Concorde-Agreement: Bernies Kuhhandel mit den Scheichs
Die Herrscherfamilie Bahrains könnte bei der Einigung auf eine neue kommerzielle Grundlage der Formel 1 das Züglein an der Waage sein - Geht Mercedes leer aus?
(Motorsport-Total.com) - Mischt die umstrittene Herrscher-Familie Bahrains bald ganz offiziell in der Formel 1 mit? Nach Informationen der britischen Tageszeitung 'The Times' winkt dem Al-Chalifa-Clan ein Sitz im Vorstand einer zukünftigen Formel-1-AG. Deren Investmentfond Mumtalakat Holdings hält genau 50 Prozent an den Aktien der McLaren-Gruppe, die Bernie Ecclestone jüngst mit einem Platz im wohl mächtigsten Gremium in der Königsklasse der Zukunft geködert hatte. Wie das Blatt berichtet, könnten die Araber eine Einigung über ein neues Concorde-Agreement forcieren, wenn im Gegenzug der wegen der innenpolitischen Lage umstrittene Bahrain-Grand-Prix auch in den nächsten Jahren Teil des Rennkalenders ist.

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Ecclestone (links) und Muhammed Al Khalifa: Bald auch Partner im Vorstand?
Ecclestone bestreitet diesen Kuhhandel, obwohl er Gespräche mit Verantwortlichen des Investmentfonds geführt hatte. "Es hat nichts mit dem Rennen in Bahrain zu tun", sagt er der 'Times'. Die Nähe des Investmentfonds zu den politischen Machthabern drückt sich dadurch aus, dass die von den der Mumtalakat-Gruppe berufenen Vorstandsmitglieder bei McLaren enge Verbindungen zum Herrscherhaus pflegen: Neben Talal Ali al-Zain, dem Vorsitzenden von Gulf Air, beansprucht den zweiten Platz Sheik Mohammed bin Essa al Khalifa: Er gilt als politischer Ratgeber und rechte Hand des Kronprinzen Salman bin Hamad al Khalifa, der die Formel 1 vor acht Jahren in den Inselstaat geholt hatte.
Bei allem droht ein prominenter Konzern leer auszugehen: Mercedes. Denn mit Red Bull, im Grand-Prix-Sport noch immer relativ neu, Ferrari und eben McLaren haben die drei übrigen Topteams bereits Sitze im Formel-1-Vorstand versprochen bekommen. Eine Weltmeister-Klausel, die langjährigen sportlichen Erfolg mit strategischer Macht belohnt, hatte Ecclestone so konstruiert, dass der Konzern von ihr nicht profitieren könnte. Wenn es um die sportliche Spitze geht, stehen die Stuttgarter also im Moment isoliert da.
"Warum sollte Mercedes den gleichen haben wie die anderen? Was haben sie für die Formel 1 getan? Sie haben ein Rennen gewonnen und das war's", so Ecclestone. Allerdings hat der Formel-1-Zampano ein Interesse daran, Mercedes doch an Bord zu halten: Analysten rechnen damit, dass der Börsenwert der Rennserie im Falles eines Silberpfeil-Ausstiegs um 20 Prozent fallen könnte. Immerhin hat das Unternehmen binnen der vergangenen 20 Jahre mehr als 1,2 Milliarden Dollar in den Sport investiert.

