• 30.06.2005 10:47

  • von Marco Helgert

Bridgestone: Michelin hat eine "andere Strategie"

Bridgestones Entwicklungschef Hirohide Hamashima zurückhaltend: Über die Reifenschäden bei Michelin möchte er nicht spekulieren

(Motorsport-Total.com) - Bei den Vorfällen in Indianapolis präsentierte sich Bridgestone so, wie man es von ihnen erwartet hatte: Die Japaner hielten sich zurück, konzentrierten sich auf ihre eigene Arbeit und Vorbereitung und unterließen jeglichen Kommentar zu den Reifenscheiden beim Konkurrenten Michelin. Letztendlich geriet der US-Grand-Prix zu einem Sechsfach-Triumph der Japaner, da die französische Konkurrenz nicht am Rennen teilnahm.

Titel-Bild zur News: Hirohide Hamashima

Hirohide Hamashima möchte sich nicht an den Spekulationen beteiligen

Spurlos gingen die Vorfälle aber auch nicht an Bridgestone vorbei. Die Japaner hätten wollten sich in Indianapolis nicht in die Diskussionen einmischen, diese obliegen der FIA. "Bei einem Sicherheitsproblem hätten wir jede Entscheidung akzeptiert", erklärte Bridgestones Entwicklungschef Hirohide Hamashima im Interview mit 'Autosport-Atlas'. "Ich möchte keine Reifenschäden sehen, auch nicht bei einem Mitbewerber."#w1#

Auch Bridgestone war von den Michelin-Problemen überrascht

Indirekt sorge ein Reifenschaden jeder Art auch für Missstimmung in der eigenen Abteilung. "Wir machen uns dann auch über die eigenen Reifen Sorgen", erklärte er. "Ich weiß nicht, ob sie einfach nur zu viel wollten. Wenn ich den Reifen gesehen hätte, dann könnte ich das vielleicht beantworten. Aber wir waren von dem, was passierte, überrascht."

Im vergangenen Jahr überstanden die Michelin-Pneus das Rennen, auch wenn Ralf Schumacher und Fernando Alonso auch schon im Vorjahr verunfallten. "Aber im Rennen konnten sie doch eine lange Distanz zurücklegen, daher war es schon eine Überraschung", so Hamashima. Michelin sieht sich nun mit Vorwürfen konfrontiert, sie hätten die eigene Entwicklung zu weit getrieben und damit Reifenschäden provoziert.

FIA-Präsident Max Mosley schloss einen Ausschluss von Michelin aus der Formel 1 nicht aus, wenn sich herausstellen sollte, dass die Reifen der Franzosen unsicher seien. Bridgestone vermeidet es, sich in diese Diskussionen einzumischen. Die Leistungen oder Fehlschläge der Konkurrenz zu thematisieren passt nicht in die Medienpolitik der Japaner.

"Der US-Grand-Prix war ein sehr enttäuschender Tag für die Formel-1-Fans und ich verstehe ihre Enttäuschung", fuhr er fort. "Nun gibt es Pläne (von Michelin; d. Red.), die Fans zu entschädigen und einige Tickets für das nächste Jahr abzugeben, um die Zuschauer zu ermutigen, wiederzukommen. Ich denke, das ist eine gute Sache."

"Vielleicht ist der Unterschied letztlich gar nicht so groß"

Bridgestone blieb in Indianapolis von Reifenproblemen verschont. "Wir kennen nicht die Details, was mit den Reifen unserer Konkurrenz passiert ist, daher wäre ein Kommentar unangebracht", so Hamashima zurückhaltend. "Wichtig ist nun, dass die Zuschauer am Sonntag ein volles Starterfeld sehen. Für uns ist es zudem wichtig, dass unsere Teams sichere Reifen haben. Noch besser ist es, wenn unsere Teams gegen 20 andere Fahrer erfolgreich sind."

Michelin hingegen sah sich mit Kritik konfrontiert, sie wären die Regeländerungen bei den Reifen zu aggressiv angegangen und hätten damit Reifenschaden provoziert. Bei Bridgestone kann man dies nicht einschätzen, aber: "Was die Haltbarkeit im Rennen angeht, so haben sie eine andere Strategie als wir. Sie haben viele Teams, also haben sie sich auf die Leistung im Qualifying konzentriert. Wenn viele ihrer Autos in der Startaufstellung vor Ferrari stehen, dann können sie auch einfach gewinnen, denn Ferrari kann ja nicht alle so einfach überholen."

Für Hamashima war die Indy-Farce aber keine Trendwende im Riefenkampf. "Ich denke, dass sie sehr einfach eine Lösung finden können", erklärte er. "Auch wenn sie dafür einen Schritt zurückmachen müssen, so können sie dennoch wieder aufholen." Gerade das Aufholen fiel Bridgestone zu Saisonbeginn schwer. Der Rückstand auf die Michelin-Konkurrenz war eklatant.

"Michelin hat sich verbessert, indem sie die Körnungstendenz an den Vorderreifen verringert haben, aber wir konnten unsere Leistung im Qualifying in den vergangenen Jahren nicht verbessern, daher erschien der Abstand größer", so der Japaner. "Vielleicht ist der Unterschied letztlich gar nicht so groß, aber der Abstand erscheint etwas größer."