• 25.03.2011 11:21

  • von Dieter Rencken

Button: "Es war ein positiver Tag"

McLaren-Fahrer Jenson Button möchte nicht zu viel in seine Bestzeit hinein interpretieren, macht aber durchaus einen Aufwärtstrend bei seinem Team aus

(Motorsport-Total.com) - Nach den Formel-1-Testfahrten im Frühjahr war nicht unbedingt zu erwarten, dass Jenson Button im neuen McLaren den Freitag von Melbourne auf dem ersten Platz beschließen würde. Der britische Rennfahrer benötigte allerdings nur 1:25.854 Minuten für einen Umlauf im Albert Park und klassierte sich nach 32 Runden auf dem ersten Platz. Im Interview erläutert Button die Hintergründe dieser Leistung und verleiht seiner Hoffnung Ausdruck, dass McLaren noch weiter zulegen kann.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button war nach dem Freien Training von Australien allerbester Dinge

Frage: "Jenson, die erste Tagesbestzeit der neuen Saison geht an dich. Was hast du am Freitag im Albert Park von Melbourne gelernt?"
Jenson Button: "Die Zuverlässigkeit stimmte und das ist eine großartige Geschichte. Das ist uns im gesamten Winter nicht geglückt. Nun scheinen wir aber ein Auto zu haben, mit dem wir zumindest am Freitag so viele Runden abspulen konnten, wie wir wollten."

"Das ist einfach nur toll. So kannst du nämlich auch Setuparbeit verrichten und das Fahrzeug insgesamt verbessern. Es war ein positiver Tag. Ich denke aber nicht, dass man viel auf die Rundenzeiten geben sollte. Die Leute absolvieren eh unterschiedliche Programme."

"Außerdem gibt es dank KERS, dem verstellbaren Heckflügel und dergleichen so viele Variablen. Red Bull nutzte zum Beispiel den verstellbaren Heckflügel nicht, als sie ihre schnellen Runden drehten. Das weiß ich, weil ich ihre Umläufe verfolgt habe. Da sind sicher noch fünf bis sechs Zehntel für sie drin. Wir lassen uns von diesem Resultat also sicherlich nicht blenden."

"Positiv zu vermerken ist allerdings, dass wir sehr viel fahren konnten. Dabei gelang es uns, ein Gefühl für das Auto bei unterschiedlichen Spritmengen zu entwickeln. Wir sammelten viele wichtige Daten, die wir uns über Nacht anschauen werden. Hoffentlich können wir uns ausgehend davon noch einmal steigern."¿pbvin|512|3533|inside|0|1pb¿

McLaren macht einen großen Sprung nach vorne

Frage: "Hat sich das Fahrzeug durch den Einsatz des neuen Auspuffsystems verbessert? Kannst du das spüren?"
Button: "Beim Testen hätten wir alles Mögliche anstellen und die Konkurrenz hätte mit viel Sprit fahren können, doch die Schnellsten wären wir trotzdem nicht gewesen. Das neue Auspuffsystem hat das Auto sicherlich verbessert. Wie viel mehr Leistung wir nun haben, kann ich nicht sagen. Das Gefühl ist nur deutlich besser jetzt."

"Das Auto fühlt sich einfach kompletter an." Jenson Button

"Das Auto fühlt sich einfach kompletter an. Wenn du am Heck genug Abtrieb hast, überträgt sich das auch auf die Vorderachse und die Temperatur der Reifen. Dann stimmt beispielsweise auch die Bremsleistung. Es hängt einfach sehr vieles vom Abtrieb ab. Ich bin sehr zufrieden mit der harten Arbeit, welche die Jungs vor dem Rennen verrichteten."

"Sie haben einige schöne Dinge mit hierher gebracht. Beim Testen hatte es noch ziemlich hart für uns ausgesehen. Die Jungs klemmten sich dann aber schwer hinter das Projekt und brachten nun etwas richtig Gutes mit. Wie gut es ist, wissen wir noch nicht genau. Ich bin aber sehr zufrieden mit unseren Fortschritten."

Frage: "Die Verbesserungen scheinen sich bei der Zuverlässigkeit bezahlt zu machen. Wie viel konntet ihr aber an schierem Tempo zulegen?"
Button: "Ich denke, wir haben in jedem Fall an Leistung gewonnen. Das ist großartig, denn im Winter hatten wir noch sehr mit der Haltbarkeit des Fahrzeugs zu kämpfen."

"Hier stimmt unsere Zuverlässigkeit, gleichzeitig konnten wir an Geschwindigkeit zulegen. Das Auto ist nun angenehm zu fahren. Wir haben zwar noch ein paar kleinere Baustellen, doch die Grundbalance ist jetzt deutlich besser als bei den Testfahrten."

Button rechnet vor allem mit Red Bull

Frage: "Michael Schumacher zeigte sich überrascht von der Leistung deines Teams. Ist dir klar, dass ihr die anderen geschockt habt?"
Button: "Das will ich doch hoffen! Noch ist es aber nur ein Freitag. Wir konnten uns verbessern, doch man weiß halt nie, wer mit wie viel Sprit unterwegs war und wer noch etwas zurückhaltend agiert."

"Manche Teams verzichteten beispielsweise auf den Einsatz des verstellbaren Heckflügels, als sie auf ihre schnellen Runden gingen. Red Bull scheint aber so schnell zu sein, dass sie dieses System einfach nicht zu aktivieren brauchen. Am Samstag werden wir ihre wahre Geschwindigkeit sehen - und diese wird wohl ziemlich beeindruckend sein."

"Noch ist es nur ein Freitag..." Jenson Button

Frage: "Deiner Meinung nach hat sich Red Bull noch etwas zurückgehalten?"
Button: "Ja, definitiv."

Frage: "Wie erging es dir am ersten Trainingstag mit den diversen Neuerungen? 2011 gibt es KERS, den verstellbaren Heckflügel und natürlich auch die Reifen von Pirelli..."
Button: "Wenn du mehr Grip zur Verfügung hast, ist alles einfacher. So ist es bei den Reifen. Die Pneus sind etwas haltbarer, aber im Hinblick auf den Verschleiß ist es noch immer recht schwierig."

"Für uns lief es zumindest etwas besser als bei den Testfahrten. Ich weiß aber nicht, ob die anderen ähnliche Eindrücke sammeln konnten. KERS und der verstellbare Heckflügel sind so schlecht nicht. Mit dem Heckflügel habe ich keinerlei Probleme."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Australien


"Bei KERS ist im Augenblick noch das Problem, dass ich in manchen Kurven noch nicht sehen kann, wie viel Prozent ich bereits verwendet habe. Ich möchte nämlich eher auf die Straße als auf das Display schauen. Noch gelingt es uns deshalb nicht, das System maximal zu nutzen. Am Freitag lief aber zumindest rein gar nichts schief - und das ist toll. Es war der erste Tag dieser Art in diesem Jahr. Daran müssen wir anknüpfen."

Taugt der neue Heckflügel als Überholhilfe?

Frage: "Konntest du den verstellbaren Heckflügel im Rennmodus ausprobieren? In den letzten 30 Minuten der zweiten Session war das ja möglich..."
Button: "Nein, denn ich kam nicht nahe genug an ein anderes Auto heran. Wir waren ziemlich schwer unterwegs und es gab nicht viele Fahrzeuge, die noch langsamer waren als ich. Ich hatte Probleme damit, nahe genug an meinen Vordermann heranzukommen, um den verstellbaren Heckflügel tatsächlich aktivieren zu können."

"Es sollte dem Überholen zugute kommen - und das ist klasse." Jenson Button

"Das System funktioniert allerdings prima, was eine gute Sache ist. Wenn alles klappt, kann man es schon ab der letzten Kurve zum Einsatz bringen und hat anschließend die ganze Hauptgerade zur Verfügung. Dabei kann man viel Tempo aufnehmen und einiges an Zeit gewinnen. Es sollte dem Überholen zugute kommen - und das ist klasse."

Frage: "Sprechen wir über die Reifen: Wie lange werden die weichen Pneus deiner Meinung nach halten?"
Button: "Das weiß ich nicht. Ich kann nur sagen: So schlimm, wie bei den Testfahrten, ist es hier wohl nicht. Vielleicht empfinden aber auch lediglich wir das so, weil wir etwas mehr Grip haben. Wenn du zu viel Druck machst, zerstörst du die Reifen allerdings nach wie vor. Bei unseren Pneus trat etwas Graining auf und ich bin mir sicher: Andere Leute hatten das ebenfalls."

"Die harte Mischung arbeitet in meinen Augen ziemlich gut. Viele Fahrer legten sehr viele Runden auf diesen Reifen zurück. Uns gelangen am Morgen einige sehr gute Umläufe mit dieser Mischung. Ich weiß aber nicht, weshalb die Reifen hier besser funktionieren als beim Testen. Vielleicht ist die Strecke nicht gar so hart zu den Pneus. Das wäre meine Vermutung."