Button: Ich habe gelernt, im Moment zu leben

Jenson Button könnte in Abu Dhabi vor seinem letzten Rennen in der Formel 1 stehen - Eine Alternative wäre ein Verbleib neben Fernando Alonso

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso verlässt Ferrari, Sebastian Vettel nimmt seinen Platz ein. Mit diesen offiziellen Meldungen vom Donnerstag vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi herrscht schon einmal um einiges mehr Klarheit in der Fahrerfrage für die kommende Saison. Unklar bleibt aber nach wie vor, wie sich die Zukunft von Jenson Button entwickeln wird. Der Noch-McLaren-Pilot könnte am Sonntag seinen letzten Grand Prix angehen, ohne nach 15 Jahren in der Königsklasse gebührend verabschiedet zu werden.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Abschied oder Verbleib: Jenson Buttons Zukunft ist noch offen Zoom

Oder bleibt er doch? Dass bei Vettel nun Klarheit herrscht und Alonso für einen angestrebten Wechsel zu McLaren frei ist, hat im Grunde genommen für Button noch nichts zu bedeuten. Vor allem vor dem Hintergrund, dass McLaren bereits angekündigt hat, sich nicht vor dem ersten Dezember zu seiner Fahrerpaarung für 2015 äußern zu können. Da hat der Brite also noch einen Fuß in der Tür.

"Für mich hat sich im Vergleich zu den letzten zwei Monaten nichts geändert. Ich habe nichts hinzuzufügen, außer dass ich mich auf das bevorstehende Rennwochenende freue", äußert sich Button, der anscheinend gar keine Lust hat, sich den Spekulationen um seine Zukunft anzuschließen, am Donnerstag. "Ich habe in diesem Jahr gelernt, mehr im Moment zu leben, und genau das werde ich auch tun. Meine Familie ist an diesem Wochenende dabei und ich freue mich darauf. Und ich hoffe, dass wir ein gutes Ergebnis erzielen können."

Zwangsläufig auf der Suche nach Alternativen

Die Situation in den vergangenen Wochen war für ihn, wie auch für seinen jungen Teamkollegen Kevin Magnussen, ungemütlich bis undankbar. McLaren flirtete offen mit Alonso und die aktuelle Paarung wird bis heute an der langen Leine gehalten.

"Das waren ein paar interessante Monate", gibt auch Button zu. Der 34-Jährige sah sich plötzlich gezwungen, sich nach Alternativen umzusehen: "Wenn man 15 Jahre lang in der Formel 1 ist, hat man irgendwann den Tunnelblick was alles außerhalb der Formel 1 angeht. Es ist der beste Sport der Welt, dein Leben, einfach alles. Wenn man aber in diese ungemütliche Position gesteckt wird, wird man auch auf andere Möglichkeiten aufmerksam. Und es gibt eine Menge Herausforderungen da draußen. Ob das im Motosport, in einem anderen Sport oder wo ganz anders ist."

"Ich liebe was ich tue, ich liebe es, in der Formel 1 zu fahren", so Button weiter. Und er betont auch noch einmal: "Die Zeit, die ich bei McLaren verbracht habe war großartig. Die letzten beiden Jahre waren etwas schwierig, was die Ergebnisse anging. Aber was das Personal angeht, war es super. Gestern hatten wir einen Grillabend und es herrscht eine sehr gute Atmosphäre in diesem Team. Es ist wie in einer großen Familie. Ich liebe es, mit ihnen zusammenzuarbeiten."

Auf der Suche nach dem verdienten Respekt

Der Brite war 2010 als frisch gebackener Weltmeister zu McLaren gewechselt, und konnte dort schon im ersten Jahr mit seinen Leistungen überzeugen. Insgesamt holte er acht Siege für das Team, bevor die Situation 2013 schwieriger wurde und man aus dem grauen Mittelfeld nur noch selten heraus kam.

Bei der offiziellen FIA-Pressekonferenz gibt Button zu, dass er noch nicht bestätigen kann, ob er auf eine Entscheidung seines Teams warten werde, oder seine Zukunft selbst in die Hand nehmen wird. Er hofft aber noch immer auf den ihm zustehenden Respekt: "Ich hoffe nicht, dass das Ergebnis von diesem Wochenende meine Chancen für die Zukunft beeinflussen. Ich denke, ich kann einem Team um einiges mehr bieten, als nur ein Rennen und das meine Karriere eine deutlichere Sprache spricht, als nur ein einzelnes Rennen."

Schon vor dem Wochenende hatte Button betont, dass er noch kein komplettes Karriereende plant. Von dem 'Daily Express' wird er zitiert: "Ich muss nichts mehr beweisen, aber was immer ich auch im kommenden Jahr machen werde, ich werde mich nicht zurückziehen. Ich bin noch immer ein Rennfahrer, der eine Weltmeisterschaft gewonnen hat und noch einiges mehr im Motorsport erreichen will."


Fotos: Großer Preis von Abu Dhabi, Pre-Events


Neckerein: Haben Alonso und Button eine Zukunft?

Der Ex-Formel-1-Fahrer und britische TV-Experte Johnny Herbert würde den Weltmeister von 2009 aber lieber weiterhin in der Königsklasse sehen, und das am Liebsten neben Alonso bei McLaren: "Alonso hat eine zerstörerische Kraft. Das hat er schon beim letzten Mal bewiesen, als er bei McLaren war und er hat es bei Ferrari auf andere Weise gezeigt. Das Team wird einen ruhenden Pol in der Garage brauchen und Jenson kann das mit seiner Erfahrung und Reife erfüllen. Für mich ist es selbstverständlich, dass McLaren Jenson halten sollte, anstatt Magnussen. Ron Dennis hat schon immer zwei erfahrene Piloten bevorzugt und das hätte er mit Alonso und Jenson. "

Beide scheinen sich auch schon recht gut zu verstehen. Bei der Pressekonferenz scherzten sie jedenfalls schon rum und gaben sich einen freundschaftlichen Klaps, nachdem Alonso die ungemütliche Frage gestellt wurde, ober er Button als Teamkollegen bevorzuge. Scherzhaft fixierte Button Alonso dabei und flachste noch: "Nimm die ruhig zeit."

Fernando Alonso, Jenson Button

Fernando Alonso und Jenson Button: Zukünftige Teamkollegen? Zoom

Mit den 106 Punkten, die Button zu den 161 Zählern von McLaren in diesen Jahr bisher beigetragen hat, hat er sich Herberts Meinung nach einen Verbleib verdient: " Ich hoffe wirklich, dass sie sich für Jenson entscheidet. Jenson hat schon früh in der Saison überzeugen könne, als das Auto noch nicht in der Lage war, schneller zu fahren. Aber in den letzten Rennen hat McLaren entweder das Auto weiterentwickelt, oder es mehr an seinen Stil angepasst, und er hat die Antwort gegeben. Er hat die Latte in Brasilien auf jeden Fall höher gelegt."

Eines, seiner schwierigsten Jahre

Herbert erinnert außerdem daran, dass es Button in diesem Jahr nicht einfach hatte. Im Januar war sein Vater John verstorben, der auch ein gern gesehener und beliebter Gast im Fahrerlager war. "So etwas steckt man nicht so einfach weg", meint Herbert. "Er musste diesen tragischen Verlust verarbeiten, während er dem Druck eines Formel-1-Fahrers aushalten musste, der nicht weiß, was die Zukunft für ihn bereithält."

Anthony Davidson, der frisch gekrönte WEC-Champion, der mit Button schon bei BAR zusammen gearbeitet hat, macht sich Gedanken über dessen Zukunft, wenn es bei McLaren nicht mehr klappen sollte. "Wenn er die Wahl hätte, würde er sicherlich bei McLaren bleiben wollen", so Davidson. "Dort hätte er wenigstens die Chance, irgendwann noch einmal um Siege zu fahren. Irgendwann kommt der Punkt, an dem es nicht mehr ausreicht, nur in der Formel 1 zu sein. Da will man als Fahrer lieber in anderen Serien um Siege und Titel kämpfen. Jenson verdient es, in der kommenden Saison noch in der Formel 1 zu sein und auch an der Spitze zu bleiben. Das hat er dieses Jahr bewiesen."