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Button-Interview: "Muss nichts beweisen"
Der Weltmeister bei der McLaren-Präsentation: Warum er sich für den Wechsel entschieden hat und was er von der kommenden Saison erwartet
(Motorsport-Total.com) - Als britischer Weltmeister in einem britischen Team sollte man eigentlich die klare Nummer eins sein, noch dazu, wenn man diese ohnehin schon auf dem Auto hat. Allerdings ist es ein Ausnahmefall, wenn das Team McLaren heißt und der Teamkollege Lewis Hamilton, denn Hamilton war 2008 Weltmeister und ist in Woking quasi aufgewachsen.

© xpb.cc
Titelverteidiger: Jenson Button möchte sich gegen Lewis Hamilton durchsetzen
Doch Jenson Button nimmt diese Herausforderung unbekümmert an, schließlich hat er seinen WM-Titel schon in der Tasche. Bei der heutigen Präsentation des neuen McLaren-Silberpfeils MP4-25 im Vodafone-UK-Hauptquartier in Newbury bei London sprach er unter anderem über die Beweggründe für seinen überraschenden Teamwechsel, die Erwartungen für die kommende Saison und seine Einstellung gegenüber Hamilton.#w1#
Gruß in die Heimatstadt Frome
Frage: "Jenson, erstens bitte ich dich um eine Grußbotschaft für deine Fans in deiner Heimatstadt Frome. Zweitens, wie aufgeregt bist du vor dieser Saison? Bist du aufgeregter als je zuvor vor einer Saison?"
Jenson Button: "Frome ist meine Heimatstadt. Ich habe gehört, dass sie eine Brücke nach mir benannt haben."
Frage: "Du wirst auch der erste Ehrenbürger von Frome sein..."
Button: "Fantastisch! Ich freue mich schon auf die Saison. Sehr sogar. Es war ein stressiger Januar, denn ich wollte sicherstellen, möglichst rasch ein Teil dieses Teams zu werden. In ein neues Team zu wechseln ist immer eine große Herausforderung und vor allem eine Veränderung. Damit tun wir uns manchmal schwer, aber das Team hat mich herzlich willkommen geheißen und die Atmosphäre ist sehr gut."
"Es ist schön, das Auto jetzt endlich in einem Stück zu sehen, denn bisher habe ich in der Fabrik nur Einzelteile zu Gesicht bekommen. Ich freue mich auf die Saison, aber wir sollten nicht zu euphorisch sein, denn wir haben noch viele Testfahrten und eine Menge harte Arbeit vor dem ersten Rennen vor uns. Ich bin aufgeregt, sicher mehr als je zuvor vor einer Saison. Es ist eine Riesenherausforderung für mich, aber eine, auf die ich mich wirklich freue."
Frage: "Hast du das neue Auto schon im Simulator getestet?"
Button: "Ich bin mir nicht sicher, ob ich das verraten darf."
Frage: "Viele Experten erwarten die vielleicht schwierigste Weltmeisterschaft aller Zeiten, weil es so viele starke Fahrer in starken Teams gibt. Siehst du das genauso?"
Button: "Ja. Es ist eine Weile her, dass es vier aktive Weltmeister gegeben hat. Es gibt derzeit viele talentierte Leute in der Formel 1. Neue Teams kommen. Es wird eine aufregende Saison. Hoffentlich wird es dann tatsächlich die aufregendste Saison aller Zeiten. Ich wünsche mir, dass wir viele Fans gewinnen können, denn wir werden eine gute Show bieten."
Blick zu den anderen Silberpfeilen
Frage: "Wie schwierig wird es für euch, im WM-Kampf gegen ein Einmannteam anzutreten? Denn alle erwarten, dass sich Mercedes ganz auf Michael Schumacher konzentrieren wird..."
Button: "Ich hoffe, dass das nicht der Fall sein wird, und ich bin mir sicher, dass das auch Nico so sieht. Die Formel 1 ist Teamwork und es bedarf beider Fahrer, um ein Auto durch Zusammenarbeit weiterzuentwickeln. Wenn du einen Alleingang probierst, wirst du auf die Nase fallen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich irgendein Fahrer als Nummer zwei abstempeln lassen würde, daher glaube ich nicht, dass es so kommen wird."
Frage: "Ist es nicht eine Ungerechtigkeit, dass du weniger bezahlt bekommst als dein Teamkollege?"
Button: "Ist das so?"
Frage: "Das liest man zumindest. Stimmt es oder nicht?"
Button: "Ich weiß es nicht. Darüber sprechen wir nicht. Aber für uns ist am allerwichtigsten, dass wir als Team zusammenarbeiten, damit wir Ende dieses Jahres wieder einen britischen Weltmeister haben. Das Team ist bei uns der Mittelpunkt. Wir wollen voneinander lernen, denn wir beide haben in der Formel 1 schon viele positive und negative Erfahrungen gesammelt. Am Jahresende rechnen wir ab, dann zählen wir die 19 Rennen zusammen. Es wäre aber ein Fehler, zu weit in die Zukunft zu denken, sondern für uns darf es im Moment nur darum gehen, das Auto so schnell wie möglich zu machen."
Frage: "Viele Experten glauben, dass es für dich schwierig wird, bei McLaren gegen Lewis Hamilton eine Chance zu haben. Du siehst das sicher anders. Kannst du sagen, warum und ob du glaubst, dass dir die Regeländerungen entgegenkommen werden?"
Button: "Als ich mich für den Wechsel entschieden habe, dachte ich nicht an die Regeländerungen. Ich wollte eine neue Herausforderung, das fand ich alles sehr aufregend. Man sollte sich immer neue Herausforderungen im Leben suchen."
Keine Angst vor Hamilton
"Als ich Weltmeister wurde, schien es mir nur logisch, in ein so erfolgreiches Team zu wechseln. Lewis war eher Anreiz für mich als ein Gegenargument. Ich glaube, dass McLaren diese Saison das beste Team für mich sein wird. Niemand weiß, wie die Saison 2010 ausgehen wird, aber deswegen fahren wir ja die Rennen. Nach 19 Rennen werden wir sehen, wer den besten Job gemacht hat. Im Moment arbeiten wir zusammen, um das Team um uns aufzubauen. Das ist unser Ziel."
Frage: "Wie stark schätzt du dein ehemaliges Team, das jetzt Mercedes heißt, ein?"
Button: "Ich gehe davon aus, dass sie stark sein werden. Wir waren 2009 gemeinsam Weltmeister, daher glaube ich nicht, dass sie am Ende des Feldes sein werden. Ich schätze sie konkurrenzfähig ein - ob genauso konkurrenzfähig wie im Vorjahr oder sogar noch konkurrenzfähiger, weiß derzeit niemand, aber sie werden mitmischen."
Frage: "Hattest du den Eindruck, dass man dich ziehen hat lassen, weil es schon Gespräche mit Michael Schumacher gab?"
Button: "Ich hatte immer eine gute Beziehung zum Team, habe mich aber trotzdem entschieden, es zu verlassen, weil ich eine neue Herausforderung suchte. Wenn du Weltmeister wirst, geht ein Traum in Erfüllung. Darauf hatte ich 21 Jahre lang hingearbeitet. Danach fragte ich mich: Was jetzt?"
"Meine Entscheidung war dann, zu McLaren-Mercedes zu wechseln und diese Herausforderung anzunehmen. Durch mich geht richtig ein Ruck, denn ich bin im Moment aufgeregter als vor jeder anderen Saison meiner Karriere. Ich bin durch den WM-Titel ein stärkerer Charakter und ein stärkerer Fahrer geworden. Es gibt so viele Bereiche, an denen ich früher nicht gearbeitet habe, aber ich bin mir sicher, dass ich vor dem ersten Rennen hundertprozentig bereit sein werde. Dann darf es keine Entschuldigungen geben. Ich freue mich schon auf Bahrain."
Frage: "Bist du enttäuscht darüber, dass du dieses Jahr wieder kein KERS haben wirst?"
Button: "2009 war es ziemlich frustrierend, kein KERS zu haben, vor allem im Zweikampf mit den Red Bulls, denn wir mussten unsere Strategie immer an McLaren und Ferrari anpassen. Wenn die direkt hinter uns waren, hatte ich keine Chance, als Erster in die erste Kurve einzubiegen. Ich bin froh, dass die Situation jetzt für alle gleich ist. Das ist das Wichtigste. Wenn es alle hätten, dann würde ich es begrüßen, denn das System ist großartig, aber wenn es nur ein paar Teams einsetzen können, dann ist es mir lieber, dass alle darauf verzichten."
Neue Erfahrung durch das Tankverbot

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Jenson Button geht mit seinem traditionellen Helmdesign in die Saison Zoom
Frage: "Wie wird sich das Tankverbot und das damit höhere Gewicht auf das Fahren auswirken?"
Button: "Das müssen wir testen. Wir wissen, dass die Autos schwerer sein werden und dass dadurch das Bremsen länger dauert, aber genau dafür gehen wir ja testen. Die Tests sind dieses Jahr sehr wichtig, denn wir haben nicht nur die schmäleren Vorderreifen, durch die man vorne weniger Grip hat und die Balance umstellen muss, sondern es gibt auch das Nachtankverbot. 150, 160 Kilo sind massiv im Vergleich zu dem, was wir bisher an Gewicht an Bord hatten, denn bisher waren das selten über 100 Kilo. Das ist eine neue Erfahrung. Wir bereiten uns darauf am Simulator vor und im Februar dann auf der Strecke."
Frage: "Ich nehme an, als Brite freust du dich besonders auf Silverstone und natürlich auf Monte Carlo, aber gibt es da noch eine weitere Lieblingsstrecke?"
Button: "Es gibt ein paar Strecken, die wir schon kennen, die aber umgebaut werden. Silverstone wird ein bisschen anders sein. In Bahrain gibt es auch eine neue Passage, die die Strecke hoffentlich spannender machen wird. Es gibt also einiges zu lernen. Jedes Jahr kommt eine neue Strecke dazu, dieses Jahr Korea. Das bringt Abwechslung."
Frage: "Musst du noch irgendwem etwas beweisen?"
Button: "Nicht dass ich in einer Saison Weltmeister werden und der Beste sein kann - das habe ich schon bewiesen! Wenn du acht Jahre alt bist und den Weltmeister im Fernsehen siehst, willst du auch Weltmeister werden. Das ist unglaublich aufregend. Ich habe das 2009 geschafft. Dieses Jahr freue ich mich auf eine neue Herausforderung."
"Ich freue mich sehr auf die neue Saison, aber nicht weil ich etwas beweisen will. Das habe ich nicht mehr nötig, auch nicht mir selbst gegenüber. Ich bin mit meinem Leben im Moment sehr glücklich. Das ist die beste Ausgangsposition, die ich mir wünschen kann, denn ich habe die Erfahrung einer gewonnenen Weltmeisterschaft und das Selbstvertrauen, das damit einhergeht. Ich habe viel Erfahrung gewonnen und bin als Mensch gereift. Besser könnte es gar nicht sein."

