• 02.02.2013 16:00

Charme und Schärfe: Kaltenborn weiß, wo es langgeht

Monisha Kaltenborn wusste schon als Kind, was sie wollte und amüsiert sich darüber, wie sie einst für Peter Saubers Übersetzerin gehalten wurde

(Motorsport-Total.com) - Als Kind wollte sie Astronautin werden, nach der ersten Bekanntschaft mit dem Motorsport die Rallye Paris-Dakar bestreiten. Es waren nie die kleinen Aufgaben, die Monisha Kaltenborn reizten. Beruflich richtete sie sich früh klar aus: Die Rechtswissenschaften hatten es ihr angetan, und sie hatte auch das Bild vor Augen, damit in eine Management-Position zu wollen.

Titel-Bild zur News: Peter Sauber, Esteban Gutierrez, Nico Hülkenberg, Monisha Kaltenborn

Teamchefin Monisha Kaltenborn gibt bei Sauber die Richtung vor Zoom

Der Weg der heute 41-Jährigen führte sie ab ihrer Tätigkeit für die Fritz-Kaiser-Gruppe auf geradem Weg in die Formel 1. 2010 wurde sie als Geschäftsführerin des Sauber-Teams die erste Frau, die die Geschäfte eines Formel-1-Teams führt. Ende 2011 übergab ihr Peter Sauber zwei Drittel des Unternehmens und am 11. Oktober 2012 übernahm Kaltenborn auch die Teamchef-Rolle.

Monisha Kaltenborn war noch ein Kind, als sich die Familie entschloss, die Heimat Indien zu verlassen, um die Zelte anderswo in der Welt aufzuschlagen. "Das geschah damals ohne Not, mehr aus Interesse", erinnert sie sich, "und schließlich entschieden sich meine Eltern für Wien." Dort absolvierte Kaltenborn ihr Jurastudium und sie wurde österreichische Staatsbürgerin.

Nach dem Abschluss setzte sie ihre Studien noch an weiteren international renommierten Hochschulen fort, arbeitete bei den Vereinten Nationen sowie für Kanzleien in Deutschland und Österreich. Als sie 1998 zur Fritz-Kaiser-Gruppe wechselte, war Kaiser Teilhaber des Sauber-Teams. Die Rechts- und Unternehmensangelegenheiten wurden Kaltenborns Projekt. Als Kaiser seine Teamanteile veräußerte, bezog sie zur Jahrtausendwende Quartier in Hinwil und leitete fortan die Rechtsabteilung der Sauber-Gruppe. Seit 2001 gehört Kaltenborn der Geschäftsführung an, der sie seit 2010 als CEO vorsteht.

Verträge mit Fahrern, Sponsoren und Lieferanten wasserdicht zu verhandeln, gehörte über all die Jahre zum Tagesgeschäft der heute 41-Jährigen. Kaltenborn pflegte auch die Kontakte mit der FIA, dem kommerziellen Rechtehalter FOM und der FOTA. Öffentlich trat sie vor 2010 wenig in Erscheinung. Unternehmensvorstände und Schlüsselfiguren wie Bernie Ecclestone oder Jean Todt hingegen kannten sie sehr wohl und wussten sie auch richtig einzuordnen.

Anders ein ehemaliger Teamchef: "Er hielt mich ein volles Jahr lang für Peter Saubers Übersetzerin", erzählt Kaltenborn lachend. Es ist für sie kein Problem, einen Mann in der Männerwelt ganz charmant glauben zu lassen, was er glauben will. Sie leistet es sich, ihren messerscharfen Verstand schon mal hinter einem Lächeln zu verbergen. "Unterschätzt zu werden", sagt die Österreicherin, "ist manchmal auch ein Vorteil, den man nutzen kann."

Kaltenborn engagiert sich in der im April 2010 gegründeten und von Michele Mouton geleiteten "Women & Motorsport Commission" der FIA. 2010 saß sie in Hockenheim als erste Frau in der FIA-Pressekonferenz für das Top-Management der Teams. Das generierte viel Aufmerksamkeit. Vieles ist inzwischen Routine. Anlässlich des ersten Großen Preises in ihrer Heimat Indien rückte sie noch mehr ins Rampenlicht.


Fotos: Präsentation des Sauber C32


Ihre Medienpräsenz bewertet Kaltenborn schlicht danach, ob es gut für das Team ist oder nicht. Ihre Sachlichkeit steht aber keineswegs der Freude an ihrem Job im Wege, den sie dann auch mal in erfrischender Offenherzigkeit "richtig cool" finden kann. "Das wirklich Spannende an meiner Aufgabe", stellt sie klar, "findet aber hinter den Kulissen statt". Strukturiertes Management ist auch in ihrem Privatleben gefragt. Zusammen mit ihrer Familie lebt Kaltenborn in Küsnacht, 20 Fahrminuten von der Sauber-Fabrik in Hinwil entfernt. Und wenn bei all dem ein Zeitfenster für Hobbys aufspringt, dann fühlt sie sich wohl auf der Yogamatte, einem Tennisplatz oder bei einem seltenen Opernbesuch.