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  • 12.06.2014 14:53

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Caterham wankt: Kapitulation, Verkauf oder beides?

Ein Auto für die kommende Saison ist in Leafield angeblich gar nicht in Planung, das Aus für das Alpine-Joint-Venture mit Renault ein herber Rückschlag

(Motorsport-Total.com) - Tony Fernandes hatte das Caterham-Team mit seiner Ausstiegsdrohung zu Saisonbeginn unter Druck gesetzt. Der Malaysier will Fortschritte und endlich erste WM-Punkte sehen, sonst wird der Geldhahn zugedreht. Die ersehnten Zähler schnappte den Grünen in Monaco Kellerrivale Marussia weg - ein Schlag ins Kontor. In der Szene verdichten sich Gerüchte, dass bei Caterham nun die Lichter ausgehen. Die Suche nach einem Käufer für die Truppe läuft nach 'Motorsport-Total.com'-Informationen.

Titel-Bild zur News: Marcus Ericsson

Marcus Ericsson und Caterham blicken in eine ungewisse Zukunft Zoom

Viel dran ist an der Caterham-Masse wahrscheinlich nicht. Fast alle Habseligkeiten in Leafield sollen entweder geleast oder verpfändet sein und ein Auto für die kommende Saison überhaupt nicht in der Planung. Zumindest läuft aber der Update-Prozess bis zum Saisonfinale solange weiter, wie das Team besteht. Denn sogar daran, ob Caterham überhaupt bis Abu Dhabi durchhält, hat so mancher Kiebitz im Paddock ihre Zweifel. Ein Schuldenberg von über 20 Millionen Euro soll auf dem Team lasten.

Ein Verkauf wäre unter Umständen die einzige Lösung, den Bestand für ein weiteres Jahr zu sichern und damit elf Formel-1-Mannschaften in der Startaufstellung zu behalten, schließlich kommt Haas Formula frühestens 2016 und die Zukunft des rumänischen Projekts Forza Rossa steht noch in den Sternen. Gefüllte Boxen müssen aber im Interessen der Rennstreckenbetreiber, der Ticketverkäufe und damit Bernie Ecclestones sein, der Interessenten mit Fernandes zusammenbringen wird - wie schon so häufig in vergleichbaren Fällen der Vergangenheit.

Nach Alpine-Debakel: Renault-Antrieb teurer?

Caterham hatte noch Ende Mai entschieden dementiert, dass das Team zum Verkauf stünde. Der malaysische Patron verglich die Entwicklung damals mit seiner Fluglinie Air Asia, die mittlerweile kommerziell erfolgreich, aber ebenfalls von Turbulenzen nicht verschont ist. Fernandes bezeichnete das Jahr 2014 jedoch erneut als "letzte Chance" für das Formel-1-Projekt.

Einen weiteren Rückschlag und neue Vorzeichen für Caterham bedeutete es, dass vor wenigen Tagen das Joint Venture mit Renault in Zusammenhang mit der Sportwagen-Schmiede Alpine platzte. Der französische Autokonzern übernahm wieder sämtliche Anteile an dem Unternehmen und entwickelt die Serienmodelle, die 2016 auf den Markt kommen sollen, komplett in Eigenregie. Caterham hatte Ende 2012 eine paritätische Partnerschaft bei Alpine begonnen und sich auch im Namen verewigt, das ist Geschichte.


Fotos: Caterham, Großer Preis von Kanada


Das Scheitern der Kooperation hat Auswirkungen auf die Formel 1, wo Renault Caterham mit Antriebssträngen ausstattet. Nach 'Motorsport-Total.com'-Informationen hatte die Causa Alpine dem Team großzügige Nachlässe für die Kosten der Belieferung gesichert, doch die werden nun gestrichen. Damit dürften die roten Zahlen auf den Caterham-Konten weiter wachsen und die Bereitschaft Fernandes, weiter Geld in die Sache zu pumpen, nochmals sinken.