• 10.10.2011 13:31

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Button & Hamilton: Mit Herz oder Verstand?

Die beiden McLaren-Piloten verstehen sich offenbar prächtig, sind aber in ihren Arbeitsweisen grundverschieden: Das "Vollgastier" und der "Reifenflüsterer"

(Motorsport-Total.com) - Wie im richtigen Leben: Auch in der Formel 1 gibt es zweifellos unterschiedliche Wege, die zum großen Ziel führen können. Dies wird vor allem im Lager von McLaren in diesem Jahr deutlich. Auf der einen Seite hat Lewis Hamilton mit seiner beherzten Fahrweise zwei Saisonsiege errungen, Teamkollege Jenson Button feierte bislang drei Grand-Prix-Erfolge 2011. Der Suzuka-Sieger kam jedoch auf ganz anderem Weg zu Ehren als sein jüngerer Landsmann.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton mag die anhaltende Kritik an seiner Fahrweise nicht mehr hören

Button gilt als "Reifenflüsterer" und Stratege. Diesen Ruf untermauerte der Champion von 2009 am vergangenen Wochenende in Japan. "Jenson ist ganz toll gefahren", sagt Teamchef Martin Whitmarsh. "Er hat sich in genau den richtigen Momenten auch mal zurückgehalten. Er hat niemanden wie wild gejagt, hing nicht die ganze Zeit im Diffusor eines Vordermanns. Das ist eine wenig intuitive Herangehensweise für einen Rennfahrer: er könnte mithalten, tut dies aber ganz bewusst nicht."

Whitmarsh wählt komplizierte Worte für ein leicht zu artikulierendes Lob: Button fährt mit Köpfchen. "Das ist seine Reife. Jenson geht den Rennsport immer schlau an", sagt der McLaren-Teamchef. Reifen schonen und Sprit sparen waren die großen Schlüssel zum Sieg in Suzuka. In Bezug auf den Treibstoff wurde es am Ende dermaßen eng, sodass sich der Sieger die Ehrenrunde lieber verkniff. "Das müssen wir uns noch genauer anschauen", sagt Whitmarsh. "Aber egal. Man muss das Rennen schließlich nicht mit vielen Sekunden Vorsprung gewinnen. Eine Sekunde reicht auch."

Mit einer solch kühlen Herangehensweise wären Lewis Hamilton womöglich in den vergangenen Wochen und Monate einige Probleme erspart geblieben. Doch der Weltmeister von 2008 ist ein "Vollgastier", das ein Rennen mit großer Leidenschaft angeht. Auch in Suzuka war Hamilton wieder in eine Rangelei auf der Strecke verwickelt. Der Kontrahent auch in diesem neuesten Fall: Ferrari-Pilot Felipe Massa. Freunde werden die beiden so schnell nicht mehr.


Fotos: McLaren, Großer Preis von Japan


"Die ziehen sich irgendwie magnetisch an", lacht Whitmarsh. "Lewis hat ihn einfach nicht gesehen. Man könnte nun sagen, dass er ihn hätte sehen müssen. Aber die Spiegel sind wirklich klein und nicht sonderlich gut. Dieser Zwischenfall war anders als jene zuvor. Er hat ihn nicht gesehen und ist herübergezogen. Massa hatte dort mehr Platz als Jenson bei seinem Zweikampf nach dem Start gegen Vettel. Wenn Massa etwas weiter ausgewichen wäre, dann hätte er es verhindern können, oder?"

Der britische Teamchef nimmt seinen Piloten trotz lauter Kritik von vielen Seiten immer wieder in Schutz. "Er fühlt sich doch selbst nicht wohl damit", sagt Whitmarsh. "Aber das kann sich ganz schnell ändern. Er ist ein toller Rennfahrer. Einer mit Herz und vielen Emotionen. Er mag es nicht, wenn er nicht siegt. Ich hoffe, dass wir schon in einer Woche einen der größten Hamilton-Siege aller Zeiten feiern dürfen. Das Blatt kann sich ganz schnell wenden, denn es hat auch etwas mit Glück zu tun. Er kann ganz schnell wieder vorne sein."

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