• 13.10.2005 10:16

  • von Fabian Hust

Brawn: "Wir sind natürlich enttäuscht"

Ferraris Technischer Direktor über das Phänomen der schwankenden Leistungen 2005 - Bridgestone kann auf Saison 2006 hoffen

(Motorsport-Total.com) - Viele Experten fragen sich, ob das schwache Abschneiden von Ferrari in dieser Saison wirklich in erster Linie auf Bridgestone zurückzuführen ist, dazu waren nämlich Jordan und Minardi in manchen Rennen einfach zu dicht an den "Roten" dran: "Ich denke nicht, dass wir in diesem Jahr das beste Auto hatten, aber ich denke nicht, dass es schlecht war", so Ross Brawn, Technischer Direktor von Ferrari, gegenüber 'Autosport-Atlas'.

Titel-Bild zur News: Ferraris Technischer Direktor Ross Brawn

Ross Brawn glaubt, dass der F2005 durchaus ein gutes Auto ist

Der Brite gibt zu, dass es wegen der großen Umstellung im Reifenreglement ein Problem war, dass man das einzige Bridgestone-Team war, welches ernsthafte Entwicklungsarbeit betrieben hat: "Vielleicht haben wir ein oder zwei falsche Richtungen eingeschlagen, wir wissen es aber nicht wirklich." Deshalb freut sich der 50-Jährige, dass kommendes Jahr auch Toyota und Williams mit Bridgestone an den Start gehen: "Sie verfügen über Erfahrung mit Michelin und sie werden in der Lage sein, uns einen Anhaltspunkt zu geben, wo wir mit den Reifen stehen."#w1#

Leistung der Pneus gibt große Rätsel auf

Die Leistung der Reifen in diesem Jahr gibt große Rätsel auf. In Budapest fuhr Michael Schumacher mit unglaublicher Überlegenheit auf die Pole Position, in Imola konnte er nach einem Patzer in der Qualifikation durch das Feld schneiden wie ein warmes Messer durch die Butter - erst Fernando Alonso konnte seinen Vorwärtsdrang stoppen und in Monaco fuhr der Deutsche mit mehr Sprit schneller als Kimi Räikkönen.

Doch es gab eben auch jene enttäuschenden Rennen wie beim Heimspiel in Monza, wo sich Rubens Barrichello und Michael Schumacher mit wenig Sprit an Bord auf den enttäuschenden Plätzen sieben und acht qualifizierten und im Rennen nur auf den Plätzen zehn und zwölf die Zielflagge sahen. In Monza war Schumacher im Rennen nur 1,4 Sekunden pro Runde schneller als Albers im Minardi, der ebenfalls mit Bridgestone fährt. 2004 betrug der Abstand noch über fünf Sekunden.

Bridgestone hat Probleme mit "reifenmordenden" Strecken

Doch Brawn glaubt eine Erklärung für dieses Phänomen zu haben: "Das waren jene Rennen, wo wir schon 2004 mit einem Reifensatz durchfahren konnten..." Auf jenen Strecken, die einen erhöhten Reifenabrieb aufwiesen, konnte man nicht mit weichen Reifen fahren, wie das Michelin tun konnte: "Die andere Strecke, wo die Reifenabnutzung nicht so hoch ist, ist Kanada und dort waren wir auch nicht allzu schlecht."

Unfreiwilliger Wissenstransfer zwischen Michelin und Bridgestone

Besonders die Zusammenarbeit mit Toyota dürfte für Bridgestone kommendes Jahr interessant sein, schließlich arbeitet dort Pascal Vasselon, der frühere technische Manager der Franzosen, der natürlich über jede Menge Insiderwissen verfügt. Bridgestone übrigens hat sich mit Gerald Bruzzos einen weiteren Insider sichern können, der früher für die Konstruktion von Michelin-Reifen verantwortlich war und nun für die Japaner arbeitet. Angeblich testet man bereits ähnliche Konstruktionen...

Änderungen am Reglement eine neue Chance?

Gleichzeitig dürfte man bei den Japanern im Moment hoffen, dass Reifenwechsel während der Rennen wieder eingeführt werden, denn das war wohl der Knackpunkt, warum die Japaner in diesem Jahr plötzlich nicht mehr konkurrenzfähig waren. Dafür spricht die Tatsache, dass durch Einführung der V8-Motoren die Boliden genügend eingebremst werden. 2008 wird Bridgestone im Zuge der Einführung von Einheitsreifen dann wohl sowieso das Monopol in der Formel 1 gehören.

Auch Ferrari muss Probleme eingestehen

Ross Brawn gibt zu, dass man aber auch mit der Entwicklung des F2005 nicht ganz plangemäß voran kam, da das neue Reglement mit verändertem Diffusor so spät verabschiedet wurde, dass man erst spät merkte, dass man die komplette Kraftübertragung samt Getriebe umgestalten muss: "Das hat unser Programm wirklich um zwei oder drei Rennen nach hinten geworfen. Rückblickend war das die richtige Entscheidung, es hat uns zum Saisonstart aber nicht geholfen."

In Bezug auf die Verwindungssteifigkeit und das Gewicht habe man mit dem F2005 alle Ziele erreicht und bessere Werte aufgewiesen als mit dem Vorgängermodell, aber: "Wenn man sich die Gesamtleistung anschaut, sind wir natürlich enttäuscht. Ich denke, dass uns die Änderungen im Aerodynamik- und Reifenbereich mehr geschadet haben und wir weniger Fortschritte auf diesen Gebieten erzielt haben als unsere Gegner."