Coulthard: "Müssen die Show verbessern"
Der Red-Bull-Pilot möchte eine bessere Konstanz in den Rennen erreichen und ist mit den momentanen Regeln in der Formel 1 nicht sehr zufrieden
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie schätzt du die Leistung von Red Bull Racing nach dem ersten Rennwochenende ein?"
David Coulthard: "In einigen Phasen waren Christian Klien und ich vom Tempo her sehr gut unterwegs, aber man muss das im Rennen konstant schaffen, damit man den Abfall nach den Stopps oder im letzten Stint versteht. Ansonsten befinden wir uns in der Gruppe hinter den drei Top-Teams."

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David Coulthard möchte gern wieder vermehrt an den Freitagen fahren
Frage: "Du zählst nur drei Teams an der Spitze, nicht vier?"
Coulthard: "Das basiert ja bisher nur auf einem Rennen, das muss man sich nach den kommenden Rennen noch einmal anschauen. Wenn wir dann nach Europa kommen, haben wir bereits einen guten Überblick, den wir dann auch im Rest des Jahres erwarten können."#w1#
Erneute Forderungen nach einer permanenten Rennleitung
Frage: "Wie siehst du im Nachhinein den Kampf mit Nick Heidfeld?"
Coulthard: "Es war einfach Rennsport. Aber es ist schon interessant, denn in der GPDA (die Fahrergewerkschaft; Anm. d. Red.) fragen wir seit Jahren danach, einen permanenten Rennleiter zu haben. Man erinnere sich drei oder zwei Jahre zurück, da hat Sato Ralf Schumacher in der ersten Kurve abgeschossen. Für mich war klar, dass Sato Schuld hatte."
"Aber zu dieser Zeit freuten sich alle, dass ein Japaner in einem schnellen Auto sitzt, alle feierten ihn als Racer, aber er räumte Ralf von der Piste. In Monaco kann man so etwas nicht machen, dort gibt es keine Auslaufzonen. In diesem Sport sollte es keine Berührungen geben. Wenn man sich ansieht, was in Bahrain passierte, dann erkennt man, dass Nick mich nicht berührt hat, aber ich kam von der Strecke ab. Die Rennleitung befand, dass er die Schuld trage, da er nicht neben mir war und ich somit das Vorrecht auf die Kurve hatte."
"Was ich damit sagen will: der gleiche Zwischenfall mit ein paar Jahren Abstand und unterschiedliche Sichtweisen. Wir werden irgendwann einen festen Rennleiter haben, der dann für Konstanz sorgt. Mit Nick sind sie härter umgegangen als in den Vorjahren, was auch nicht schlecht ist, wenn es denn immer so sein würde. Dann würden wir wissen, wie weit wir gehen können."
Frage: "Was denkst du über das anstehende Rennen?"
Coulthard: "Ich habe einen neuen Motor. Nach der Zieldurchfahrt in Bahrain hatten wir ein Motorproblem, das ist enttäuschend."
Frage: "Was ist passiert?"
Coulthard: "Ich weiß nicht, ob Ferrari ein Statement herausgegeben hat oder nicht, daher werde ich nicht sagen, was kaputt ging. Aber es gab einen Leistungsabfall in den Schlussrunden. Es wäre schön gewesen, wenn ich das vor dem Überqueren der Ziellinie gewusst hätte, denn dann hätte ich das Auto vorher angehalten. So hätte ich dann keine Strafversetzung bekommen. Aber ich überfuhr die Linie als Zehnter, ohne Punkte, und bekomme nun die Strafe."
"Ich weiß, dass die Regeln für alle gleich sein, aber es ist schade, dass man sich das nicht noch einmal ansehen kann. Ich behalte also meine Strafe und wir werden sehen, wie das Auto hier läuft. Ich mag die Strecke, und auch wenn ich mich nicht auf die Hitze freue, so freue ich mich darauf, hier auf die Strecke zu fahren."
Frage: "Sollte man die Regeln diesbezüglich ändern?"
Coulthard: "Ja, aber nicht, weil ich jetzt eine Strafe bekommen habe. Ich habe immer wiederholt, dass wir von dieser Handicap-Formel so gut es geht wegkommen sollten. Es sollte darum gehen, wer an einem Rennwochenende am besten gearbeitet hat. Natürlich ist eine solche Strafe für die im Mittelfeld anders als für die an der Spitze. Wenn ich einfach angehalten hätte, hätte ich keine Strafe bekommen. Aber die Teams sollen so etwas ja auch nicht machen. Im Qualifyingsystem gibt es Raum für Verbesserungen und wir können auch den Wochenendablauf verbessern, um die bestmögliche Show herauszuholen."
Sex und Saune
Frage: "Ist die Hitze wirklich so großes Problem? Wie fühlt es sich an, wenn man in der Hitze unterwegs ist?"
Coulthard: "Es ist so, als würde man in einer Sauna körperlicher Übungen machen. Und außer Sex fällt mir eigentlich nichts ein, was man in einer Sauna überhaupt machen würde."
Frage: "Kann man eine Renndistanz denn ohne Flüssigkeitsaufnahme durchstehen?"
Coulthard: "Ein Physiotherapeut könnte euch erklärten, wir stark die Leistung absinkt, wenn man zu viel Flüssigkeit verliert. Die Reaktionen werden nicht mehr so schnell, die mentalen Fähigkeiten sinken ab. Und dagegen kann man sich nicht wehren. Man macht einfach weiter, weil man darauf fokussiert ist. Im normalen Leben wäre man mit einer Dehydrierung längst im Krankenhaus. Danach bekommen wir einfach ein kaltes Handtuch und ein Glas Wasser und dann heißt es wieder: 'Ach, die Jungs müssen für ihr Geld doch gar nichts mehr machen.'"
Frage: "Könnten die dritten Fahrer, die am Freitag unterwegs sind, das Leistungsbild eines Wochenendes verzerren?"
Coulthard: "Bei den dritten Autos ist es verwirrend, dass sie sieben Reifensätze haben und die Motoren voll ausdrehen dürfen, sie haben da keine Beschränkungen. Unsere Einschränkungen sind so, dass wir am Freitag elf Runden hatten, am Samstag bis zum Qualifying 17. Das ist ein Ergebnis der Regeln, dass ein Motor an zwei Wochenenden genutzt werden muss, und der Standfestigkeit von Ferrari."
"Wenn sie besser arbeiten, dann können wir mehr fahren - das akzeptiere ich. Aber ich versuche die Regeln herauszustellen. So, wie sie jetzt sind, beschränken sie die Zeit auf der Strecke. Jemand, der zu einem Grand-Prix-Wochenende kommt, möchte aber die Autos sehen. Bei den Regeländerungen gibt es auch Sachen, die die Show verbessern können."
Freitagsfahrer als Verwirrungsfaktor
Frage: "Wäre es denn auch für die Stammpiloten besser, keinen dritten Fahrer an der Seite zu haben?"
Coulthard: "Ich möchte keinem Fahrer die Gelegenheit wegnehmen, sich selbst zu präsentieren. Die Gründe verstehe ich ja auch. Zunächst wurde es eingeführt, um den kleinen Teams die Möglichkeit zu geben, mehr Geld einzunehmen, denn sie konnten die Werbeflächen auf dem Auto am Freitag verkaufen. Diesen Grund gibt es aber nicht mehr. Im Vorjahr durfte BAR kein drittes Auto einsetzen, weil sie WM-Zweite waren, nun dürfen sie es wieder."
"Als McLaren im Vorjahr ein drittes Auto hatte, da war das außerhalb des Regelsinns. Meiner Meinung nach sollten die Regeln flexibel genug sein, um sich dem anzupassen, anstatt zu sagen, dass es eben einfach so ist. Das macht alles kompliziert."
"Ich verstehe die Leute, die sagen, dass man ein zuverlässigeres Paket bekommt, wenn man besser arbeitet. Dann kann man auch mehr Runden drehen. Aber jeder ist eingeschränkt, seit es die Motoren für zwei Wochenenden gibt. Wenn wir da nicht eingeschränkt wären, dann würde ich mehr auf der Strecke sein und die anderen Fahrer sicher auch."
Frage: "Wenn du an deine aktiven Jahre zurückdenkst: Was war der beste Qualifikationsmodus?"
Coulthard: "Dieses neue Format bringt schon einiges an Aufregung, es ist anstrengend. Vor dem ersten Rennen konnte ich das Format nicht testen, vor allem wegen der Zuverlässigkeitsprobleme, daher war es für mich eine Überraschung, wie schnell es zur Sache geht. Es ist schwierig, kurz vor Ende der ersten Session bei einer roten Flagge hinter zehn anderen Autos auf die Strecke zu gehen und eine schnelle Runde zu fahren. Einige Autos werden immer durch den Rost fallen, weil sie keine saubere Runde bekommen haben. Im letzten Teil fuhr ich nicht, aber ich kann mir denken, dass einige gelangweilt waren, den Autos einfach nur zuzusehen."
"Natürlich verbrauchen sie so Laufleistung, die sie beim nächsten Rennen nicht mehr haben, aber ich sehe nicht, wie das zu einer besseren Show beiträgt. Für mich geht es im Qualifying um die schnellste Kombination aus Auto, Fahrer, Reifen und Motor an diesem Tag. Aber nun kann es passieren, dass die Zeit für die Pole Position langsamer ist als die schnellste Runde, weil man ja am Ende mit Benzin für das Rennen fährt."
"Wenn man tausend Leute fragt, bekommt man auch tausend verschiedene Antworten. Ich mag noch immer das alte Format mit vier Versuchen, denn man konnte auf dem vorherigen Versuch aufbauen. Man fragte sich, wer wohl der Schnellste sein würde. Ich verstehe aber, dass damit wohl immer das schnellste Paket vorn und das langsamste hinten stehen würde, was weniger guten Rennsport liefern würde."

