• 16.04.2009 15:21

Button: "Ich war noch nie der Favorit"

Zum ersten Mal in seiner Rennfahrerkarriere ist Jenson Button nun in der Favoritenrolle - wie er damit umgeht, verriet der Brite auf der Schanghai-PK

(Motorsport-Total.com) - Spätestens seit dem Diffusor-Urteil ist Jenson Button nun auch offiziell der aktuelle Titelfavorit. Der 29-jährige Doppelsieger ging in Schanghai mit dieser neuen Erwartungshaltung auch ganz offen um, und philosophierte unter anderem darüber, wie groß der Brawn-Vorsprung auf die Konkurrenz wirklich ist. Aber auch das Thema Reifen wurde angesprochen.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button ist in der Formel-1-Saison 2009 bisher noch ungeschlagen

Frage: "Jenson, war das gestern euer Saisonsieg Nummer drei?"
Jenson Button: "Nicht wirklich. Es ist nur ein gutes Gefühl, diese Sache nun hinter uns zu haben. Jetzt können wir uns völlig auf unseren Job konzentrieren. Es kam ja nicht unerwartet. Natürlich macht man sich so seine Gedanken, weil man ja nie weiß, was alles passieren kann. Aber als ich das Ergebnis hörte, war ich nicht gerade schockiert."#w1#

Frage: "Nun bist du aber der Favorit auf den WM-Titel..."
Button: "Ich habe einen sehr schnellen Teamkollegen, der mir das Leben schwer machen wird. Auch Toyota und Williams waren schnell, Red Bull ebenfalls. Zudem bin ich mir sicher, dass die Leute sehr schnell reagieren werden. Aber wir haben einen Vorsprung, weil wir über den Winter in vielen Bereichen des Autos einen guten Job gemacht haben - nicht nur beim Diffusor. Ich glaube schon, dass die Konkurrenz zumindest ein wenig Zeit brauchen wird, um aufholen zu können."

"Aber sie wissen, wo sie sich verbessern müssen. Sie werden zumindest versuchen, uns einzuholen, soviel ist sicher. Uns kommt entgegen, dass es das Testverbot gibt, denn wir haben einen Vorteil und die Teams können jetzt nicht einfach Sachen ans Auto kleben, nur weil es im Windkanal gut aussieht. Sie müssen sehen, wie sich die Dinge auf der Strecke verhalten. Aber gleichzeitig sind die Windkanäle auch sehr gut. Ich denke schon, dass uns einige Teams nahekommen und immer stärker werden."

Über die neue Favoritenrolle

"Es ist schon erstaunlich, wie schnell man sich nach zwei mageren Jahren wieder daran gewöhnt, ganz vorne zu fahren." Jenson Button

Frage: "Änderst du aufgrund deiner Favoritenrolle nun deine Mentalität?"
Button: "Es ist schon erstaunlich, wie schnell man sich nach zwei mageren Jahren wieder daran gewöhnt, ganz vorne zu fahren. Wenn du auf das Podium kletterst, dann denkst du nicht mehr, dass dies die aufregendste Erfahrung deines Lebens ist. Du hakst es eher ab und gehst zum nächsten Rennen über. In einer bestimmten Art und Weise ist das auch ganz gut. Wenn ich an diesem Wochenende nicht gewinne, dann ist das schon eine kleine Enttäuschung. Aber man darf nicht vergessen, dass der Titel in 17 Rennen entschieden wird."

"Wenn du jedes Rennen gewinnen willst, und dann am Boden zerstört bist, weil du auf Platz zwei, drei oder noch schlechter ins Ziel kamst, dann hast du meiner Meinung nach nicht die richtige Mentalität. Die Saison hat nicht nur ein oder zwei Rennen. Es ist ein großes und langes Event. Du musst schon clever agieren und Punkte dann sammeln wenn du kannst. In jedem Rennen in die Punkte zu fahren ist und war immer der Schlüssel in der Formel 1."

Frage: "Wann warst du denn zum letzten Mal in einer Serie vor einem Rennen konstant der Favorit?"
Button: "Ich glaube, es war 1998 in der Formel Ford. Aber das ist schwer zu beantworten, denn auch da war ich der Neue, genauso wie später in der Formel 3. Im Prinzip ist es das erste Mal, dass mir das passiert. Aber selbst eine Favoritenrolle macht dir das Leben nicht einfacher. In den letzten beiden Rennen ist immer etwas geschehen, was uns das Leben schwer gemacht hat. Die SafetyCars in Australien und der Regen in Malaysia. Leicht war das nicht."

"Wir haben vier Boxenstopps gemacht und am Ende hatten wir Glück, dass wir vorne lagen. Natürlich hilft es dir, wenn du vorne liegst, denn dann kannst du sehen, welche Reifen die anderen nehmen und du kannst die richtigen Entscheidungen treffen. Aber wenn wir gewusst hätten, dass das Rennen nach Runde 31 abgebrochen wird, dann wären wir nicht so oft an der Box gewesen, denn wir haben ja wirklich gerade noch gewonnen."

'Shov' auf dem Malaysia-Podium

Jenson Button Andrew Shovlin

Jenson Button und sein Renningeniuer Andrew "Shov" Shovlin (re.) Zoom

Frage: "Wessen Idee war es eigentlich, deinen Ingenieur Andrew Shovlin auf das Podium zu schicken?"
Button: "Das war die Idee von Ross selber. Ich glaube, er hat es da oben sehr genossen. Er stand ja zum ersten Mal da oben und er sagte hinterher, dass er schon erwartet hat, nicht besonders gut auszusehen. 'Ich bin ein Ingenieur und es war schwer, nicht wie ein Computerfreak daherzukommen'. Aber er hat sich tapfer geschlagen."

"Am Lustigsten war es, als der Champagner kam. Er schrie: 'Hör auf, mir tun meine Augen weh!' Ich sagte zu ihm: 'Shov, wir haben gerade das Rennen gewonnen'. Dann jammerte er, dass seine Brille beschlagen würde und ich dachte mir nur: 'Du hast es noch nicht ganz gerafft, oder?'. Aber es war toll, ihn dort oben zu sehen und ich glaube, diesen Moment wird er nie mehr vergessen."

Frage: "Hier in China hast du eine gute Statistik.."
Button: "Ich mag die Strecke. Sie ist Malaysia ähnlich mit schnellen, flüssigen Strecken wie Turn 6 und 7, aber sie hat - im Gegensatz zu Malaysia - auch langsame Ecken."

Frage: "Vor dem ersten Stopp in Malaysia - haben wir da die echte Pace von Brawn gesehen? Wie groß ist euer Vorsprung wirklich?"
Button: "Das war schon etwas seltsam. Ich habe mich selbst über diese Zeit gewundert. In der nächsten Runde, als ich dann an die Box ging, hätte ich noch ein paar Zehntel schneller fahren können. Ich war überrascht von dieser Zeit. Klar waren wir schnell, aber das hatte auch damit zu tun, dass ich hinter Trulli fest hing. Hinter ihm bin ich nicht volles Rohr gefahren, sondern habe auf meine Reifen aufgepasst."

Über die echte Brawn-Pace und die Reifen für China

"Ich war neun Zehntel schneller als Trulli und acht Zehntel schneller als Rubens, und das bin ich einfach nicht." Jenson Button

"Aber sobald er aus dem Weg war, konnte ich meine Reifen nutzen. Nur hätte ich diese Pace nicht lange gehen können, auch wenn ich noch etwas Sprit im Tank gehabt hätte. Die Zeiten kommen sehr leicht, wenn du deine Reifen schonen konntest. Aber ich war neun Zehntel schneller als Trulli und acht Zehntel schneller als Rubens, und das bin ich einfach nicht."

"Klar sagt jeder, dass wir viel schneller als der Rest des Feldes sind, aber das ist nicht wahr. Du siehst es am Qualifying. In Q2 war ich in Malaysia 0,2 Sekunden schneller als Trulli. Er ist ein guter Qualifyer und so schlecht bin ich auch nicht. Das ist für die Qualifikation der Stand der Dinge. Im Rennen haben wir vielleicht noch etwas in der Hinterhand, aber wie viel weiß ich nicht."

Frage: "Sorgst du dich um die superweichen Reifen?"
Button: "Bridgestone ist sehr zuversichtlich. Wir werden sehen. In Melbourne dachten wir, dass der superweiche Reifen schon auf der ersten gezeiteten Runde mit dem Graining beginnen wird, aber er hat zwei oder drei Runden gehalten. Sorgen mache ich mir keine. Wir werden vor dem Rennen alle Vorsichtsmaßnahmen treffen und eine schnelle Runde mit wenig Sprit wird kein Problem sein. Ich glaube aber nicht, dass viele Leute den Reifen - wie noch in Australien - für den ersten Stint nehmen. In jedem Rennen geht es darum, die Reifen zu kontrollieren und ein möglichst gutes Auto um den fir zur Verfügung stehenden Gummi herum zu bauen."

Frage: "Kommt dir bei dieser Reifenwahl dein geschmeidiger Fahrstil zu Gute?"
Button: "Ich hoffe doch, aber ob das zutrifft, weiß ich nicht. Man sagt, dass ich einen geschmeidigen Stil habe und man sieht bei mir auch keine wilden Lenkbewegungen. Ich nehme ziemlich viel Speed in die Kurven mit, also belaste ich den Reifen auch mehr als Leute, die extrem spät bremsen und aus einer Kurve ein V machen. So einfach ist das Ganze nicht, ich beanspruche meine Reifen zum Beispiel genauso wie mein Teamkollege."

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