen hat, als er keine Chance hatte und den Titel an Fernando Alonso verlor. Er regte sich nicht so auf wie früher und ließ den Dingen um ihn herum einfach ihren Lauf", analysierte der Schotte in der 'Times'.

"Einmal ein Racer, immer ein Racer." David Coulthard

Bestes Beispiel dafür sei der Grand Prix von China gewesen, als Schumacher während einer Safety-Car-Phase (!) seinen Ferrari in die Botanik schmiss und die Saison so bezeichnend beendete. Doch obwohl in Shanghai Anzeichen von Resignation zu sehen waren, schreibt Coulthard den siebenfachen Weltmeister nicht ab: "Die Leute wollen ihn abschreiben, aber ich wette darauf, dass er innerlich brodelt und nur darauf wartet, es allen zu zeigen. Einmal ein Racer, immer ein Racer", so der Red-Bull-Racing-Pilot.

Dies gelte auch für ihn selbst: "Ich will gewinnen, ich bin ein Racer", sagte er. "Allerdings arbeite ich jetzt auch mehr hinter den Kulissen, helfe beim Aufbau des Teams und spiele einfach eine andere Rolle als früher. Dass ich vergangenes Jahr aber beim ersten Rennen mit einem relativ unausgereiften Auto Vierter wurde, obwohl viele meine Karriere schon abgeschrieben hatten, war ein extrem befriedigendes Gefühl, wie ich zugeben muss..."