• 02.08.2005 15:28

  • von Fabian Hust

Brunner: "Bridgestone im Stil der alten Rennreifen"

Die Reifenhersteller sprechen nicht gern über ihre Reifenphilosophie - der Chefdesigner von Toyota vergleicht die beiden Konzepte

(Motorsport-Total.com) - Auch wenn Bridgestone in den letzten Wochen Fortschritte erzielen konnte, was die Leistung im Qualifying betrifft, so sind die Reifen im Rennen nicht bis zur letzten Runde schnell genug, um mit dem Michelin-Top-Team McLaren-Mercedes über die volle Distanz hinweg mithalten zu können. In diesem Jahr ist der Reifen aus Clermont-Ferrand ganz einfach der Konkurrenz aus Tokio überlegen.

Titel-Bild zur News: Gustav Brunner

Gustav Brunner erachtet die Bridgestone-Philosophie wohl als veraltet

Das liegt zum einen an der unterschiedlichen Philosophie, die hinter dem runden Gummi steckt. Die Reifenhersteller selbst sprechen ungern über ihre Designansätze, für die 'motorsport aktuell' hat Toyotas Chefdesigner Gustav Brunner die beiden Konzepte miteinander verglichen. Demnach verfügen die Michelin-Pneus über einen sehr stabilen Gürtel und eine "sehr, sehr weiche" Flanke.#w1#

"Dieser Gürtel liegt über einen großen Teil der Breite auf, er hat eine große Auflagefläche. Dadurch ist die spezifische Belastung pro Quadratzentimeter Gummi geringer, und Michelin kann mit sehr weichen Gummimischungen fahren", erklärt der Österreicher.

Der Reifen der Konkurrenz sei eher "im Stil der alten Rennreifen" konstruiert: "Unter dem Anpressdruck der Aerodynamik kriegt er zwar auch eine breite Aufstandsfläche, aber eine kleinere als die Michelin. Das heißt, Bridgestone muss von vorneherein mit einer härteren Mischung arbeiten, was schon im Qualifying ein Problem ist, weil du diesen Reifen über eine Runde nicht heiß genug bekommst."

In dieser Saison hat sich Bridgestone bisher die Zähne an der Konkurrenz ausgebissen, auch wenn man in den letzten drei Rennen merkliche Fortschritte erzielt hat und man zumindest auf dem richtigen Weg zu sein scheint. Das Michelin-Konzept zu kopieren ist laut Brunner jedenfalls nicht machbar: "Du kannst diese Michelin-Reifen nicht reproduzieren. Man müsste stattdessen die ganze Fabrik nachbauen."

Bridgestone-Ingenieur Kees van de Grint antwortete von 'F1Total.com' auf die Reifenphilosophie von Michelin angesprochen erst nach langem Zögern: "Man ist vielleicht in Bezug auf die Traktion aus den langsameren Kurven heraus etwas besser, wenn man eine weichere Flanke hat. Demgegenüber ist die Stabilität unserer Reifen in den schnellen Kurven wesentlich besser."

Der Holländer weiter: "Man muss hierfür einen Kompromiss finden, wobei dieser nicht nur damit zu tun hat, wie stabil die Seite ist. Es gibt Vorteile, die die weichere Flanke mit sich bringen, aber auch Vorteile, die die steifere Flanke hat. Gesucht ist die Kombination aus beidem, um den idealen Reifen zu haben, aber das ist bisher weder Bridgestone noch Michelin gelungen."