• 05.02.2002 10:46

  • von Reinhart Linke

Byrne: "Haben komplett neue Aerodynamik"

Ferrari-Chefdesigner Rory Byrne gibt erste Details über den neuen Wagen Preis, der am Mittwoch in Maranello präsentiert wird

(Motorsport-Total.com) - Noch einen Tag, dann präsentiert das erfolgreichste Team der vergangenen Saison, Ferrari, den neuen Wagen für die Saison 2002. Im Vorfeld wurde schon viel über das Aussehen und mögliche revolutionäre Neuerungen am 2002er-Auto spekuliert. Ferrari, so hieß es, plane eine Motor-Getriebe-Einheit, durch die die Schaltvorgänge entfallen. Ebenfalls wurde über eine Nutzung der Aufhängungen als Flügel spekuliert, ähnlich wie am neuen McLaren MP4-17.

Titel-Bild zur News: Rory Byrne

Mit dem von Rory Byrne entworfenen Auto soll Ferrari 2002 Weltmeister werden

Letzteres scheint eher wahrscheinlich, doch eine Motor-Getriebe-Einheit ist nicht geplant. "Ich weiß nicht, woher die Geschichte stammt", sagt Ferrari-Chefdesigner Rory Byrne in einem Interview mit der 'Motorsport aktuell'. "Ich bin nicht mal sicher, ob es jemand schaffen würde, eine solche Einheit zu bauen. Wir tun es jedenfalls nicht", weist der Südafrikaner derartige Berichte entschieden zurück.

Ferrari muss inakzeptable Risiken vermeiden

Anders im Vergleich zum Vorgänger wird beim 2002er-Ferrari aber auf jeden Fall die Aerodynamik, obwohl sich das Reglement nur geringfügig geändert hat. "Die strukturellen Ideen sind fundamental die selben", umreißt Rory Byrne, "die Geometrie jedoch ist eine andere, weil wir ein komplett neues Aerodynamikpaket vorstellen." Große Risiken ist der Chefdesigner dabei nicht eingegangen, räumt aber ein: "Ein gewisses Risiko geht man mit jeder Neukonstruktion ein, aber es gehört zu unserer Pflicht bei Ferrari, inakzeptable Risiken zu vermeiden."

"Ich bin ein sehr selbstkritischer Mensch", fährt Rory Byrne fort. "Wenn es mir nicht gelingt, ein solch perfektes Auto zu entwerfen, würde ich mir am liebsten selber in den Hintern treten. Entschuldigungen gibt es keine." Denn schließlich steht Ferrari nach wie vor unter großem Druck. Die Italiener wollen auch 2002 die Fahrer- und Konstrukteursweltmeisterschaft nach Maranello holen. "Wir stehen so unter Druck und sind so erfolgshungrig wie zuvor", bestätigt Rory Byrne. "Unsere Aufgabe ist nicht einfacher geworden."

Byrne: Das gesamte Paket muss harmonieren

Das Wichtige ist heute vor allem, dass die gesamte Harmonie des Autos stimmt. So ist es zum Beispiel wichtig, dass der Motor nicht nur leistungsstark ist, sondern auch einen möglichst tiefen Schwerpunkt hat, um die Balance des Autos zu verbessern. "Die frühere Einstellung unter den Abteilungen ? 'Wir machen einen möglichst kraftvollen Motor, ihr müsst euch um den Rest kümmern' ?, die gilt schon lange nicht mehr", erklärt der 58-Jährige.

"Wir sprechen von Anfang an über eine Konstruktion als Ganzes", so Rory Byrne weiter. "Die Leistungsfähigkeit als Paket ist entscheidend, das ist jedem im Werk klar." Trotzdem muss man auch Kompromisse eingehen, denn jedes Teil muss im Auto Platz finden. "Natürlich gibt es Anforderungen beider Seiten, die jenen der anderen Abteilung bisweilen etwas in den Weg kommen", fährt der Chefdesigner fort. "Du musst Kompromisse anstreben."

Byrne: "Michael verlangt viel"

Obwohl Ferrari in der vergangenen Saison von Erfolg zu Erfolg zog und vermutlich auch in diesem Jahr eines der beherrschenden Teams der Formel 1 sein wird, weiß niemand, wie es mit den "Roten" weitergeht, wenn Michael Schumacher Ende 2004 oder später aufhört. Schließlich sind auch die Verträge von Rennleiter Jean Todt, dem Technischen Direktor Ross Brawn und Rory Byrne an den Vertrag des vierfachen Weltmeisters gekoppelt. Darüber hinaus ist Michael Schumacher mit ein bestimmender Faktor in Maranello.

"Michael verlang viel", weiß Rory Byrne. "Die ganze Zeit über heißt es: 'Wann ist dieses Projekt einsatzfähig? Wie viel bringt das auf der Strecke?' Er erwartet von jedem Mitarbeiter das Beste, so wie er selber ständig das Beste gibt." Daher ist es schwierig vorauszusagen, wie sich Ferrari nach der Zeit von Michael Schumacher schlagen wird.

"Niemand kann garantieren, dass wir das gegenwärtige Leistungsniveau halten werden. Aber ich sehe keinen Grund, warum Ferrari nicht ein Topteam bleiben sollte. Wir ziehen Leute nach, wie etwa Aldo Costa, meine rechte Hand, der hervorragende Arbeit leistet. Er ist überhaupt nicht der typische Italiener. Er ist methodisch und absolut ruhig. Viele Leute denken, alle Italiener seien nervös, aber das stimmt gar nicht", schließt Rory Byrne ab.