Coulthard: "Mein Vertrauen war tief erschüttert"
Der heutige Pilot von Red Bull Racing spricht über seine Probleme mit Ron Dennis und seine schwankenden Leistungen bei den "Silberpfeilen"
(Motorsport-Total.com) - David Coulthard hatte es bei McLaren-Mercedes, gerade in den Schlussjahren der Beziehung, nicht einfach. Seine finnischen Stallgefährten, zunächst Mika Häkkinen, später dann Kimi Räikkönen, hatten den Schotten zumeist sicher im Griff. Zuweilen zeigte Coulthard Leistungen, die atemberaubend waren, nur um beim nächsten Rennen wieder im Mittelmaß zu verschwinden.

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David Coulthard fühlte sich bei McLaren-Mercedes zu wenig unterstützt
"Ich weiß, dass ich zu wenig konstant war. Das streite ich nicht ab", so der 34-Jährige im 'F1Racing'-Magazin. Doch die Leistungsschwankungen sollen nicht allein auf das Konto des Schotten gehen. Bei den "Silberpfeilen", so Coulthard, erhielt er nie die Unterstützung von Teamchef Ron Dennis, die Häkkinen und Räikkönen zu Spitzenleistungen führte.#w1#
Coulthard: Ron Dennis hat mich nur manchmal unterstützt
"Die zusätzliche Unterstützung ging zweifelsohne zu meinem Teamkollegen"; erklärte er. "Und da der Geist ja den Körper kontrolliert, nicht umgedreht, hatte das einen Einfluss auf mich. Das zieht sich bis heute hin." Beispiele, an die sich viele Formel-1-Fans erinnern, sind die Rennen in Jerez 1997 und Melbourne 1998. Aus jeweils verschiedenen Gründen wurde "DC" gebeten, für Häkkinen Platz zu machen.
"Ich konnte kaum nachvollziehen, was da passiert war", erklärte er. "Die Erkenntnis, dass es für Ron so normal war, dass ich für Mika Platz machen musste, erschien mit überhaupt nicht normal. Das hat mein Vertrauen tief erschüttert." Seither hatte die gemeinsame Vertrauensbasis einen Riss, der sich auch über die kommenden Jahre hinweg nicht wieder kitten ließ.
"Diese beiden Rennen bildeten einen immer präsenten Hintergrund für die folgenden Jahre. Manchmal hat mich Ron unterstützt, manchmal aber war er zu sehr mit seinem Unternehmen beschäftigt", erklärte Coulthard. In den Schlussjahren bei McLaren-Mercedes machte sich auch bei ihm Unzufriedenheit breit. "Insgesamt war ich bei McLaren nicht unzufrieden, aber es gab Phasen, in denen ich nicht glücklich war."
Neues Team, neue Aufgaben: "Heute bin ich glücklich"
Zudem stimmte gerade auch im Jahr 2004 die Leistung nicht. "Das Auto funktionierte nicht, das ganze Team war in einem Tief, es gab einige fürchterliche Phasen", gestand er. "Die letzten Jahre mit einer schlechten Leistung, die Probleme mit dem MP4-18 (der nie zum Einsatz kam; d. Red.) - das hatte letztlich alles eine Auswirkung."
Der Abschied von den "Silberpfeilen" wurde für Coulthard ein Abschiedsjahr, schon im November 2003 wusste er, dass er für die Saison 2005 für Juan-Pablo Montoya Platz machen musste. "Die Zeit für eine Veränderung war gekommen", erklärte er. "Es war für ihn logisch, das zu tun. Deswegen bin ich nicht verbittet. Ich hatte meine Zeit bei McLaren, ich habe viel Freude aus meinen Siegen mitgenommen, aber auch die Frustration der schwierigen Momente steckt noch in mir."
"Aber ich habe weitergemacht, habe die nächste Phase meines Lebens in Angriff genommen, und ich bin glücklich", so der 178-fache Grand-Prix-Teilnehmer. Bei Red Bull Racing hat er eine neue Aufgabe gefunden, er ist an der Seite der Nachwuchsfahrer Christian Klien und Vitantonio Liuzzi die treibende Kraft im Team. Der "Tapetenwechsel" tat ihm gut, Coulthard ist offener, erscheint ausgeglichener. Seine neue Heimat scheint auch Balsam auf die geschundene Seele zu sein.

