• 05.04.2009 17:55

Button: "Es war wirklich alles geboten"

Jenson Button in der Sieger-Pressekonferenz über das Monsunrennen in Sepang, seinen missglückten Start und die Taktik, die ihn zurück nach vorn brachte

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Jenson, man hat es nie leicht. Ein schwieriger Start für dich und dann das Durcheinander vor deinem Boxenstopp mit den wechselnden Wetterbrdingungen..."
Jenson Button: "Was für ein verrücktes Rennen! Das war es wirklich. Wow, was für ein Rennen. Es war wirklich alles geboten. Es hat riesigen Spaß gemacht. Mein Start war ziemlich schlecht. Ich hatte ziemlich viel Übersteuern. Ich glaube, dass ich meine Hinterreifen nicht auf die richtige Temperatur gebracht hatte. Ich bin zurückgefallen auf den vierten Platz, war dann wieder Dritter und dann übernahm ich wieder die Führung. Darüber war ich ziemlich happy. Unsere Pace war ziemlich gut, aber dann begann es zu regnen und es war sehr schwierig, die richtigen Reifen auszuwählen. Normalerweise schüttet es hier gleich, wenn es regnet, aber das war diesmal nicht der Fall. Wir haben uns für den Regenreifen entschieden, aber der war recht schnell hinüber."

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button wechselte ständig Reifen, konnte am Ende aber richtig jubeln

"Wir haben dann gesehen, wie Timo auf dem Intermediate-Reifen hinter uns angeflogen kam, also haben wir ihn auch aufgezogen. Als er dann aufgeschlossen hatte, sah ich, dass seine Reifen auch hinüber waren, es regnete stärker, er bekam Probleme und musste ebenfalls an die Box. Ich konnte auf den Intermediatereifen eine Runde mit einem ganz guten Tempo fahren. So konnte ich wieder stoppen, Regenreifen aufziehen und in Führung liegend wieder rausfahren. Es war ein sehr interessantes Rennen. Und ich habe die karierte Flagge immer noch nicht gesehen, ohne dass das Safetycar mir war."#w1#

Frage: "In den letzten Runden, bevor das Safetycar kam haben Timo und du sich unter furchtbaren Bedingungen duellieren müssen."
Button: "Die Verhältnisse waren wirklich sehr schlecht und man konnte die Strecke gar nicht sehen. Es war wirklich so schlimm. Wir waren dann hinter dem Safetycar und mein Team, das einen fantastischen Job gemacht hat, sagte mir, dass ich nur in Ruhe um den Kurs fahren muss. Aber das war schwierig genug. Ein paar Mal wäre ich fast neben der Strecke gelandet. Wir sind Schritttempo gefahren, so langsam. Das Safetycar zog uns davon. Ich konnte nur versuchen, das Auto auf der Strecke zu halten. Aber das sah so langsam aus. Das ist ein bisschen beschämend, aber wenn ich nur ein bisschen schneller gefahren wäre, dann wäre ich wohl im Kiesbett gelandet. Das waren keine Flüsse mehr auf der Strecke, sondern schon ein großer See."

Frage: "Du hattest in der ersten Kurve eine kleine Schrecksekunde?"
Button: "Das ganze Wochenende über waren die Streckenbedingungen recht konstant. Aber jetzt gab es dort so wenig Grip, dass ich wirklich sehr überrascht war. Ich bin die erste Kurve ein bisschen zu forsch angegangen und bekam dann Übersteuern, das sich durch die ganze erste Runde zog. Ich hatte wirklich große Probleme mit dem Heck, als Fernando Alonso vor mehr war. Ich habe ein Auto noch nie so driften gesehen. Aber eingangs der vorletzten Kurve konnte ich Alonso dann überholen und dann musste ich Jarno Trulli und Nico Rosberg jagen."

"Das waren keine Flüsse mehr auf der Strecke, sondern schon ein großer See." Jenson Button

"Ich konnte auf die beiden aufschließen und ich wusste, dass ich länger draußen bleiben würde als sie. Als sie an die Box gefahren sind, konnte ich ein paar schnelle Runden hinlegen. Das brachte mich an die Spitze und es sah so aus, als ob alles gut sei. Dann habe ich nach oben gesehen, habe die Wolken gesehen und es begann zu regnen. Anders als im Sepang üblich hat es aber nur getröpfelt. Wir dachten, dass es gleich schütten wird und haben die Regenreifen aufgezogen."


Fotos: Großer Preis von Malaysia, Sonntag


"Ein paar andere Leute hatten die richtige Wahl getroffen, aber wir hatten zu diesem Zeitpunkt einen Vorsprung von 16 bis 18 Sekunden. Also bin ich weitergefahren. Aber meine Reifen haben sich selbst aufgefressen, also bin ich doch an die Box und habe Intermediatereifen geholt. Ich kam direkt hinter Timo wieder raus. Ich hatte neue Reifen und seine waren schon sehr abgefahren, damit konnte ich ihn auf dem nasseren Abschnitt der Strecke noch überholen, kurz bevor er an die Box ging."

"Mir wäre zwar ein langweiliges Rennen lieber gewesen, aber heute war es aufregend und ich habe gewonnen, also bin ich happy." Jenson Button

"Ein aufregendes Rennen. Mir wäre zwar ein langweiliges Rennen lieber gewesen, aber heute war es aufregend und ich habe gewonnen, also bin ich happy. Eines noch: Ich möchte mich bei meinem Ingenieur herzlichst bedanken, der heute mit auf dem Podium war. Wir haben sehr harte Zeiten durchgemacht, aber er ist cool geblieben. Wir waren auch heute wieder an der Spitze, und das haben wir zu einem großen Teil ihm zu verdanken."

¿pbvin|512|1432||0pb¿Frage: "Es könnte allmählich zur Gewohnheit werden."
Button: "Hinter dem Safetycar ins Ziel zu kommen, oder? Wow, was für ein Rennen. Es war wirklich alles geboten. Es hat riesigen Spaß gemacht. Ich hatte nicht gerade den einfachsten Start und in der ersten Runde fast in jeder Kurve Übersteuern."

Frage: "Hattest du vor dem Start nicht ohnehin Bedenken, weil du auf der dreckigen Seite gestanden bist?"
Button: "Ja, das stimmt. Timo ging es genauso. Mein Start war aber gar nicht so schlecht. Er war eigentlich ganz in Ordnung, aber die Jungs auf der rechten Seite sind einfach vorbei geschossen und dann kamen die Jungs mit KERS. Deshalb fiel ich zurück. Die erste Kurve war dann wirklich schlimm. Ich bekam am Kurvenausgang viel Übersteuern und konnte mich nicht mehr zurück kämpfen."

Jenson Button

Jenson Button musste den BGP001 erstmals im Regen fahren Zoom

Frage: "Und du bist das Auto auch noch nie mit Regenreifen gefahren."
Button: "Nein, und die Balance war mit den richtigen Regenreifen auch nicht besonders gut. Die Strecke war relativ trocken, deshalb war es schwierig, eine gute Balance zu finden. Aber ich hatte in den ersten Runden massives Übersteuern und dann bekam ich Graining an den Vorderreifen. Wir haben noch viel Arbeit vor uns, um mit den Regenreifen die richtige Pace und die richtige Balance zu haben. Aber es ist einfach schön bei diesem Rennen ins Ziel gekommen zu sein. Ich denke, dass wir gewonnen haben, weil wir eine gute Strategie hatten und auch geschaut haben, was die anderen mit den verschiedenen Reifentypen so machen. Gratulation an all die Jungs, die am Auto arbeiten, aber auch an die Ingenieure und Strategen. Sie haben das erst möglich gemacht."

Es war klar, dass der Regen kommt

Frage: "Kam die Entscheidung, das Rennen abzubrechen, deiner Meinung nach ein bisschen zu spät? Denkst du, dass ein Start um 17 Uhr immer noch eine gute Idee ist?"
Button: "Vorher dachten wir, dass es eine fantastische Idee ist. In Melbourne war das Licht recht schwach und man hatte Reflektionen auf dem Visier. Dadurch war es schwer, den Kurvenausgang zu sehen. Aber hier wird es sehr schnell dunkel und wie wir alle wissen, gibt es normalerweise immer gegen 17 oder 18 Uhr Platzregen. Das hat sich bestätigt."

"Es war viel zu nass und ich denke, dass der Abbruch die richtige Entscheidung war. Es hat so schnell so heftig geregnet, dass sie meiner Meinung nach das Richtige getan haben. Es war für sie sehr schwer zu beurteilen, wie nass die Strecke ist. In Fuji vor zwei Jahren war es auch viel zu nass, aber in diesem Jahr haben sie richtig entschieden und das Rennen rechtzeitig abgebrochen. Wenn das Safetycar pro Runde um 20 Sekunden schneller ist, dann weißt du, dass es für ein Formel-1-Auto zu nass ist."

Safety Car

Schwimmen in Sepang: Die Autos hatten Probleme, dem Safeytcar noch zu folgen Zoom

Frage: "Zwei Siege in Folge, ist das mehr als du erwartet hast?"
Button: "Für mich ist es viel toller, dass uns das bei diesen Bedingungen gelungen ist. In Australien war es schon mit den Safetycarphasen nicht einfach. Und hier war es wegen der wechselnden Wetterbedingungen noch viel schwieriger. Diese beiden hier (Nick Heidfeld und Timo Glock; Anm. d. Red.) haben nicht zu denen gehört, mit denen ich am Start kämpfen musste. Das Tolle war, dass wir sehen konnten, was hinter uns so passiert. Wir konnten schnell darauf reagieren und deshalb haben wir gewonnen. Ich bin sehr happy und es ist schön, mit ein paar Punkten Vorsprung nach Shanghai zu kommen. Hoffentlich haben wir dort ein ganz normales Rennen, damit wir sehen können, wo wir stehen."

Mit Restart gerechnet

Frage: "Hast du daran gedacht, dass das Rennen wieder gestartet werden könnte, als ihr nach der roten Flagge auf der Hauptgeraden gestanden seid?"
Button: "Ja, diese Möglichkeit bestand immer. Und so weit ich weiß, haben sie auch geplant, das Rennen wieder zu starten. Deshalb wurden die ganzen Autos hin und her geschoben. Das Problem war aber, dass sich so viele Autos in der letzten Runde gedreht hatten, dass es sehr schwierig zu beurteilen war, wer auf welcher Position war. Deshalb wurden wir alle auf dem Grid ziemlich viel hin und her geschoben. Aber wir sind alle davon ausgegangen, dass das Rennen wieder gestartet wird."

"Ich bin sehr froh, dass es nicht noch einmal gestartet wurde, denn wir wären 10 Runden hinter dem Safetycar hergefahren und in jeder Runde, in jeder Kurve hätte man Angst haben müssen, dass man abfliegt. Man hatte es nicht unter Kontrolle, es hing davon ab, wie viel Wasser im Kurvenscheitel stand uns das konnte man nicht sehen. Der Abbruch war also wirklich die richtige Entscheidung. Aber wir haben uns auf einen Restart vorbereitet."

"In jeder Runde, in jeder Kurve hätte man Angst haben müssen, dass man abfliegt." Jenson Button

Frage: "Wenn du wählen könntest, wärst Du gerne weitergefahren?"
Button: "Nein. Natürlich hätte ich gern die vollen 10 Punkte geholt, aber das war die beste Entscheidung. Realistisch gesehen war das das einzig Richtige. Ich bin mir sicher, dass manche Leute enttäuscht sind, weil sie nicht das ganze Rennen gesehen haben. Aber man muss auch an die Sicherheit denken. Ich bin hier, um Rennen zu fahren - das sind wir alle. Aber es gibt bei dem, was wir mit unseren Autos machen können, Grenzen."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Malaysia


Frage: "Es war das erste Mal, dass du mit dem Brawn bei Regen gefahren bist. Wie hat sich das Auto verhalten und kann sagen, dass es in jeder Situation gut ist?"
Button: "Ja, da bin ich mir sicher. Aber die heutigen Bedingungen waren schon extrem ungewöhnlich. Regen- beziehungsweise Monsunreifen auf leicht glitschiger Strecke. Wir mussten uns für diese Option entscheiden, weil wir dachten, dass es zu regnen beginnt. Es hätte nichts gebracht, wenn wir als Führende gepokert hätten, also haben wir diesen Reifen genommen und es hat sich ziemlich schrecklich angefühlt."

"Es gibt bei dem, was wir mit unseren Autos machen können, Grenzen." Jenson Button

"Bei hohen Geschwindigkeiten musste man gleich wieder langsamer machen und in den dritten Gang schalten, man konnte keinen Speed mitnehmen, weil das Heck immer ausbrechen wollte. Die Balance war also furchtbar, aber ich glaube, dass das mehr an den Bedingungen gelegen hat, bei denen wir mit diesen Reifen gefahren sind. Es waren einfach nicht die richtigen Bedingungen. Als wir für eine Runde die Intermediates aufgezogen haben, hat sich das Auto ganz gut angefüllt. Ich hatte eine gute Balance, weil es die richtigen Bedingungen für diesen Reifen waren. Bis es dann richtig zu regnen begann. Dann hat einem der Reifen natürlich nichts mehr geholfen."