• 13.04.2012 13:03

  • von Dieter Rencken

Button klagt über "ungewöhnliche Balanceprobleme"

McLaren-Pilot Jenson Button kämpfte am Schanghai-Freitag mit Balanceproblemen am MP4/27 - Betriebsfenster der Reifen nicht erreicht

(Motorsport-Total.com) - Für Jenson Button verlief der Freitag in Schanghai nicht wie gewünscht. Speziell auf der Soft-Mischung von Pirelli kämpfte der Brite mit Untersteuern. Button führt die Probleme weniger auf das Auto als vielmehr darauf zurück, dass das richtige Betriebsfenster der Reifen aufgrund der niedrigen Temperaturen nicht erreicht werden konnte.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button hatte am Schanghai-Freitag mehr Probleme als zuletzt

Nach den beiden Freien Trainings am Freitag spricht Button über seine Probleme mit den Reifen, über seine Hoffnungen für das Qualifying und das Rennen, über die vermeintliche Stärke von Mercedes und über die Entscheidung der FIA, in Bahrain zu fahren.

Frage: "Jenson, wie beurteilst du die beiden Trainingssitzungen vom Freitag?"
Jenson Button: "Zunächst einmal ist es sehr kalt hier. Für mich war es heute ein schwieriger Tag, ich fand noch kein vernünftiges Setup. Die Reifentemperaturen gingen unkontrolliert nach oben und unten. Das müssen wir aussortieren. Wir konnten zwar sowohl auf den Shortruns als auch auf den Longruns wertvolle Informationen sammeln, alles in allem war es aber ein recht ungewöhnlicher Tag für mich."

Frage: "Viele Fahrer beklagten sich über die niedrigen Temperaturen. Wie siehst du das?"
Button: "Das stimmt. Im Vergleich zu den ersten beiden Rennwochenenden ist das schon ein deutlicher Unterschied. Heute war es sehr kalt, was es schwierig machte, das Auto vollständig zu verstehen. Die Reifen scheinen bei diesen niedrigen Temperaturen nicht ganz so gut zu funktionieren."

Frage: "Führst du die vielen Verbremser am heutigen Tag auf die Reifen zurück?"
Button: "Die Situation ist für alle gleich. Bisher versteht hier glaube ich niemand die Reifen so richtig."

Jenson Button

Die Pirelli P Zeros machten Button am Freitag schwer zu schaffen Zoom

Frage: "Bist du mit deinem Auto heute zufrieden?"
Button: "Es war nicht mein bester Tag, aber wir konnten viele Informationen sammeln, die wir nun auswerten müssen. Wir müssen vor allem den Grund dafür finden, warum wir heute keine vernünftige Balance hinbekommen haben. Das Auto an sich funktioniert. Wir müssen nur sicherstellen, dass es im Betriebsfenster der Reifen richtig funktioniert. Bei Lewis sah das nicht so schlecht aus. Ich bin überzeugt, dass im Auto noch mehr Speed steckt."

Frage: "Würdest du die These unterstreichen, dass der McLaren hier im Rennen stärker ist als im Qualifying?"
Button: "Um ehrlich zu sein, hatten wir heute auf beiden Gebieten Probleme. Die Rundenzeiten waren zwar auch mit viel Sprit im Tank sehr gut, aber ich vermisse noch das richtige Gefühl im Auto. Wir haben aber schon eine Vorstellung, in welche Richtung wir beim Setup für das Rennen gehen wollen. Mit wenig Sprit im Tank war es heute ähnlich schwierig. Ich hoffe, dass wir die Probleme in beiden Bereichen lösen können."

Mit dem Option mehr Probleme als mit dem Prime

Frage: "Auf dem Prime von Pirelli wirkte dein Auto heute ruhiger. Stimmt der Eindruck?"
Button: "Es ist richtig, dass ich mit dem Option mehr Untersteuern hatte, aber es war eine ungewöhnliche Veränderung der Balance, die wir so noch nicht erlebt haben. Anhand der Daten hätte die Reaktion des Autos nicht so ausfallen sollen, wie sie ausfiel. Ich führe das darauf zurück, dass wir die Reifen nicht im richtigen Betriebsfenster fahren konnten. Wenn das Arbeitsfenster nicht passt, dann stimmt auch die Rundenzeit nicht. Das ist frustrierend, aber ich bin sicher, dass wir die Probleme bis morgen lösen können."

Frage: "Glaubst du, dass das Layout der Strecke in diesem Zusammenhang eine Rolle spielt?"
Button: "Das Problem ist weniger das Layout als vielmehr die niedrige Temperatur. Es ist nicht einfach, die Reifen bei dieser Kälte auf Betriebstemperatur zu kriegen. Wenn sich die Reifen nicht im richtigen Betriebsfenster bewegen, hast du schnell ein stehendes Vorderrad, womit du die Reifen ruinierst. Das geht dann so weiter: Je weniger Gummi du auf den Reifen hast, desto schwieriger ist es, die richtige Temperatur aufzubauen. Die stehenden Vorderräder häufen sich dann. Es ist ein Problem, das sich nicht auf der Hälfte eines Runs lösen lässt. Es muss von Beginn an stimmen. Für das Qualifying und das Rennen bin ich aber nicht beunruhigt. Wir haben noch genug Zeit, die Probleme auszusortieren."

Hoffnung für Qualifying und Rennen

Frage: "Wie schätzt du die Chancen ein, dass McLaren hier den Doppelsieg aus dem Jahr 2010 wiederholen kann?"
Button: "Morgen und am Sonntag soll es etwas wärmer werden. Ich hoffe, dass sich die Situation dann ähnlich der in Melbourne darstellt. Ich hoffe auf ein gutes drittes Freies Training und ein gutes Qualifying. Derzeit gibt es wie gesagt noch einige Dinge, die wir aussortieren müssen. Ich bin mir aber sicher, dass wir eine Richtung finden werden. Wahrscheinlich werden dafür einige Stunden der Nacht draufgehen."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von China


Frage: "Bist du nach den Getriebeproblemen am Auto von Lewis Hamilton nervöser als sonst?"
Button: "Das würde ich nicht sagen. Ich bin seit zwölf Jahren im Geschäft und weiß, dass solche Dinge passieren können. Du wirst nicht gleich nervös, nur weil bei deinem Teamkollegen etwas nicht ganz nach Plan läuft. Wir alle sind hier, um den bestmöglichen Job zu erledigen und das werden wir auch tun."

Frage: "Schanghai gilt als eine der Strecken, auf der man auch von weiter hinten im Feld nach vorn fahren kann, da es hier gute Überholmöglichkeiten gibt. Wie siehst du das?"
Button: "Ganz so einfach ist es nicht. Es gibt hier zwar eine sehr lange Gegengerade, aber das Überholen ist dennoch schwierig. Ich will mich gar nicht mit dem Gedanken auseinandersetzen, was passiert, wenn wir weiter hinten stehen. Mein Ziel ist ganz klar, den Sprung in die erste Startreihe zu schaffen."

Mercedes hinterlässt starken Eindruck

Frage: "Glaubst du, dass die niedrigen Temperaturen einen Einfluss auf das Kräfteverhältnis haben werden?"
Button: "Ich hoffe nicht. Heute war es in der Tat sehr kalt, aber morgen soll es wärmer werden. Wenn sich die Temperatur um fünf bis zehn Grad verändert, hat das natürlich Auswirkungen auf das Betriebsfenster der Reifen. Ich hoffe, dass wir die Reifen durch ein paar Veränderungen am Setup besser zum Arbeiten bekommen. Wir werden uns jetzt die Daten von mir und Lewis ansehen und dann entscheiden, in welche Richtung wir gehen wollen."

"Michaels Runde war sehr schnell, was sicher kein Glückstreffer war." Jenson Button

Frage: "Glaubst du, dass Mercedes hier speziell im Qualifying ein Gegner sein könnte?"
Button: "Sie sehen in der Tat sehr stark aus. Michaels Runde war sehr schnell, was sicher kein Glückstreffer war. Sie werden an diesem Wochenende ganz sicher eine Rolle spielen im Qualifying. Auch im Renntrimm sahen sie nicht so schlecht aus."

Frage: "Mercedes ist dank des F-Schachts im Qualifying sehr schnell. Im Rennen dürften die Chancen dennoch groß sein, dass McLaren vorbeikommt, selbst wenn Schumacher auf die Pole fahren sollte. Wie siehst du das?"
Button: "Morgen kann viel passieren. Es fällt derzeit nicht leicht, abzuschätzen, welche Teams schnell sein werden. Michael war heute sicherlich sehr schnell, aber keiner weiß, was sie genau probiert haben. Ich glaube das dritte Freie Training wird ein klareres Bild liefern. Im Qualifying selbst werden wir dann sehen, wo wir stehen - hoffentlich weiter vorn als heute."

Vertrauen in die Bahrain-Entscheidung der FIA

Frage: "Wie stehst du zur Entscheidung, dass die Formel 1 am kommenden Wochenende in Bahrain antritt?"
Button: "Wir treten dort an. Das ist alles, was ich dazu sagen kann."

Frage: "Bist du angesichts des Rennens in Bahrain besorgt?"
Button: "Nein. Ich selbst habe keine verlässlichen Informationen über Bahrain. Man liest in den sozialen Netzwerken viele Dinge, aber ich kenne die Wahrheit nicht. Ich kenne die Details nicht, die die FIA hat. Wir müssen den Leuten vertrauen, die über die entsprechenden Informationen verfügen und genau das tun wir. Ich vertraue der Entscheidung der FIA."