Brawn: Geheimtest war gar nicht geheim

Ross Brawn spricht über den Geheimtest, der aus seiner Sicht gar nicht geheim war - Mercedes sei nur ein Dienstleister von Pirelli gewesen

(Motorsport-Total.com) - Die Freude über den Sieg von Nico Rosberg beim Großen Preis von Monaco wurde bei Mercedes durch die Diskussion um den geheimen Reifentest für Pirelli getrübt. Red Bull und Ferrari fühlen sich wegen des 1.000-Kilometer-Tests, den Mercedes in der Vorwoche auf dem Circuit de Catalunya in Barcelona absolviert hat benachteiligt und haben haben zur Klärung der Angelegenheit gegen die Wertung des Rennens in Monaco Protest eingelegt. Daher musste Teamchef Ross Brawn nach dem Grand Prix bei den Rennkommissaren der Formel 1 vorstellig werden.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn

Ross Brawn ist sich in der Frage des Geheimtests keiner Schuld bewusst Zoom

"Ich möchte nicht zu sehr in die Details gehen, aber wir haben ihnen die Umstände dessen erklärt, was geschehen ist", sagt Brawn nach der Rückkehr von den Stewards im Gespräch mit 'Sky Sports F1'. Der Teamchef ist sich im Fall des außerplanmäßigen Tests keiner Schuld bewusst: "Ich bin mit dem, was wir gemacht haben, im Reinen. Wir haben den Rennkommissaren erklärt, was geschehen ist. Jetzt liegt es ihnen. Wir sind uns unserer Position aber sehr sicher."

Pirelli habe den Test vor allem aus Sicherheitsgründen durchführen wollen, nachdem es in dieser Saison mehrfach zu Reifenschäden gekommen war, bei denen sich die Lauffläche vom Reifen gelöst hatte: "Wir haben das auf Anfrage von Pirelli gemacht, weil es ein ernstes Problem mit den Reifen gab. Wir wollten Pirelli dabei helfen, das Problem mit der Delamination zu beheben", erklärt Brawn. Zwar seien auch erste Prototypen der nächstjährigen Reifen getestet worden (wobei Pirelli derzeit noch keinen Vertrag als Reifenlieferant für die Saison 2014 hat), daraus habe Mercedes aber keine Erkenntnisse ziehen können.

"Wir wissen nicht, was wir da getestet haben. Alle Reifen waren anonym. Wie bei anderen Reifentests auch, haben sie uns gesagt: Testet dies, testet das und sagt uns eure Meinung", erklärt Brawn, dem auch die Bezeichnung 'Geheimtest' sauer aufstößt: "Der Test begann, als viele Teams noch dabei waren, in Barcelona einzupacken", stellt Brawn klar. Nach unbestätigten Informationen begann der Test allerdings erst am Mittwoch, den 15. Mai. "Wenn wir also einen Geheimtest hätten durchführen wollen, wären wir irgendwo hingegangen, wo sie uns nicht gefunden hätten."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Monaco, Sonntag


Den Protest der Konkurrenz kann Brawn nachvollziehen, allerdings sieht er sein Team als falschen Adressaten: "Es war ein Reifentest von Pirelli und kein Mercedes-Test. Das ist wichtig. Im Vertrag zwischen Pirelli und der FIA gibt es einen Passus, der jedem Team erlaubt, auf Anfrage von Pirelli 1.000 Kilometer zu testen", verweist Brawn auf das Abkommen zwischen der FIA und den Italienern.

Dieser steht jedoch im Widerspruch zum gelten sportlichen Reglement der Formel 1, das während der Saison Tests mit Ausnahme der Young-Driver-Days verbietet. Brawn sieht sein Team bei dem Test als Dienstleister für den Reifenhersteller, während sich andere Teams verweigert hätten: "Pirelli hat in der Vergangenheit mehrmals angefragt, aber niemand hat sie unterstützt. Wenn sich die Teams beklagen, sollten sie vielleicht auch diesen Aspekt beachten."