• 18.11.2009 13:26

  • von Britta Weddige

Cosworth: Aus alt mach neu

Cosworth-Chef Mark Gallagher über die Herausforderungen, den 2006er-Motor für 2010 anzupassen und die Gründe, warum er sehr zuversichtlich ist

(Motorsport-Total.com) - Von der Entwicklung zur Fertigung: So sieht derzeit die Arbeit bei der Motorenschmiede Cosworth aus. Nach drei Jahren Pause kehrt Cosworth als unabhängiger Motorenlieferant in die Formel 1 zurück. Kunden sind die neuen Teams Campos, Lotus, Manor, US F1 sowie der Traditionsrennstall Williams. Red Bull könnte auch noch zum Kundenkreis dazustoßen, doch es gilt als wahrscheinlich, dass die "Bullen" weiterhin mit Renault zusammenarbeiten.

Titel-Bild zur News: Mark Gallagher

Mark Gallagher ist mit dem Entwicklungsstand bei Cosworth zufrieden

"Wir befinden uns am Ende Entwicklungsphase, denn nun müssen wir in die Fertigung gehen, damit wir die Motoren für die fünf Teams bis Januar fristgerecht fertig bekommen", berichtet Cosworth-Chef Mark Gallagher gegenüber '422race.com' über den Stand der Dinge. "Wir hatten seit Juni ein umfangreiches Entwicklungsprogramm. Die vergangenen fünf Monate waren also sehr arbeitsreich, aber auch sehr erfolgreich."#w1#

Mit dem bisher Erreichten sei man bei Cosworth sehr zufrieden, so Gallagher. Die Entwicklungsarbeit werde aber mindestens noch einen weiteren Monat andauern: "Im Moment konzentrieren wir uns nicht auf die Performance, sondern auf den Kraftstoffverbrauch. Das ist wegen des neuen Reglements im kommenden Jahr für alle ein wichtiges Thema."

Die Zuverlässigkeit des Aggregats bereite derzeit keine Sorgen. Cosworth hat keinen völllig neuen Motor entwickelt, sondern den alten überarbeitet. "Es gab Gerüchte, dass das nicht gut gehen kann, weil der Motor für ein anderes Reglement entworfen wurde und dass es zu Problemen mit der Zuverlässigkeit und so weiter kommen könnte", weiß Gallagher. "Aber bisher war das auf dem Prüfstand nicht der Fall. Wir haben über 6.000 Kilometer Ausdauertests absolviert und dabei gab es keinerlei Probleme. Im Moment sind wir sehr zuversichtlich, dass unser Motor sehr zuverlässig ist."

"Wir haben über 6.000 Kilometer Ausdauertests absolviert und dabei gab es keinerlei Probleme." Mark Gallagher

Gallagher räumt aber auch ein, dass sich die Dinge ändern können, wenn ein Aggregat einmal im Auto im Einsatz ist: "Das hängt zusammen mit Vibrationen, der Hitze und dem Fahrverhalten eines Formel-1-Autos auf der Strecke." Wegen der limitierten Testmöglichkeiten für die Teams sei aber wichtig, dass die Zuverlässigkeit des Motors schon vorher gewährleistet ist.

"Wir haben dadurch sehr wenig Zeit, vor dem ersten Grand Prix in Bahrain noch etwas zu ändern. Deshalb bauen wir vor Februar viele Motoren für die Teams und unser Ziel ist dabei maximale Zuverlässigkeit", so der Cosworth-Chef. "Denn wenn wir beim Testen ein Problem bekommen, dann haben wir nur noch einen Monat Zeit, um es zu beheben, und das wäre sehr schwierig."

Längere Laufzeit, weniger Umdrehungen

Auch wenn die Zuverlässigkeit bisher kein Problem darstellt, war es für Cosworth dennoch eine Herausforderung, aus dem früheren Modell ein Aggreegat für 2010 zu machen. Denn in den vergangenen Jahren hat sich einiges geändert. "Wir mussten die Laufleistung des Motors verdoppeln", berichtet Gallagher. "2006 hatte der Motor eine maximale Laufleistung von 1.500 Kilometern. Und so lang hielt er normalerweise auch auf dem Prüfstand aus."

Nun aber soll das Triebwerk 3.000 Kilometer schadlos überstehen. "Das war natürlich etwas ganz anderes. Wir mussten den Motor komplett überarbeiten - und es ist uns gelungen", so Gallagher. "Es gibt einige neue interne Komponenten am Motor, vor allem Motorlager oder neu entwickelte Kolben."

"Wir mussten den Motor komplett überarbeiten - und es ist uns gelungen." Mark Gallagher

Auch die Drehzahl musste dem neuen Reglement angepasst werden: "Wir haben den Motor ursprünglich für 20.000 Umdrehungen konzipiert, nun muss es uns gelingen, bei unter 18.000 Umdrehungen zu einer maximalen Leistung zu kommen. Um das zu schaffen, waren ebenfalls umfangreiche Modifikationen notwendig", so Gallagher, der betont, dass das Unterfangen gelungen ist: "Wir sind mit der Motorleistung sehr zufrieden. Sie liegt bei 745 bis 750 PS, wie bei den anderen Herstellern auch. Und wir sind sehr zuversichtlich, dass wir konkurrenzfähig sein können."