• 16.05.2025 13:58

  • von Stefan Ehlen, Co-Autor: Filip Cleeren

Carlos Sainz: Wenn mein Vater FIA-Präsident wäre, dann ...

Formel-1-Fahrer Carlos Sainz jun. schildert, was er von der Kandidatur seines Vaters Carlos Sainz sen. hält und wie sich dieser als FIA-Präsident machen würde

(Motorsport-Total.com) - Für Carlos Sainz jun. ist der Gedanke nicht neu, dass Carlos Sainz sen. der nächste Präsident des Automobil-Weltverbands (FIA) sein könnte. "Wir sprechen natürlich schon eine Weile darüber", sagte Sainz jun. vor dem Europa-Auftakt der Formel-1-Saison 2025 in Imola (alle Einheiten hier im Formel-1-Liveticker verfolgen!).

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz jun. mit Vater Carlos Sainz sen. (Archivbild)

Carlos Sainz jun. mit Vater Carlos Sainz sen. (Archivbild) Zoom

"Interessanterweise kam die Idee gar nicht von ihm selbst. Viele Leute im Fahrerlager haben ihm den Gedanken in den Kopf gesetzt, und nach und nach fing er an, selbst darüber nachzudenken. Und jetzt überlegt er es sich ernsthaft", meint Sainz jun.

Warum Carlos Sainz sen. ein idealer Kandidat wäre

Er hält seinen Vater für den idealen Kandidaten: "Als sein Sohn bin ich natürlich voreingenommen. Aber ganz objektiv gesprochen: Mir fällt niemand ein, der den Motorsport so umfassend erlebt hat - vom Kartsport bis hin zum Formelsport. Er hat das mit mir durchlaufen und weiß, wie hart, teuer und schwierig dieser Weg ist."

Außerdem kenne Sainz sen. auch die Cockpitperspektive: "Er hat 40 Jahre Rallye- und Offroad-Erfahrung und engagiert sich in Spanien stark für Mobilität und Verkehrssicherheit."

"Er ist jemand, der Erfahrungen in so vielen Bereichen des Motorsports gesammelt hat und jetzt am Ende seiner aktiven Karriere steht - und versucht, dem Motorsport etwas zurückzugeben", erklärt Sainz jun.

Er selbst sei nur am Rande involviert, weil er bei Williams in der Formel 1 "sehr beschäftigt" sei. "Daher überlasse ich ihm das weitgehend. Aber alle ein bis zwei Wochen gibt er mir ein Update, wie der Stand ist oder welche Fortschritte er macht."

Aktuell befasse sich Sainz sen. gerade mit der Frage, wie genau die FIA-Präsidentschaftswahl abläuft, wie viele Leute er überzeugen muss, mit wem er sprechen sollte. Er analysiert die Lage und versucht, sich ein Bild zu machen", sagt Sainz jun.

Gäbe es da keinen Interessenskonflikt?

Ob Sainz sen. bei seinen Betrachtungen auch auf einen möglichen Interessenskonflikt stößt? Immerhin stünde er als FIA-Präsident dem Verband vor, der die Meisterschaft sanktioniert, in der sein gleichnamiger Sohn als Teilnehmer antritt.

Sainz jun. gibt sich unbeeindruckt: "Ich habe versucht, mir Szenarien vorzustellen, in denen es zu einem Interessenkonflikt kommen könnte - aber ich sehe keinen einzigen. Wenn überhaupt, würden wir besonders vorsichtig agieren. Denn das Letzte, was ich will, ist, dass unser Ruf oder unsere Karrieren darunter leiden."


"Wer meinen Vater oder mich persönlich kennt, weiß: Wir sind ehrliche Menschen. Ich würde diese Integrität im Motorsport niemals aufs Spiel setzen."

Wie Formel-1-Fahrerkollegen darüber denken

Ohnehin gibt es keine Bedenkenträger im Formel-1-Fahrerlager. George Russell etwa meint: "Man ist da recht weit entfernt. Aus technischer Sicht liegt das ganz klar in der Verantwortung der technischen Experten innerhalb der FIA, die die Regeln machen."

Außerdem hätten sich frühere FIA-Präsidenten "deutlich weniger involviert" als Mohammed bin Sulayem als aktueller Weltverbandschef. "Sie waren auch weniger sichtbar", sagt Russell. "Natürlich wusste man, wer der Präsident war, aber er hat eben mehr im Hintergrund gearbeitet und nicht an vorderster Front. So war das zum Beispiel bei Jean Todt."


Fotostrecke: Meilensteine in der Karriere des Jean Todt

"Daher sehe ich da keinen möglichen Interessenkonflikt. Im Gegenteil: Ich denke, es könnte dem Sport sogar zugutekommen, wenn jemand wie Carlos mit seinem Insiderwissen aus der Formel 1 da ist - also aus Fahrersicht. Und Carlos sen. umfassende Erfahrung im Motorsport generell - das könnte eine großartige Kombination sein", meint Russell.

Max Verstappen sieht das ähnlich und spricht von einer "guten Ergänzung", sollte Sainz sen. als Vater eines Formel-1-Fahrers das höchste Amt im Weltverband übernehmen. "Ich glaube, er ist professionell genug, um das voneinander zu trennen."

Wie viel Politik ist notwendig?

Aber wie politisch wäre ein FIA-Präsident Carlos Sainz sen.? Sein Sohn hält den "politischen Teil" dieser Funktion für den "negativen Aspekt" daran. "Aber wenn es jemanden gibt, der die Politik ein Stück weit herausnehmen könnte, dann ist es vielleicht mein Vater - weil er sich an gesunden Menschenverstand und grundlegende Prinzipien hält, im Leben und bei allem anderen."

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