• 16.06.2009 17:27

  • von Lennart Schmid

Brawn: Todt und Schumacher sind Freunde fürs Leben

Ross Brawn vergleicht die Gegenwart mit seiner Zeit bei Ferrari - Jenson Button sei Michael Schumacher in vielen Dingen sehr ähnlich

(Motorsport-Total.com) - Wenn am kommenden Wochenende die Formel 1 in Silverstone zu Gast ist, wird vieles anders sein als noch vor einem Jahr. Vor allem für das Team von Ross Brawn, welches 2008 noch als das offizielle Honda-Werksteam am Start war, hat sich die Welt komplett geändert. Damals war der etwas glücklich errungene dritte Platz von Rubens Barrichello der absolute Höhepunkt in einer ansonsten enttäuschenden Saison. In diesem Jahr konnte das Team sechs der ersten sieben Rennen gewinnen und führt die Konstrukteurs-WM deutlich an.

Titel-Bild zur News: Jenson Button, Ross Brawn (Teamchef)

Ross Brawn und Jenson Button pflegen einen offenen und direkten Umgang

Als Brawn Ende des Jahres 2007 zum damaligen Honda-Team stieß, lief es beim Nachfolger des BAR-Teams überhaupt nicht. Rund ein Jahr später sah es kaum besser aus. "Zwölf Monate nachdem ich dazukam, waren wir am Tabellenende der Meisterschaft - mit einem ziemlich miserablen Auto. Ich sagte immer, 'seid geduldig, wir werden es schaffen'", erinnert sich Brawn.#w1#

Ende 2008 sollte Brawn dann nach Japan reisen, um sich mit der Konzernspitze zu treffen. Im Vorfeld des mittlerweile legendären Treffens ging der Teamchef davon aus, dass über die Versetzung einiger Ingenieure von Japan nach Brackley gesprochen würde. "Stattdessen hieß es 'arrivederci'. Ich kam mit meinem Koffer voller neuer Pläne und kam nicht dazu ihn zu öffnen. Es war ein Schock", sagte Brawn nun gegenüber der Zeitung 'Telegraph'.

"Als Honda ausstieg, gab es wahrscheinlich eine Menge Leute, die gegangen wären und gedacht hätten, dass ich nichts bewegt hätte. Das war zu der Zeit unheimlich frustrierend für mich." Doch was danach geschah, ist inzwischen schon Geschichte: Brawn übernahm das Team von Honda, brachte es in letzter Minute an den Start und gewann sechs der ersten sieben Rennen.

Button ist offen und ehrlich

Der Fahrer, der das "neue" Team an die Spitze des Feldes geführt hat, heißt Jenson Button. Nach dem früheren Ferrari-Dreamteam bestehend aus Brawn und Michael Schumacher, gibt es nun also offenbar ein neues. "Ich hatte keine Ahnung, wie es wohl sein würde mit ihm zusammenzuarbeiten", sagt Brawn über Button. "Als ich dazukam, traf ich einen Typen, der aufrichtig und offen war. Eine ehrliche, direkte Person."

"Mit Michael war es für mich dasselbe, sehr direkt. Wir hatten eine tolle Beziehung. Wir konnten uns gegenseitig sagen, was wir dachten. Wenn er einen Fehler gemacht hatte, hat er ihn zugegeben. Jenson ist genauso. Man hasst es, wenn ein Fahrer sagt, dass er nicht versteht was passiert ist, dass irgendwas schief gelaufen sein muss. Auf diese Art verschwendet man Stunden."

Todt und Schumacher sind Freunde fürs Leben

Ferrari-Team

Freunde fürs Leben: Michael Schumacher (m.) und Jean Todt (2.v.r.) Zoom

Brawn beeindruckt vor allem, wie Button mit den Rückschlägen der Vergangenheit umgegangen ist: "Vergangenes Jahr war das zweite in einem ziemlich mittelmäßigen Auto. Das kann einen richtig fertig machen. In diesem Jahr kommt alles von alleine und das ist sehr beeindruckend. Seine Leistungen im Qualifying zeigen das. Er macht das ohne viel Aufhebens. Man sieht fast nicht, dass er auf einer fliegenden Runde ist, es passiert einfach."

Doch trotz des gegenwärtigen Erfolgs hat Brawn seine Zeit bei Ferrari nicht vergessen. "Ferrari war eine fantastische Erfahrung. Ich habe es zu keiner Minute bereut. Wundervolle Menschen, das werde ich nie vergessen. Ich habe immer noch eine Menge Freunde dort. Wenn ich ein Problem hätte, weiß ich, dass es ein paar Leute gibt, zu denen ich gehen könnte. Jean Todt ist einer davon, Michael ein anderer. Freunde im wahrsten Sinne des Wortes, an die man sich für bedingungslose Unterstützung wenden kann", so Brawn abschließend.