Caterham glänzt bisher nur durch Standfestigkeit

(Motorsport-Total.com) - Im Caterham-Team konzentrierte man sich im Rahmen der ersten Testwoche im Vorfeld der Saison 2012 noch nicht auf schnelle Rundenzeiten. Vielmehr standen die Aspekte Zuverlässigkeit sowie Kennenlernen der neuen Pirelli-Reifen und des ebenfalls neuen KERS auf dem Programm.

Jarno Trulli schloss die Jerez-Testwoche für Caterham am Freitag ab. Die Boliden der acht noch anwesenden Konkurrenz-Teams lagen sowohl in puncto bester Rundenzeit als auch hinsichtlich der Konstanz auf Longruns recht eng beisammen, während Trulli auf eine schnelle Runde gesehen 3,321 Sekunden auf den Tagesschnellsten - Fernando Alonso im Ferrari - einbüßte.

In der Kombination der vier Testtage verlor der neue CT01 ebenfalls mehr als drei Sekunden auf das bisher schnellste Auto der 2012er-Generation - den Lotus-Renault E20. Davon lässt sich Trulli allerdings nicht ablenken. "Mein erster Eindruck vom Auto ist gut", versichert der Italiener und spricht von "einem eindeutigen Fortschritt gegenüber 2011 und einer guten Basis für die bevorstehende Saison" Mehr noch: "Ich kann mich an keinen ersten Testtag erinnern, der besser verlaufen wäre als dieser. Obwohl das Auto komplett revolutionär ist, hatten wir nur sehr wenige Probleme."

Trulli erstmals mit KERS unterwegs

Nachdem das ehemalige Lotus-Team in der vergangenen Saison auf KERS verzichtete, kam Trulli am Freitag erstmals in den Genuss der Zusatz-Power. "Obwohl es nun mehr Knöpfe am Lenkrad gibt, ist das System recht einfach zu bedienen", versichert der Routinier und geht davon aus, "die Vorteile des Systems mit zunehmender Nutzung noch besser kennenzulernen".

Nachdem er am Vormittag noch mit etwas Untersteuern speziell in den schnellen Kurven zu kämpfen hatte, spricht Trulli nach Abschluss des Tages von "einem gut ausbalancierten Auto". "Die Servolenkung vermittelt mir ein gutes Gefühl und das Gesamtpaket stellt eine gute Basis dar, auf der wir aufbauen können."

Großer Fortschritt bei der Servolenkung

Speziell die Servolenkung war in der vergangenen Saison die Achillesferse im Team. Umso glücklicher ist Trulli, dass dieses Problem beim neuen CT01 offenbar aus der Welt geräumt ist: "Ich kann jetzt all die Eindrücke vermitteln, die ich im Vorjahr gar nicht spürte. Es ist beinahe ein Jahr her, dass ich ein vergleichbar gutes Gefühl im Auto hatte", offenbart der Italiener gegenüber 'Autosport'.

So blickt Trulli den anstehenden Testfahrten in Barcelona (21. bis 24. Februar) bereits zuversichtlich entgegen: "Wir wissen, dass in puncto Geschwindigkeit noch wesentlich mehr kommen wird. Wir waren wahrscheinlich das einzige Team, das hier nicht mit wenig Sprit im Tank unterwegs war."

Die Trumpfkarte bei Caterham ist derzeit ganz klar weniger die Performance als vielmehr die Zuverlässigkeit. Mit 117 zurückgelegten Runden legte Trulli am Freitag hinter Williams-Pilot Bruno Senna (124) die meisten Kilometer zurück. In der Addition aller vier Testtage stellt Caterham (358) hinter Lotus (404) und Williams (371) das Auto mit der dritthöchsten Laufleistung.

Aero-Updates für Barcelona in der Pipeline

Chefingenieur Mike Gascoyne bilanziert die Jerez-Testwoche aus Caterham-Sicht wie folgt: "Abgesehen von einem Problem mit dem Starter am ersten Tag, lief das Auto absolut problemlos. Wir konnten das gesamte Programm wie geplant abspulen und setzten dabei erstmals KERS ein. Aus meiner Sicht war es der beste erste Test, an dem ich im Verlauf meiner Karriere jemals teilgenommen habe."

Im Hinblick auf den anstehenden Barcelona-Test offenbart Gascoyne, dass "wir in Jerez vergleichsweise konservativ unterwegs waren, für den nächsten Test aber einige Aero-Updates bringen werden". Beim dritten Test, der vom 1. bis 4. März ebenfalls auf dem Circuit de Catalunya in Barcelona stattfinden wird, plant Caterham den Einsatz der finalen Aerodynamik-Konfiguration für den Saisonstart in Melbourne (18. März).

Zusammenfassend sieht Gascoyne das Team "in einer deutlich besseren Position als zu diesem Zeitpunkt des Jahres in der Vergangenheit". Während die versammelte Konkurrenz am Freitagabend ihre Zelte in Jerez abbricht beziehungsweise wie im Falle von Mercedes und HRT schon früher abgereist ist, bleibt Caterham noch einen weiteren Tag in Südspanien. Am Samstag steht der Circuito de Jerez der Truppe rund um Tony Fernandes exklusiv für Filmaufnahmen zur Verfügung.