Brawn: "Heute war Rubens perfekt"

Dickes Lob für Rubens Barrichello: Teamchef Ross Brawn findet, dass der Brasilianer in Valencia eines seiner besten Rennen gefahren ist

(Motorsport-Total.com) - Gewiss, die Boxenpanne bei McLaren-Mercedes mag ihm ein wenig geholfen haben, aber selbst im Lager der Silberpfeile gab man nach dem Rennen in Valencia zu, dass Rubens Barrichello den Grand Prix von Europa heute wahrscheinlich so oder so gewonnen hätte. Dementsprechend beeindruckt zeigte sich sein Teamchef Ross Brawn.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn und Rubens Barrichello

Wie in alten Ferrari-Zeiten: Ross Brawn mit Sieger Rubens Barrichello

"Das war eine sensationelle Performance", sagte der Brite. "Wir hatten ein paar Wochenenden, da war Rubens im Qualifying sehr stark, aber im Rennen bekam er es nicht auf die Reihe, aber heute war er perfekt. Er hat immer genau dann gepusht, wenn es notwendig war, und er hielt die Abstände immer genau im gewünschten Rahmen. Als wir ihm sagten, er soll jetzt pushen, fuhr er Sektorenbestzeiten am Fließband. Das war sehr beeindruckend."#w1#

Haug erkennt Niederlage an

So schnappte sich Barrichello beim ersten Boxenstopp dank eines um drei Runden längeren Stints Heikki Kovalainen, beim zweiten reichten schon zwei schnelle Runden mehr gegen Hamilton. Aber Mercedes-Sportchef Norbert Haug ist überzeugt: "Ich glaube, er ist nach dem Fehler bei unserem Boxenstopp zwei Runden früher reingekommen, als es nötig gewesen wäre. Dann wäre der Abstand so oder so groß genug gewesen, um vorne zu bleiben."

Für Barrichello war der erste Sieg seit fünf Jahren psychologisch besonders wichtig, denn eine weitere Niederlage gegen seinen Teamkollegen Jenson Button hätte wohl das Ende aller WM-Ambitionen bedeutet - alleine schon wegen der internen Ausgangslage bei Brawn. Heute nahm er dem Briten jedoch 34,9 Sekunden und acht Punkte ab. Damit ist Barrichello in der Gesamtwertung mit 18 Zählern Rückstand wieder Zweiter.

Lewis Hamilton und Rubens Barrichello

Sieger Rubens Barrichello (rechts) fuhr heute ein perfektes Rennen Zoom

War der 37-Jährige heute ganz einfach der bessere Brawn-Pilot, Ross? "Es war vielleicht auch eine Frage des Setups", relativierte der Teamchef, lobte dann aber: "Er hat einen Superjob gemacht, das ganze Wochenende schon. Er hat das Auto vielleicht ein bisschen besser nach seinem Geschmack hingekriegt und dann hatte Jenson auch noch am Start ein bisschen Pech. Das macht dann gleich so einen Unterschied."

Button wieder ohne Chance

Button kegelte im Finish immerhin noch Mark Webber aus den Punkten, verpasste aber zum vierten Mal en suite den Sprung auf das Podium. Brawn: "Im Nachhinein betrachtet hätten wir eine aggressivere Strategie wählen sollen, um ganz vorne zu stehen. So steckte Jenson nämlich im Verkehr fest und er konnte sein an und für sich schnelles Auto nicht nutzen. Für Rubens ist die Strategie aufgegangen, aber für Jenson nicht."

"Im Nachhinein betrachtet hätten wir eine aggressivere Strategie wählen sollen." Ross Brawn

Bei sechs noch zu fahrenden Rennen hat das Brawn-Team nun schon eine komfortable Führung: 20,5 Punkte in der Fahrer-, 27,5 in der Konstrukteurswertung. Noch dazu scheint das Zwischenhoch von Red Bull erst einmal unterbrochen zu sein. Aber Brawn will nicht den Fehler machen, sich zu früh in Sicherheit zu wähnen: "Da ist alles offen. Es sind noch 60 Punkte zu vergeben", sagte er eine Woche vor dem nächsten Rennen in Spa-Francorchamps.