Chandhok: "In letzter Minute"
Sein Formel-1-Debüt mit HRT gelang erst in letzter Minute: Im Qualifying fuhr Karun Chandhok mit sieben Runden am Stück das Rollout seines Autos
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Karun, endlich konntest auch du fahren. Wie war es?"
Karun Chandhok: "Meine Mutter sagte schon zu mir: Wenigstens fuhr dein Auto. Aber das war in letzter Minute. Als das Qualifying begann, wurde der Unterboden verschraubt. Aber es war nur ein Shakedown. Der Motor hatte eine Sicherheitseinstellung. Wir wollten einfach sichergehen, dass es für das Rennen in Ordnung ist."

© HRT
Karun Chandhok durfte im Qualifying endlich auch auf die Strecke gehen
"Ich stellte sicher, dass das Hoch- und Runterschalten in alle Gänge klappte. Das funktionierte und auch mein Sitz war in Ordnung, nur die Gurte passten wir an. Es war eine Erleichterung zu fahren und zu sehen, wie der neue Kursteil ist. Er ist enger und welliger als man denkt. Ich kenne niemanden, der in der Formel 1 sofort beim Debüt gleich ins Qualifying gegangen ist."#w1#
Frage: "Was hast du gedacht, als du auf die Strecke bist, und Leute wie Sebastian Vettel und die anderen um dich herumfuhren?"
Chandhok: "Da haben mich schon alle danach gefragt, als ich noch nicht einmal im Auto saß. Aber ich war da sehr ruhig. Unser Ziel war es ja nicht, eine Rundenzeit zu setzen. Es ging nur darum, dass es keine Lecks gibt, dass der Motor nicht hochgeht. Es war wie ein Tag in Silverstone auf dem Stowe-Kurs, wenn man den Shakedown macht. Nur die Bühne war etwas größer. Ich wollte niemandem im Weg sein und sammelte viel Dreck mit den Reifen auf, um ihnen aus dem Weg zu gehen. Wir wollen hier niemanden gegen uns aufbringen, wir wollen uns einfach respektabel schlagen und unser Bestes geben."
Risiko-Rollout über sieben Runden
Frage: "Du bist raus und hast sieben Runden am Stück geschafft. In Normalfall fährt man ja erst einmal eine Installationsrunde und prüft dann das Auto. Hat dich das selbst beeindruckt?"
Chandhok: "Ich fragte das Team, was ich machen sollte. Jede Runde, die ich fahren konnte, war eine mehr als zuvor an diesem Wochenende. Sie waren zufrieden, dass es sicher genug war, es so zu tun. Wenn etwas kaputt gegangen wären, dann hätten wir ganz am Ende gestanden - aber das tun wir ja ohnehin. Ein Sicherheitsrisiko gab es nicht. Ich vertraue da Dallara, dass sie ein gutes Auto vom Chassis her bauen. Aber wenn das Auto stehen geblieben wäre, dann wäre es eben so gewesen."
Frage: "Dennoch waren es nur sieben Runden. Hast du aber doch die Hoffnung, das Rennen morgen vielleicht sogar durchzustehen?"
Chandhok: "Nun ja, es ist nicht kaputtgehen in den sieben Runden. Als wir auf die Strecke gingen, hat es einfach funktioniert. Unsere Probleme mit der Hydraulik waren zuerst weg. Heute Morgen, so eine Stunde vor dem Qualifying, sah alles gut aus. Ich setzte mich ins Auto, wurde angeschnallt. Gegen 11 Uhr starteten wir den Motor, alles war bereit. Doch der Hydraulikdruck fehlte auf einmal. Als wir dann fuhren, sah es recht zuverlässig aus. Aber die Hydraulik scheint ein Problem für uns und Virgin zu sein. Soweit ich weiß, hat Lotus am System etwas verändert und fährt damit etwas zuverlässiger. Aber um ein konkurrenzfähiges Tempo zu gehen, ist noch viel Arbeit nötig."
"Ich freue mich auch sehr über die Mechaniker auf meiner Boxenseite, denn sie hatten einen so langen Kampf, um das Auto zum Funktionieren zu bringen. Das kann schon entmutigend sein, wenn man die anderen Autos fahren sieht und man selbst mit so vielen schlaflosen Nächten arbeitet. Ich bin zufrieden, dass sie das Auto zum Fahren bekommen haben - noch dazu ohne Unzuverlässigkeiten."
Derzeit nur GP2-Niveau

© xpb.cc
Karun Chandhok fuhr auf Anhieb sieben problemlose Runden im HRT F110 Zoom
Frage: "Warum haben sich die Arbeiten an deinem Auto verzögert?"
Chandhok: "Das ist schwierig. Einige Teile mussten noch in letzter Minute eingeflogen werden. Einige Teile an meinem Auto mussten dann ersetzt werden, was zu einer Verzögerung führte. Speziell heute Morgen mussten wir viele Teile wechseln, vor allem an der Hydraulik. In Melbourne wird es einen großen Schritt nach vorn geben, weil wir da die Autos ja nicht mehr aufbauen müssen. Alle Arbeiten, die hier seit Dienstag geschehen sind, sollten ja im Normalfall im Januar stattfinden. Wir hinken also zwei Monate hinterher."
Frage: "Fühlst du dich angesichts dessen nun wie ein Formel-1-Fahrer?"
Chandhok: "Naja, zehn Sekunden hinter der Spitze ist kaum schneller als ich im Vorjahr hier fuhr (mit der GP2 Asia; Anm. d. Red.). Man fühlt sich wie ein Formel-1-Fahrer, wenn man außerhalb der Box ist. In der Box fühlt es sich an wie ein Rennteam - nur mit etwas mehr Leuten. Da, wo wir im Moment mit unseren Rundenzeiten stehen, sind auch die GP2-Autos in Europa. Wir müssen viele Fortschritte machen."
Hoffen auf das Potenzial
Frage: "Wie lange wird das dauern?"
Chandhok: "Das Auto, das wir in Barcelona haben warden, wird das sein, mit dem wir die Saison haben starten wollen. Das ist das Ziel für die Aufholjagd. Ich weiß nicht, wie viele Kilometer die anderen Teams an einem Wochenende fahren, aber wir liegen fünf- oder sechstausend Kilometer hinten. An den ersten vier Rennwochenenden werden wir einfach versuchen, so viel davon aufzuholen wir möglich. Da geht es dann um die Zuverlässigkeit."
Frage: "Ermutigt dich es, dass Virgin und Lotus gemessen an eurem Testrückstand gar nicht so weit weg sind?"
Chandhok: "Die Abtriebswerte sehen gut aus. Wir hatten nur noch keine Zeit, das auch zu nutzen. Wir haben noch nicht am Setup gearbeitet. Mein Auto stand nur einmal beim Vermessen wegen der Lenkung. Es steht noch so viel Arbeit an, die gemacht werden muss. Mittel- und langfristig haben wir gute Leute im Team. Das Potenzial ist da. Es ist gut, mit Leuten wie Geoff Willis oder Toni Cuquerella in den Sitzungen zu reden, die mit anderen Teams um Siege und Meisterschaften gekämpft haben. Das kommt uns zugute. Aber man muss bedenken, dass sie gerade erst angefangen haben. Auch sie brauchen noch Zeit. Bei den Komponenten sind wir ja auch Kunde von Zulieferern. Wir müssen realistisch bleiben."
Frage: "Welchen Eindruck hast du von dem Team selbst?"
Chandhok: "Es ist so gut, wie es sein kann nach dieser kurzen Zeit. Die Boxenstopps werden morgen noch schwierig, aber alle in der Box arbeiten so fruchtbar hart. Ich bin sehr stolz auf sie."

