Bridgestone schließt Formel-1-Comeback nicht aus

Bridgestones Motorsportleiter Yasukawa nennt die Gründe für den Ausstieg, deutet ein mögliches Comeback an und kritisiert Michelin für Indy 2005

(Motorsport-Total.com) - Nach 14 Jahren in der Formel 1 hat sich Bridgestone entschieden, den Sport zu verlassen. Die Bilanz kann sich sehen lassen: Elf Mal holte man in diesem Zeitraum den Fahrer-Titel - zwei Mal musste man sich Michelin und Fernando Alonso geschlagen geben, im Debütjahr der Japaner siegte Jacques Villeneuve auf Goodyear-Pneus. Und dennoch: Schon in der ersten Saison schrammte man in Ungarn mit Damon Hill im Arrows haarscharf am ersten Sieg vorbei und legte damit den Grundstein für weitere Erfolge.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone (Formel-1-Chef), Hiroshi Yasukawa (Motorsportdirektor Bridgestone)

Freundschaftliche Trennung: Hiroshi Yasukawa und Bernie Ecclestone

Dass man nun den Sport verlässt und das Zepter an den italienischen Hersteller Pirelli übergibt, liegt auch daran, dass die Strategie erfolgreich war, mit Hilfe der Formel 1 zur globalen Marke zu reifen. "Bridgestone ist zum Schluss gekommen, dass das Formel-1-Programm seine Ziele erreicht hat", bestätigt Motorsportleiter Hiroshi Yasukawa gegenüber 'Pitpass'. "Daher war Zeit, unsere Ressourcen zumindest für die absehbare Zukunft auf die Entwicklung neuer, innovativer Technologien zu konzentrieren und somit einen noch größeren Beitrag für die Gesellschaft zu leisten."

Die schönsten Momente aus 14 Jahren Formel 1

Dennoch fiel die Entscheidung, der Formel 1 trotz der großen Erfolge den Rücken zu kehren, alles andere als leicht. "Es war eine schwierige Entscheidung, den Vertrag mit der Formel 1 nicht zu verlängern - sie wurde ganz oben im Management durch die Mitglieder des Aufsichtsrates von Bridgestone getroffen." Auch wenn man nun nicht mehr in der "Königsklasse" antritt, so hält man am weiteren Motorsport-Engagement auch in Zukunft fest: Bridgestone ist offizieller Reifenlieferant in der MotoGP-WM und in der Indy-Car-Serie, zudem beteiligt man sich im Kartsport und bei den japanischen Sportwagen.

Auch wenn sich Yasukawa rückblickend auf keinen Tiefpunkt in den vergangenen 14 Formel-1-Jahren festlegen will, so lösen gewisse Momente durchaus Rührung bei ihm aus: "Unsere Werbung 1997 beim Grand Prix von Australien an der Rennstrecke zu sehen und der Gewinn der Weltmeisterschaft auf unseren Reifen im Jahr 1998 - das waren wahrlich großartige Momente, die immer in meinem Gedächtnis bleiben werden."

Die Farce von Indianapolis: Späte Kritik an Michelin

Doch einmal standen die Reifen auf negative Art und Weise im Mittelpunkt: Beim Farce-Rennen in Indianapolis, als Reifenkonkurrent Michelin all seine Teams anwies, nicht am Rennen teilzunehmen. Man konnte aufgrund mysteriöser Reifenexplosionen im Training nicht für die Sicherheit garantieren. Die Reifen waren dem körnigen Asphalt und den außergewöhnlichen Belastungen in der Steilkurve nicht gewachsen.

Und so traten nur die drei Bridgestone-Rennställe Ferrari, Minardi und Jordan an - die Formel 1 wurde medial in der Kuft zerrissen. "Es war sehr unglücklich, was 2005 beim Grand Prix von Indianapolis passiert ist", erinnert sich Yasukawa. "Für Bridgestone stand die Sicherheit immer an oberster Stelle und ich bin sehr stolz darauf, dass unsere technische Abteilung damals die richtigen Reifen hergestellt hat. Wir waren dort, um unsere Technologie zu zeigen, doch als Reifenhersteller haben wir auch eine Verpflichtung: Wir sind da, um ein Service zu bieten und Rennen sollten nicht wegen uns gestoppt werden."

Ob man es sich vorstellen könne, in der Zukunft wieder in die Formel 1 zurückzukehren? Zunächst hält sich der Motorsportleiter bedeckt: "Das wird derzeit von der Firma nicht in Betracht gezogen, da wir uns derzeit auf unsere neue strategische Ausrichtung konzentrieren." Doch dann fügt er an: "Wir schließen es aber auch nicht aus, dass wir zurückkommen. Ich glaube, dass die Tür offen sein könnte, wenn die Umstände passen."