• 10.11.2007 11:11

  • von Fabian Hust

Briatore: Renault hat keine McLaren-Daten verwendet

Der Teamchef sieht seinen Rennstall in der neuen "Spionage-Affäre" unschuldig und erwartet nicht, dass man eine harte Strafe kassieren wird.

(Motorsport-Total.com) - Nach McLaren-Mercedes ist nun auch Renault in einen "Spionage-Skandal" verwickelt. Während bei den "Silberpfeilen" Ex-Chefdesigner Mike Coughlan im Besitz von 780 Seiten geheimer Ferrari-Informationen war, schmuggelte beim französischen Rennstall ein ehemaliger McLaren-Mercedes-Mitarbeiter Informationen des britisch-deutschen Rennstalls ins Team.

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore

Briatore: Möglicherweise unterschätzt er die Tragweite "seines Skandals"

Was die beiden Vorfälle für die Formel 1 besonders pikant macht ist die Tatsache, dass es sich bei den drei darin verwickelten Teams um die erfolgreichsten Rennställe der vergangenen Jahre handelt. Zudem war das Verhältnis der drei Teamchefs zueinander in den vergangenen Jahren schon immer sehr angespannt.#w1#

Renault-Teamchef Flavio Briatore, dessen Rennstall sich am 6. Dezember vor dem Weltmotorsportrat des Automobilweltverbandes FIA verantworten muss, beteuert, dass seine Mannschaft die entsprechenden Daten zwar vorliegen hatte, diese jedoch an McLaren-Mercedes zurück gab und auf keinen Fall bei der Entwicklung des Autos angewandt hat.

In einem Interview mit der 'Times' gab der Italiener jedoch zu, dass sein ehemaliger Ingenieur Phil Mackereth einige technische Zeichnungen von McLaren-Systemen seinen neuen Kollegen bei Renault "gezeigt" hat, beteuerte jedoch gleichzeitig, dass der Vorfall keine größeren Ausmaße angenommen hat.

Als sich das Team im September dieses Jahres bewusst wurde, was der im September 2006 zum Team gestoßene Mitarbeiter getan hat, habe man sofort die FIA und McLaren-Mercedes über den Vorfall informiert. Zudem leitete man intern eine Untersuchung ein und suspendierte den Mitarbeiter.

"Wir überreichten Herrn Mosley (FIA-Präsident; Anm. d. Red.) die komplette Korrespondenz, die Beweise, und ein Statement unseres Ingenieurs, womit klargestellt wurde, dass wir nie irgendein McLaren-System an unserem Auto verwendet haben", so Briatore.

Der 57-Jährige hat derzeit allen Grund, unruhig zu schlafen, denn der Automobilweltverband FIA hatte McLaren-Mercedes hart bestraft, obwohl man nur die Existenz der geheimen Ferrari-Informationen im Team nachweisen konnte, jedoch nie dessen Verwendung beim Design des Autos. Also droht logisch begründet auch dem französischen Rennstall eine harte Strafe.

Briatore erklärt, dass sein ehemaliger Mitarbeiter zwar Disketten mit technischen Zeichnungen ins Team mitgebracht habe, dass diese jedoch nicht verwendet wurden: "Ich bin mir sicher, dass diese Informationen nicht verwendet wurden, und das bin nicht nur ich. Wir haben Zeugen-Aussagen von jedem Ingenieur, der darin involviert war, und kategorisch sagte jeder, dass es keinen Einfluss auf irgendwelche Dinge am Design unseres Autos gegeben hat."

Renault lud von McLaren bestimmte unabhängige Experten dazu ein, den Team-Stützpunkt in Enstone aufzusuchen und zu schauen, was mit den von Mackereth mitgenommenen Daten passiert ist.

Die Mitarbeiter der Sicherheitsfirma 'Kroll' statteten dem Rennstall laut Briatore jedoch nur einen kurzen Besuch ab und nahmen die entsprechenden Disketten entgegen. "Sie nahmen das Angebot nie an", so Briatore, der sogar eine Inspektion der Computer zugelassen hätte und sich wundert, dass der Fall erst jetzt vor den Weltmotorsportrat kommt.

Laut 'Times' gibt es jedoch noch eine ganz andere Version. Demnach hätten die Mitarbeiter sehr wohl Festplatten der Renault-Computer untersucht. McLaren soll in seinem Dossier an die FIA Aussagen "von mindestens 15 Renault-Ingenieuren" übermittelt haben, aus denen zu entnehmen ist, dass sie über die entsprechenden technischen Informationen des Teams diskutiert haben.

Flavio Briatore geht davon aus, dass sein Team nicht mit einer harten Strafe konfrontiert werden wird, wie dies bei McLaren-Mercedes der Fall war. Schließlich habe es keinen Informationsfluss zwischen McLaren-Mercedes und Renault gegeben, während im anderen Fall ein Ferrari-Mitarbeiter im Austausch mit einem McLaren-Mercedes-Angestellten gestanden war. Zudem könne man die Inhalte der zehn Disketten nicht mit den 780 Seiten Ferrari-Informationen vergleichen.